These 13 Länger arbeiten

Rente mit 70? Ja, irgendwann. Viel dringlicher wäre es, überhaupt einen Weg dahin zu entwerfen: mit einer verlässlichen und klaren Renteneintrittsformel.

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Ein Mann mit grauen Haaren streicht eine Wand. Quelle: dpa

Otto von Bismarck schenkte den Deutschen 1889 die Rentenversicherung – aber es war ein Geschenk, das fast niemand auspacken konnte. In den Genuss der staatlichen Altersversorgung kamen erst Arbeiter, die das 70. Lebensjahr erreichten. Damals bedeutete dies: fast niemand.

Mehr als 125 Jahre später ist Rente nicht mehr das Glück weniger Greise, sondern jahrzehntelanger Alltag. Noch 1960 erhielt der Durchschnittsruheständler gerade einmal zehn Jahre lang seine Rente, heute beziehen Frauen sie im Schnitt mehr als 21 Jahre lang und Männer immerhin über 17.

Das ist natürlich den Errungenschaften der Medizin zu verdanken und außerdem das Ergebnis einer Arbeitswelt, in der harte körperliche Plackerei glücklicherweise immer seltener wird – zugleich aber fordert diese Entwicklung den Sozialstaat aufs Heftigste heraus.

Schon 2020 werden alle staatlichen Rentensteuerzuschüsse zusammengerechnet die Marke von 100 Milliarden Euro pro Jahr überschreiten. Das ist das dunkle Geheimnis des als unantastbar geltenden Generationenvertrags: Das gewohnte und garantierte Niveau der Altersversicherung wäre aus Beitragsmitteln alleine schon lange nicht mehr zu stemmen. Die Wonnen eines langen Lebensabends sind deshalb langfristig nur zu finanzieren, wenn für diese Wonnen vorher länger gearbeitet wird. Auch wenn Politiker aller Couleur immer wieder das Gegenteil suggerieren: Die Rente mit 67 wird nicht das Ende der Geschichte sein. Man kann Politik gegen alle machen, aber nicht gegen Adam Riese.

Es gäbe dafür Mittel und Wege, clevere sogar. Um die erhitzten – aber leider eben meist uninformierten – Debatten über die Rente mit 69 oder 70 der Politik ein für alle Mal zu entziehen, böte sich die 2:1-Formel des Münchner Demografieforschers Axel Börsch-Supan an. Ein gesetzlich festgelegter Automatismus würde die Pensionsschwelle mit der steigenden Lebenszeit verknüpfen. Einfacher gesagt: Wenn die Lebenserwartung um drei Jahre steigt (was in Deutschland zuletzt etwa alle zehn Jahre der Fall war), müssten die Bundesbürger zwei Jahre länger arbeiten, um sich ein Jahr zusätzlichen Ruhestand zu sichern.

Hält man sich an diese Formel, ließe sich endlich sicher sagen: Die Rente ist sicher.

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