Inhaltlich setzt die FDP auf ihr neues Profil. „Die Digitalisierung ändert alles, wann ändert sich die Politik“, heißt es auf einem der Plakate. „Ungeduld ist auch eine Tugend“, heißt es auf dem anderen. Die Schwarz-Weiß-Bilder stammen von Olaf Heine, der schon die Rockband Rammstein und Popsänger Sting abgelichtet hat. Fünf Millionen Euro soll die Kampagne der Liberalen kosten. Jeder der 299 Wahlkreiskandidaten bekommt sein eigenes Plakat in der Lindner-Sting-Optik.
Ergebnisse der FDP bei Bundestagswahlen
1949 startet die FDP mit 11,9 Prozent der Wählerstimmen.
Quelle: Statista/Bundeswahlleiter 2015
Immer noch fast 10 Prozent der Wähler können sich für die Liberalen begeistern: 9,5 Prozent.
1957 bekam die FDP einen Stimmenanteil von 7,7 Prozent.
12,8 Prozent der Wähler stimmen für die FDP. Das ist das zweitbeste Wahlergebnis für die Partei auf Bundesebene überhaupt.
Das gleiche Ergebnis wie 12 Jahre zuvor: 9,5 Prozent der Stimmen entfallen auf die Freien Demokraten.
Acht Jahre nach dem zweitbesten Wahlergebnis auf Bundesebene fährt die FDP das zweitschlechteste ein: Nur 5,8 Prozent der Wähler stimmen für die Liberalen.
Die FDP kommt auf einen Stimmenanteil von 8,5 Prozent.
Die FDP bekommt 7,9 Prozent der Stimmen.
Fünfmal knackte die FDP (Stand: 2015) bei Bundestagswahlen bisher die 10-Prozent-Marke: 1949, 1961, 1980 (10,6 Prozent) und 2009.
1983 bekommt die FDP 7 Prozent der Stimmen.
Die Liberalen bekommen 9,1 Prozent der Stimmen.
11,7 Prozent der Wählerstimmen gehen an die Freien Demokraten.
Die FDP kommt auf 6,9 Prozent der Stimmen.
Leichte Verluste: 6,2 Prozent der Wähler stimmen für die Liberalen.
Immerhin 7,4 Prozent der Wählerstimmen kann die FDP holen.
Die FDP schnellt hoch auf 9,8 Prozent.
Die Bundestagswahl 2009: Vorläufiger Höhepunkt der FDP. 14,6 Prozent der Wähler stimmen für sie.
Nach dem Höhe- der Tiefpunkt: Die FDP stürzt ab, schafft die Fünf-Prozent-Hürde nicht (4,8 Prozent) - zum ersten Mal seit 1949 sitzen die Liberalen nicht im Bundestag.
Über die Frage, was der FDP noch gefährlich werden könnte bis zur Wahl, will Lindner einen Moment nachdenken. Und während Lindner grübelt, schiebt seine Generalsekretärin ein, dass man externe Situationen nie vorhersehen könne. Was, wenn wieder mehr Flüchtlinge kommen? Was, wenn sich ein Unfall in einem Kernkraftwerk ereignen sollte, wovon mutmaßlich die Grünen profitieren würden? Tatsächlich – auf diese Szenarien können sich Lindner und Co. kaum vorbereiten.
Lange vorbereiten konnte sich Lindner hingegen auf das Buch von Gerhard Papke, dem früheren FDP-Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag, der von sich selbst sagt, er sei Freund, Vertrauter und Förderer Lindners gewesen. Auf 217 Seiten hat der 56-jährige Papke seine Sicht auf die Lindner-FDP niedergeschrieben. Das Buch mit dem Titel „Noch eine Chance für die FDP?“ soll keine Abrechnung mit Christian Lindner sein, liest sich aber genau so. „Ich habe keinen Bundesvorsitzenden der FDP erlebt, der die Partei in einem vergleichbaren Maße unter seine Kontrolle bringen möchte wie er“, schreibt Papke über Lindner. Es ist eine Binse. Auch unter Westerwelle war die Partei auf eine Person zugeschnitten – und bei SPD und Union ist es derzeit nicht minder der Fall.
Papke wollte die FDP einst islamkritisch positionieren, Lindner verhinderte das. Die Bande der beiden zerbrach. „Die FDP hat jeder Versuchung widerstanden, rechtspopulistisch zu werden“, sagt Lindner bei der Präsentation am Montag. Über Papke, einen Einzelnen, der mit der neuen FDP nichts mehr zu tun haben möchte, redet Lindner kaum. Der FDP-Chef spricht lieber über das „Wir“.