Kampagnenstart zur Bundestagswahl Plötzlich ist die FDP eine „Wir“-Partei

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Christian Lindner spricht lieber vom "Wir"

Inhaltlich setzt die FDP auf ihr neues Profil. „Die Digitalisierung ändert alles, wann ändert sich die Politik“, heißt es auf einem der Plakate. „Ungeduld ist auch eine Tugend“, heißt es auf dem anderen. Die Schwarz-Weiß-Bilder stammen von Olaf Heine, der schon die Rockband Rammstein und Popsänger Sting abgelichtet hat. Fünf Millionen Euro soll die Kampagne der Liberalen kosten. Jeder der 299 Wahlkreiskandidaten bekommt sein eigenes Plakat in der Lindner-Sting-Optik.

Ergebnisse der FDP bei Bundestagswahlen

Über die Frage, was der FDP noch gefährlich werden könnte bis zur Wahl, will Lindner einen Moment nachdenken. Und während Lindner grübelt, schiebt seine Generalsekretärin ein, dass man externe Situationen nie vorhersehen könne. Was, wenn wieder mehr Flüchtlinge kommen? Was, wenn sich ein Unfall in einem Kernkraftwerk  ereignen sollte, wovon mutmaßlich die Grünen profitieren würden? Tatsächlich – auf diese Szenarien können sich Lindner und Co. kaum vorbereiten.

Lange vorbereiten konnte sich Lindner hingegen auf das Buch von Gerhard Papke, dem früheren FDP-Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag, der von sich selbst sagt, er sei Freund, Vertrauter und Förderer Lindners gewesen. Auf 217 Seiten hat der 56-jährige Papke seine Sicht auf die Lindner-FDP niedergeschrieben. Das Buch mit dem Titel „Noch eine Chance für die FDP?“ soll keine Abrechnung mit Christian Lindner sein, liest sich aber genau so. „Ich habe keinen Bundesvorsitzenden der FDP erlebt, der die Partei in einem vergleichbaren Maße unter seine Kontrolle bringen möchte wie er“, schreibt Papke über Lindner. Es ist eine Binse. Auch unter Westerwelle war die Partei auf eine Person zugeschnitten – und bei SPD und Union ist es derzeit nicht minder der Fall.

Papke wollte die FDP einst islamkritisch positionieren, Lindner verhinderte das. Die Bande der beiden zerbrach. „Die FDP hat jeder Versuchung widerstanden, rechtspopulistisch zu werden“, sagt Lindner bei der Präsentation am Montag. Über Papke, einen Einzelnen, der mit der neuen FDP nichts mehr zu tun haben möchte, redet Lindner kaum. Der FDP-Chef spricht lieber über das „Wir“.



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