Bundesagentur für Arbeit Geringste Juni-Arbeitslosenzahlen seit der Wiedervereinigung

Bundesagentur für Arbeit Quelle: dpa

Die Zahl der Jobsucher in Deutschland ist weiter gesunken. Auch ohne die Saisoneffekte war die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gut. Die Arbeitslosenquote sank auf fünf Prozent.

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Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist im Juni auf 2,276 Millionen gesunken. Das ist der niedrigste Wert in diesem Monat seit der Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vormonat waren 40.000 Menschen weniger ohne Job, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag in Nürnberg mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 197.000 zurück. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,0 Prozent.

Der Arbeitsmarkt entwickele sich weiter günstig, auch wenn sich die Dynamik zuletzt leicht abgeschwächt habe, sagte BA-Chef Detlef Scheele. Dies sei aber keine Trendumkehr. „Ehrlicherweise ist der Arbeitsmarkt so von der Sonne beschienen, dass man sich kaum was Besseres vorstellen kann.“ Das wird sich nach Einschätzung der Behörde auch durch den Handelsstreit mit den USA nicht unmittelbar ändern.

Auch saisonbereinigt sank die Zahl der Jobsucher: Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl lag im Juni bei 2,342 Millionen. Damit waren 15.000 Menschen weniger ohne Arbeit als im Mai. Im Westen ging die Zahl um rund 11.000 zurück, im Osten um etwa 4000.

Die Unterbeschäftigung, die auch Menschen umfasst, die etwa gerade an einer Weiterbildung teilnehmen, lag bei 3,24 Millionen. Sie sank damit saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 16.000. Bei der Bundesagentur waren im Juni zugleich rund 805.000 offene Stellen gemeldet – 74.000 mehr als vor einem Jahr.
Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Mai bei 44,8 Millionen – das ist ein Plus von 37.000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 593.000 Erwerbstätige mehr.
Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück, hieß es. Diese hat nach Berechnungen der Bundesagentur von März auf April saisonbereinigt um 60.000 zugenommen. Damit hatten hochgerechnet 32,78 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job – 770.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sieht den Jobmarkt in „stabiler Hochdrucklage“. Allerdings dürfe man die 800.000 Langzeitarbeitslosen nicht vergessen, betonte der SPD-Politiker. Für diese Menschen sei ein zusätzlicher sozialer Arbeitsmarkt nötig, um gesellschaftliche Teilhabe und Jobperspektiven zu ermöglichen.

Zollstreit, Unionszwist und eine neue Regierung in Italien: Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft gibt es derzeit genug. Das drückt Experten zufolge auch auf die Investitionsbereitschaft vieler Firmen.

Vollbeschäftigung nur im Süden – Bremen hinkt hinterher

Ökonomen sprechen bei Arbeitslosenquoten von rund drei Prozent von Vollbeschäftigung. Diese gebe es bereits in einigen Regionen, sagte Scheele. Andernorts sei dies wegen des Strukturwandels kaum möglich – etwa im Ruhrgebiet, Bremerhaven oder einigen Regionen in Ostdeutschland. „Da werden wir das für absehbare Zeiten nicht erreichen können“, sagte Scheele. „Es wird immer Ungleichgewichte geben.“ Spitzenreiter bei der Arbeitslosenquote sind die wirtschaftsstarken Südländer Bayern mit 2,7 Prozent und Baden-Württemberg mit 3,0 Prozent. Die rote Laterne hat Bremen mit 9,7 Prozent vor Berlin (7,9 Prozent).

Händeringend suchen Unternehmen derzeit vor allem Altenpflegekräfte. Hier kommen bei den Pflegern mit dreijähriger Ausbildung laut BA 27 Arbeitslose auf 100 gemeldete offene Stellen. Zudem dauert es rund 175 Tage bis ein Posten neu besetzt wird und damit deutlich länger als der Durchschnitt von 109 Tagen. Scheele plädierte dafür, das Potenzial von Erwerbspersonen in Deutschland auszuschöpfen. Die Anwerbung von Fachkräften im Ausland sei zwar wichtig – „sie ist aber nicht der Königsweg, um den Fachkräftemangel hier zu beheben.“

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