Es ist die nächste Schlappe für Martin Schulz und seine SPD. Wie eine Online-Umfrage der WirtschaftsWoche und Civey belegt, sprechen nur 12,8 Prozent der Bürger den Sozialdemokraten die größte Kompetenz in der Wirtschaftspolitik zu. Damit liegt die SPD knapp hinter der FDP (15,1 Prozent) und weit abgeschlagen hinter der Union. Kanzlerin Merkel und der CDU vertrauen in der Wirtschaftspolitik fast die Hälfte der Deutschen (48,5 Prozent). An der Umfrage haben bislang mehr als 56.000 Menschen teilgenommen. Mithilfe der Nutzerdaten und eines eigenen Algorithmus errechnet Civey aus den Rohdaten der Umfrage repräsentative Ergebnisse. Die statistische Fehlerquote der Befragung liegt bei 2,5 Prozentpunkten. Da die Umfrage weiterhin läuft, können sich die Prozentzahlen verändern.
Besonders deprimierend für die SPD: Selbst unter den Bürgern mit einer Wahlabsicht für die SPD bezweifelt mehr als ein Drittel, dass die SPD am meisten von der Wirtschaftspolitik versteht. Stattdessen verortet ein Viertel der potentiellen SPD-Wähler den größten ökonomischen Sachverstand bei der Union. Elf Prozent der SPD-Anhänger glauben, dass die FDP am meisten über Wirtschaftspolitik weiß. Die Fehlerquote bei dieser Frage: 3,8 Prozentpunkte.
Einen Monat vor den Bundestagswahlen zeichnet sich in der Wirtschaftspolitik somit eine breite Mehrheit für Schwarz-Gelb ab. Zugleich zeigt sich: Mit dem Thema Gerechtigkeit kann Martin Schulz kaum punkten. Zwar bezweifeln laut einer weiteren Civey-Umfrage drei Viertel der Deutschen, dass die Erfolge des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland gerecht verteilt werden. Gleichzeitig beurteilen im ZDF-Politbarometer 64 Prozent der Bürger ihre persönliche Wirtschaftslage als gut.
Dazu passt eine Umfrage der WirtschaftsWoche und Civey vom Mai. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands schätzte darin fast jeder Dritte Befragte als gut ein. Während Anhänger der Union die Wirtschaftslage besonders optimistisch bewerten, blicken vor allem potentielle Wähler der Linken und der AfD mit gemischten Gefühlen auf die ökonomische Situation der Republik. Zwischen den neuen und alten Bundesländern gibt es dagegen kaum Unterschiede.
Globalisierung als Chance
Die Globalisierung betrachten die Deutschen als positiven Faktor. Jeder sechste Bürger glaubt, dass sie eher Chance als Risiko ist. Das geht aus einer weiteren Online-Umfrage der WirtschaftsWoche und Civey hervor, an der in den vergangenen drei Wochen mehr als 85.000 Menschen teilgenommen haben. Die Jüngeren im Alter zwischen 18 und 39 Jahren befürworten die Globalisierung dabei stärker als die Menschen zwischen 40 und 64 Jahren. Im Rentenalter nimmt der Zuspruch zur Globalisierung wieder zu.
Die größten Außenhandelspartner Deutschlands 2016 nach Exporten
Waren im Wert von 107 Mrd. Euro kauften die USA 2016 aus Deutschland ein. Da die Deutschen im Verhältnis dazu aber relativ wenig aus den Vereinigten Staaten importieren (Warenwert: 58 Mrd. Euro, Platz 4 der wichtigsten Partner für den Warenimport), liegen die USA im Gesamtüberblick der wichtigsten deutschen Außenhandelspartner nur auf Platz 3.
Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis
Stand: 20.04.2017
Gut, wenn man sich auf die Nachbarn verlassen kann: Nach Frankreich exportierte Deutschland 2016 Waren im Wert von 101 Mrd. Euro. Umgekehrt kaufen die Deutschen "nur" für 66 Mrd. in Frankreich ein (damit liegt die Grande Nation immerhin auf Platz 3 der wichtigsten Länder, aus denen Deutschland Waren importiert). Auch insgesamt (Warenwert der Im- und Exporte zwischen Deutschland und Frankreich 167 Mrd. Euro) ist Frankreich ein wichtiger Handelspartner für Deutschland (Platz 2).
Einst als Warnung für billige Nachahmer-Importprodukte in Großbritannien erfunden, ist "Made in Germany" mittlerweile eine Art Qualitätsversprechen. Die Einwohner des Vereinigten Königreichs importierten 2016 Waren im Wert von 86 Mrd. Euro aus Deutschland.
79 Mrd. Euro ließen sich die Niederländer 2016 deutsche Produkte kosten. Die Deutschen wiederum importierten 2016 Waren im Wert von 83 Mrd. Euro aus dem Nachbarland - damit liegt die Handelsnation auf Platz 2 der für Deutschland wichtigsten Import-Länder.
Runter vom europäischen Festland, es geht nach Asien: China importierte 2016 aus Deutschland Waren im Wert von 76 Mrd. Euro. Dazu gesellen sich 94 Mrd. Euro, die die Chinesen an Exporten nach Deutschland verdienten. Insgesamt handelten die Deutschen und die Chinesen also mit Waren im Wert von 170 Mrd. Euro. Damit ist China insgesamt (Importe+Exporte) erstmals Deutschlands insgesamt wichtigster Außenhandelspartner.
61 Mrd. Euro bekamen deutsche Firmen 2016 für ihre Lieferungen nach Italien.
Die Alpenrepublik kaufte 2016 für 60 Mrd. Euro in Deutschland ein.
55 Mrd. Euro beträgt der Wert der Waren, die die Polen den Deutschen 2016 abkauften.
Die Schweizer kauften Waren im Wert von 50 Mrd. Euro aus Deutschland ein.
Nach Belgien exportierte Deutschland 2016 Waren im Wert von 42 Mrd. Euro.
Aufgeteilt nach Parteien sind die Anhänger von CDU und CSU der Globalisierung am breitesten zugeneigt. Mehr als 77 Prozent der möglichen Unions-Wähler befürworten den weltweiten Handel. Auf Platz zwei der Globalisierungs-Fans folgt die FDP-Anhängerschaft, aus der auch die bedingungslosesten Befürworter stammen (jene Anhänger, die in der Globalisierung „ganz klar eine Chance“ sehen).
Besonders skeptisch sind die potentiellen Wähler der Linken und der AfD. In beiden Parteien sehen mehr als 60 Prozent der Anhänger in der Globalisierung ein Risiko. Nicht einmal jeder zehnte potentielle Wähler der AfD oder Linken sieht in der Globalisierung „ganz klar eine Chance“.
Genauso wichtig wie die Globalisierung ist für die Wirtschaft mittlerweile die Digitalisierung. Noch immer lahmt Deutschland hier in vielen Bereichen. Der FDP trauen die Bürger am ehesten zu, hier etwas zu bewegen. Ein Viertel (25,7 Prozent) der Teilnehmer einer Umfrage von WirtschaftsWoche und Civey glaubt, dass Christian Lindners Partei die Digitalisierung am voranbringen kann. Allerdings folgt die CDU nur 0,4 Prozentpunkte hinter der FDP – ein Abstand der im statistischen Fehlerbereich von 2,5 Prozentpunkten liegt.
In der Digitalisierung zeigt sich somit ein ähnliches Bild wie in der Wirtschaftspolitik: Mehr als die Hälfte der Bürger sieht die größte Kompetenz bei Schwarz-Gelb. Der SPD trauen dagegen nur 12,3 Prozent der Befragten Veränderungspotential im Bereich Digitalisierung zu. Den Grünen (5,1 Prozent), der AfD (4,3 Prozent) und der Linken (3,4 Prozent) sprechen noch weniger Deutsche Digitalkompetenz zu. Die Zeiten spannender Wahlkämpfe scheinen vorbei zu sein.