Bürokratie Was kosten deutsche Gesetze?

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Mit Druck zum weltweiten Vorbild

Beispiele für den Mehrwertsteuer-Irrsinn
Bei Edelmetallen herrscht ein wahrer Steuerdschungel, der für Laien kaum zu durchschauen ist. So sind etwa Goldmünzen oder -barren, die die Voraussetzungen für Anlagegold erfüllen, vollständig von der Mehrwertsteuer befreit. Münzen und Barren aus Silber sind meist mit 19 Prozent besteuert – für bestimmte Silbermünzen gelten aber Ausnahmen. Dann wird nur der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent angesetzt. Diese Münzen werden jährlich vom Bundesfinanzministerium bestimmt. Für andere Edelmetalle wie Platin oder Palladium ist stets der volle Steuersatz von 19 Prozent fällig. Noch komplizierter wird es bei den folgenden Beispielen, die sogar vor Gericht gingen. Quelle: dapd
Personen warten vor einer Pommesbude Quelle: dpa/dpaweb
Leute im Biergarten Quelle: dpa
Erstklässler in einer Mensa Quelle: dpa
Essen in einer Mensa Quelle: dapd
Mensaessen Quelle: dpa
Leute in einem Krankenhaus Quelle: dpa

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) bewegt sich mit seinem Ziel des Bürokratieabbaus noch in einem kleinen Kreis in Europa. Vorreiter waren die Niederlande, die ihrer Bürokratie als erste in den 1990er Jahren Zügel anlegten. Es folgten bisher nur Deutschland, England, Schweden und die Tschechische Republik. Diese Länder richteten alle ähnliche Gremien ein, um ihrer wuchernden Bürokratie Einhalt zu gebieten. Der deutsche Nationale Normenkontrollrat (NKR) will nun mit seiner Mandatserweiterung im letzten Jahr eine Vorbildrolle in Europa übernehmen.

Ludewig sagt: „Bisher geht der Bürokratieabbau nur von den nordeuropäischen Ländern aus. Wir wollen durch die Offenlegung der Folgekosten mehr Transparenz in der Gesetzgebung und damit eine neue politische Kultur in ganz Europa schaffen.“ Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) verfolgt mit der idealistischen Forderung einen pragmatischen Hintergedanken: Rund die Hälfte der in Deutschland geltenden Regelungen gehen auf EU-Recht zurück, weshalb Deutschland als Alleingänger beim Abspecken der Bürokratie nur Teilerfolge erringen kann. Langfristig müsse die europäische Gemeinschaft mitziehen und ähnliche EU-weite Gremien zur Jagd auf wuchernde Bürokratie einrichten, um die Gesetzgebung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten wirklich effizient zu machen.  

Auch innerhalb Deutschlands soll der Druck für Transparenz und geringere Folgekosten erhöht werden. Als Vorbild dient die ambitionierte Vorgabe, die sich der Nationale Normenkontrollrat (NKR) zu Beginn seiner Arbeit im Jahr 2006 gesetzt hatte: innerhalb von 5 Jahren die Informationskosten um 25 Prozent zu drücken.

Zwar verfehlte der NKR die Vorgabe um drei Prozentpunkte, jedoch wäre ganz ohne das 25-Prozent-Ziel wohl nur halb so viel erreicht worden, so Ludewig: „Basierend auf unseren Erfahrungen des vergangenen Jahres haben wir uns vorgenommen im nächsten Jahr der neuen Bundesregierung ein ähnlich ehrgeiziges Ziel für die Reduzierung der Folgekosten vorzulegen. Wir können die Bürokratie zwar nicht abschaffen, aber wir sollten sie auf ein Minimum reduzieren.“

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