Hans-Olaf Henkel zur AfD "Max Otte irrt sich"

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Wen sollte jemand wie Max Otte dann wählen?

Wen sollte jemand wie Max Otte dann wählen?
Für mich wäre die AfD die letzte Partei, bei der ich mein Kreuz machen würde. Merkel ist sowieso nicht mehr zu verhindern. Soll sie doch mit der SPD oder Jamaika in den nächsten vier Jahren die Suppe selbst auslöffeln, die sie uns eingebrockt hat. Danach wird es dann wieder bergauf gehen. Dafür engagiere ich mich politisch bei der LKR, den Liberal-Konservativen Reformern.

Die neue Partei von Bernd Lucke, die kaum jemand kennt. Bei der Bundestagswahl treten Sie gar nicht erst an.
Keine Sorge. Wir treten bei der nächsten Europawahl auch bundespolitisch wieder auf die Bühne. Mein Zeichen des Protests ist deshalb: zum ersten Mal in meinem Leben wähle ich diesmal gar nicht. 

Über die AfD haben sie mal gesagt, Sie hätten geholfen, ein Monster zu erschaffen. Dieses Monster wird wohl klar in den Bundestag einziehen. Wie viel Verantwortung dafür tragen Sie?
Viel – leider. Ich bin Ende 2013 in die Partei eingetreten, nachdem die AfD knapp den Einzug in den Bundestag verpasst hatte. In den Umfragen lag sie unter fünf Prozent. Alle sagten der AfD damals das Schicksal der Piraten voraus. Ich hatte dann den Europawahlkampf mit einem ungesicherten Kredit von einer Million Euro ko-finanziert. Wir holten schließlich hervorragende sieben Prozent – die Grundlage für die Erfolge bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Das führte überhaupt erst dazu, dass Frauke Petry, Alexander Gauland und Björn Höcke überregional bekannt wurden. Der Rest ist Geschichte.

Welche Fehler haben Sie gemacht?
Zwei große! Erstens: Wir haben zu spät gemerkt, wie schnell Petry, Gauland, Höcke und Co. in der Lage waren, die Partei von einer Professorenpartei mit liberal-konservativen Profil zu einer völkisch-nationalistischen Partei zu machen. Zweitens: Als wir es merkten, haben wir zu spät reagiert. Wir waren selbst zu benebelt von den Wahlerfolgen.

Wie wird sich die AfD verhalten, wenn sie in den Bundestag einzieht? Wird sie sich mäßigen, radikalisieren oder womöglich spalten?
Schauen Sie nur auf das Europäische Parlament. Dort hatten sich zwei AfD-Abgeordnete der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer angeschlossen, der drittgrößten Fraktion im Europäischen Parlament. Zu diesen gehören neben den britischen Tories die konservativen und euroskeptischen Parteien Europas. Dort ist die AfD inzwischen hochkant rausgeflogen. Sie sitzt jetzt in der Fraktion der Partei von Marine Le Pen! Genau dorthin gehört sie auch. Insofern rechne ich eher damit, dass sie sich weiter radikalisiert.

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