




Opposition ist Mist. Vor allem, wenn die Regierung so über-groß ist, wie es die schwarz-rote Koalition wohl im Vergleich zur Mini-Opposition aus Linken und Grünen im Bundestag werden wird. Diese unbequeme Aussicht versuchen die meisten Grünen, die sich an diesem Wochenende beim Parteitag in Berlin zu Wort melden, schönzureden. Es stimmt ja auch, dass die Sonnenblumenpartei nach der Wahlschlappe und dem Austausch eines Gutteils der eigenen Führungsleute reichlich durcheinander ist. Gegenüber der Union voller Kraft und taktischer Meister wie Angela Merkel und Horst Seehofer hätten sie schlechte Aussichten. Doch die wesentlichen Entscheidungen beim Umbau der Energieversorgung werden in den nächsten vier Jahren gefällt - ohne die Partei, die die Wende als eigenes Modell beansprucht.
Die große Unsicherheit zeigt sich bei der Bewerbungsrede der neuen Ko-Parteichefin Simone Peter. Die Grüne aus dem Saarland folgt Claudia Roth nach, der manchmal schrillen Langzeitvorsitzenden mit emotionaler Kampfkraft. Die 47jährige Saarländerin bleibt eher farblos, eckt nirgendwo an und will sich als promovierte Biologin auf grüne Kernthemen rund um die Ökologie besinnen. Entsprechend verhalten bleibt der Applaus und mäßig das Ergebnis. Rund 75 Prozent Ja-Stimmen und 13 Prozent Enthaltungen stehen am Ende der Wahl ohne Gegenkandidatin.
Kämpfen muss Cem Özdemir, der als bisheriger Ko-Parteichef fürs schlechte Abschneiden bei der Wahl mit verantwortlich gemacht wird. Er lobt die Basis und die Landesverbände, die oft genauer wüssten, was die Leute bewege. Er selbst sei zu ängstlich gewesen und habe manchen Streit vermieden statt für das zu kämpfen, was er für richtig halte. Ans Hallenpublikum gewandt fordert er zugleich, die Grünen dächten noch zu stark in Lagern und folgten eher Leuten aus dem eigenen Flügel von Linken oder Realos statt zuerst die besten Argumente anzuerkennen.
Özdemir bekommt gut 71 Prozent der Stimmen, deutlich weniger als beim letzten Mal mit 83 Prozent.