Bundestagswahl Was für Schwarz-Rot spricht - und was dagegen

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Die Basis bleibt unkalkulierbar

Die staatspolitische Verantwortung - das ist das Argument, vor dem sich die Gegner der Großen Koalition am meisten fürchten. Schwarz-Rot ist bei den Bürgern ohnehin höchst beliebt. Wenn Merkel attraktive Zugeständnisse bei Programm und Posten macht, kann sich die SPD kaum noch verweigern. Angesichts der fortwährenden Finanzkrise wird die Union an die Verantwortung der SPD appellieren, die politische Stabilität des Landes nicht aufs Spiel zu setzen. Es käme die Fortsetzung der schwarz-roten Euro-Rettungspolitik mit offiziellem Koalitionsvertrag.

Und was, wenn doch nicht? Eine gewisse Restwahrscheinlichkeit ist gegeben, dass die SPD die Gespräche mit CDU/CSU platzen lässt. Das hat mit der anderen Seite zu tun. Merkel und Seehofer sind gerade triumphal bestätigt worden, sie könnten auf den Wählerwillen pochen und allzu große Zugeständnisse (Betreuungsgeld, Spitzensteuersatz, Homo-Ehe) kategorisch ablehnen.

Schlussendlich bleibt die Basis unkalkulierbar. Es war Gabriels eigener Schachzug, 2013 keine Entscheidungen ohne Beteiligung der Mitglieder zu treffen. Schon der kleine Parteitag namens Parteikonvent, der deshalb am Freitagabend mit 200 Delegierten zusammen kommen wird, könnte die Hürden für Schwarz-Rot absichtlich hoch, vielleicht zu hoch ansetzen. Vollends offen wäre die Lage, wenn wichtige Landesverbände wie Nordrhein-Westfalen auf einen Mitgliederentscheid pochen sollten.

So einige SPD-Ministerpräsidenten, vor allem Hannelore Kraft in NRW, wollen im Bundesrat ihre Macht ausspielen und nicht halb mit am Kabinettstisch sitzen. Wenn Sigmar Gabriel es soweit nicht kommen lassen möchte, muss er am Freitag überzeugen. Wenn er selbst 2017 Kanzler werden will - erst recht.

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