Bürgerversicherung Barmenia warnt ihre Versicherten vor Rot-Grün

Dass den privaten Versicherern die geplante Bürgerversicherung von Rot Grün nicht schmeckt, ist bekannt. Jetzt hat die Barmenia ihre Versicherten schriftlich davor gewarnt, SPD oder Grüne zu wählen.

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Versicherte der Barmenia wurden schriftlich davor gewarnt, ihr Kreuzchen bei SPD oder Grünen zu setzen. Quelle: Presse

Private Versicherer rühren die Werbetrommel für die schwarz-gelbe Regierung. Käme Rot-Grün an die Macht, müssten sie nämlich um ihre Existenz bangen. So wollen beispielsweise die Grünen eine Bürgerversicherung, in der alle Bürger krankenversichert sind. Alle Anbieter müssten jeden ohne Gesundheitscheck aufnehmen. Bereits Privatversicherte bekämen dann zwar Bestandsschutz, neue Kunden könnten die Privaten aber vergessen. Auch das Modell der SPD würde der PKV schaden.

Die Tricks der Krankenversicherer
Mit günstigen Preisen lockenWer sich im Internet für Krankenversicherung interessiert, findet ganz schnell auch Anzeigen, in denen eine private Krankenversicherung für 49 Euro im Monat versprochen wird. Experten raten ab: In nur ganz wenigen Fällen kommen solche Beiträge überhaupt zustande. Wer so wirbt, hat meist nur ein Ziel: Die Daten des Interessenten einsammeln. Quelle: dpa
Adressen weiter verkaufenIm Internet sind viele professionelle Adressenhändler unterwegs. Wer seine Daten in einem scheinbar unabhängigen Portal für einen kostenlosen Vergleich eingibt, muss damit rechnen, dass er später mit Emails oder Anrufen bombardiert wird. Denn die Adressensammler verkaufen die Kontaktdaten an interessierte Vermittler weiter, die genau wissen, wie sie einen Versicherungsvertrag am besten verkaufen. Quelle: gms
Gierige Vermittler rausschickenNur wer eine private Krankenversicherung tatsächlich auch verkauft, verdient in der Vermittlerbranche Geld damit. Denn nur dann kassiert er Provision. Das Prinzip dabei: Je höher der Monatsbeitrag des Kunden, umso besser die Provision des Verkäufers. Nach den neuen Regeln wird der Monatsbeitrag hier in der Spitze mit dem Faktor neun multipliziert. Früher ging es bis zum Faktor 15 hoch. Quelle: dpa
Hohen Eigenanteil aufbrummenDas Prinzip in der privaten Krankenversicherung: Je mehr der Kunde im Falle einer Krankheit selbst bezahlt, umso niedriger wird sein Monatsbeitrag. Wer also einen Selbstbehalt von mehreren hundert bis zu 1000 Euro vereinbart, hat die Chance auf Prämien von weniger als 200 Euro. Quelle: dpa
Rechnungen nur teilweise zahlenJeder Versicherer hat seine eigenen Bedingungen. Daraus ergibt sich, was er im Zweifel bezahlt und was nicht. Für den Kunden ist das von vornherein schwer ersichtlich, deshalb haben die Analysten von Franke & Bornberg einen Index mit typischen Krankheiten gebildet und so das Leistungsniveau von unterschiedlichen Tarifen simuliert. Oft liegt das Erstattungsniveau der Billigtarife dabei nur zwischen 50 und 70 Prozent. Quelle: dpa
Teure Krankheiten ausschließenDie private Krankenversicherung (PKV) wirbt gerne damit, dass sie deutlich mehr leistet als die gesetzliche Krankenversicherung. In Billigtarifen wird jedoch die Leistung für bestimmte Krankheiten von vornherein ausgeschlossen. Dazu zählen etwa Behandlungen durch Psychologen, Wahlleistungen im Krankenhaus, Zahnleistungen oder die freie Arztwahl. Quelle: dpa
Prämien schnell erhöhenViele Krankenversicherer lockten Kunden in Billigtarife und hoffen, dass sie bald in höherwertige und teurere Tarife wechseln. Diese Rechnung ist in vielen Fällen jedoch nicht aufgegangen. Im Gegenteil: Viele Kunden in Einsteigertarifen zahlen sogar gar nichts mehr. Die Kosten tragen alle Versicherten im jeweiligen Kollektiv. Die Folge sind satte, zweistellige Prämienerhöhungen. Quelle: dpa

Deshalb hat sich die Versicherung Barmenia in einem Rundschreiben an ihre Kunden gewandt: "Mit dieser Bürgerversicherung würde das heute gut funktionierende System mit gesetzlichen Krankenkassen und privater Krankenversicherung zerschlagen", heißt es in dem Schreiben. Auch auf ihrer Website macht die Versicherung gegen die Pläne von SPD und Grünen Stimmung: "Freie Arzt- und Krankenhauswahl, ein flächendeckendes medizinisches Versorgungsnetz mit kurzen Wartezeiten für alle Menschen verdanken wir im Wesentlichen dem dualen System aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung. Doch nun wollen einige Parteien unter dem wohlklingenden Namen „Bürgerversicherung“ auch in Deutschland eine Einheits-Krankenversicherung einführen." Die Folgen der rot-grünen "Zwangsversicherung" wären weniger Wettbewerb, weniger Selbstbestimmung und ein eingeschränkter Leistungskatalog für alle.

Wie Ärzte und Bürger das Gesundheitssystem bewerten

Barmenia-Chef Andreas Eurich zählt zur Veranschaulichung Negativbeispiele aus den Nachbarländer auf: "Briten warten bis zu 18 Wochen auf einen Facharzttermin, die Niederländer bis zu einem Jahr auf eine Operation, und wer in Schweden eine Hüftoperation erhält oder nicht, entscheidet die Provinzverwaltung."

Die Barmenia argumentiert weiter, dass die Bürgerversicherung

Am Ende des Schreibens, das die Versicherten eine Woche vor der Bundestagswahl erreichte, hieß es: "Die Bürger(zwangs)versicherung führt also zur echten Zwei-Klassen-Medizin! Wollen Sie das?" Gegenüber Spiegel Online rechtfertigte die Versicherung sich damit, dass man die Kunden wohl fragen dürfe, ob sie wissen, welche Konsequenzen eine rot-grüne Regierung für die medizinische Versorgung habe. Schließlich habe man nicht dazu aufgerufen, FDP oder CDU zu wählen.

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