
Berlin Mit einem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück könnte die SPD nach Einschätzung des Meinungsforschers Manfred Güllner die Bundestagswahl 2013 gleich als verloren abschreiben. „Ich glaube, dass die SPD mit Steinbrück null Chancen hat“, sagte der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa am Dienstag in einem Interview in Berlin.
Gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hätten alle drei derzeit diskutieren SPD-Herausforderer nach Güllners Worten wenig Chancen. Der Forsa-Chef zeigt sich mit Blick auf 2013 überzeugt: „Für Rot-Grün wird es nicht reichen.“ Der SPD bliebe für eine Regierungsbeteiligung demnach nur die Perspektive der Junior-Partnerin bei einer Wiederauflage der großen Koalition.
In der SPD gelten derzeit neben Steinbrück Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Parteichef Sigmar Gabriel als mögliche Kanzlerkandidaten. Entschieden werden soll darüber nicht vor Ende kommenden Jahres. Als ein Test der innerparteilichen Unterstützung gilt der Bundesparteitag in knapp vier Wochen in Berlin, bei dem alle drei zentrale Reden halten sollen.
Steinbrück hat seine Ambitionen in den vergangenen Monaten nicht verhehlt und sich zuletzt vermehrt mit SPD-Altkanzler Helmut Schmidt in Szene gesetzt, der sich für ihn als Kanzlerkandidat aussprach. Der bisher letzte SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte jüngst in einem Interview zwar nicht für Steinbrück Partei ergriffen, seiner Partei aber eine rasche Entscheidung empfohlen.
Steinbrück erhalte als früherer Finanzminister der großen Koalition zwar „ein bisschen Zuspruch aus dem bürgerlichen Lager“, sagte Güllner. Dort werde er aber zum Teil gar nicht der SPD zugerechnet. Der Mittelstand habe Steinbrück „die ganzen Verschlimmerungen im Steuerrecht“ nicht vergessen. Dass sich Steinbrück nun auf SPD-Altkanzler Schmidt berufe, sei eine „völlig verkehrte Parallele“.
Statt Führungskraft auszustrahlen, werde Steinbrück als Adlatus von Kanzlerin Merkel in der damaligen Finanzkrise gesehen: „Er wurde wahrgenommen als der Hilfsreferent und nicht als der Krisenlöser, als der er sich heute darstellt.“ Die SPD werde sich schwer tun, einen aussichtsreichen Herausforderer gegen Merkel aufzustellen. „Sie hat keinen“, sagte der Forsa-Chef. „Ich sehe im Moment keinen, der Merkel ernsthaft gefährden könnte.“
Am ehesten traut der Meinungsforscher dies womöglich Parteichef Gabriel zu, dem das Vorschlagsrecht für den Kanzlerkandidaten zusteht. „Ich glaube, Gabriel ist entwicklungsfähig“, sagte Güllner. Für Gabriel und Steinmeier gelte: „Die haben eine klare Sprache.“ Gabriel, dessen Popularität in Umfragen weit hinter Steinbrück und Steinmeier liegt, habe als Parteichef noch kein richtiges Profil entwickeln können und gelte als zu sprunghaft.