
1240 Delegierte sind an diesem Sonntag aufgerufen, im Berliner Reichstag den nächsten Bundespräsidenten zu wählen. Dabei ist jetzt schon klar, dass der frühere Pastor, Bürgerrechtler, Chef der Stasi-Unterlagenbehörde und unterlegene Präsidentschaftskandidat von 2009, Joachim Gauck, zum Nachfolger von Christian Wulff gewählt wird. Schließlich ist Gauck der gemeinsame Kandidat von CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen - und die kommen bei der Bundesversammlung zusammen auf 1100 Delegierte oder 89 Prozent. Weit abgeschlagen dürfte die Kandidatin der Linken (124 Wahlleute), Beate Klarsfeld, landen. Schließlich gibt es noch Delegierte, die die Freien Wähler (zehn), die NPD (drei) und die Piraten-Newcomer (zwei) entsenden.





Es ist diesmal die Zeremonie zur Wahl des deutschen Staatsoberhauptes, die im Vordergrund steht. Vor knapp zwei Jahren gab es noch höchste Spannung, als sich Wulff als bürgerlicher Kandidat und Gauck als Favorit von SPD und Grünen ein packendes Duell lieferten und Wulff erst im dritten Wahlgang mit einfacher Mehrheit gewählt wurde.
Nach dem unrühmlichen Abgang des einstigen Konkurrenten und Siegers Wulff steht nun Gauck als Nachfolger fest, nachdem sich die Liberalen in einer spektakulären Aktion für den Bürgerrechtler entschieden und damit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) brüskierten, die einen eigenen Kandidaten auf den Schild heben wollte - den Nachhaltigkeits-Politiker Klaus Töpfer oder vielleicht den früheren evangelischen Bischof Wolfgang Huber. Das Gauck-Manöver von FDP-Chef Philipp Rösler gelang, auch wenn die schwarz-gelbe Koalition deswegen vorübergehend kurz vor dem Scheitern stand.