Bundestagswahl So würde Ihr Portemonnaie wählen

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Für oder gegen die Umverteilung

Liberale geben, Sozialdemokraten nehmen
Eine Familie Quelle: obs
*Netto-Entlastung, weil das Kindergeld höher ist als die Steuerlast
*Netto-Entlastung, weil das Kindergeld höher ist als die Steuerlast

Insgesamt fordern die Parteien das Wahlvolk dieses Mal auf, sich für oder gegen eine gigantische Umverteilung zu entscheiden. So will die SPD über 32 Milliarden Euro Steuern zusätzlich erheben, errechnete der Bund der Steuerzahler (BdSt). Bei den Grünen sind es 52 Milliarden und bei der Linken rund 200 Milliarden Euro. Faktisch geht es um eine Umformulierung der sozialen Marktwirtschaft zur reinen Sozialwirtschaft.

Das Kontrastprogramm bildet Schwarz-Gelb. Bei der Union kommt laut Steuerzahlerbund nur eine minimale Entlastung von einer Milliarde Euro heraus – konservativer geht es kaum. Eine deutliche Entlastung verspricht nur die FDP, und zwar in Höhe von knapp 18 Milliarden Euro, wovon allein 14 Milliarden Euro auf die Abschaffung des Solidaritätszuschlages entfallen.

Dem Soli-Abbau ist es zu verdanken, dass die FDP für die meisten Geldbeutel erste Wahl ist – von der Linkspartei einmal abgesehen, die für die unteren Lohngruppen beträchtliche Vergünstigungen im Angebot hat.

Nichts gibt es von der SPD

Ein Single mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 20 000 Euro könnte von den Liberalen 195 Euro Entlastung erfahren. Bei den Grünen gäbe es 72 Euro mehr im Portemonnaie; hier macht sich die Anhebung des Grundfreibetrages für alle bemerkbar. Die Linke würde den Grundfreibetrag noch weiter aufstocken, was sich für den 20 000-Euro-Single in einem Plus von 776 Euro niederschlägt. Knickrig sind derweil die beiden Volksparteien. Bei der Union müsste er 53 Euro weniger Steuern zahlen wegen des Abbaus der kalten Progression im Einkommensteuertarif. Nichts gäbe es dagegen bei der SPD.

Das vorläufige amtliche Endergebnis – hier sehen Sie, wie die politische Stimmung im Land ist.

Nehmen ist seliger als Geben, das ist insgesamt das Mantra der sozialdemokratischen Steuer-Agenda. Ab einem zu versteuernden Einkommen von 64 000 Euro, also oberhalb der IG-Metall-Facharbeiterlöhne, will die SPD an der Steuerschraube drehen. Der Satz steigt von 42 Prozent bis auf den neuen Spitzenwert von 49 Prozent (ab 100 000 Euro), natürlich plus Soli. Wer an der SPD-Reichenschwelle lebt, müsste als Single 1329 Euro zusätzlich berappen. Dieser – für sich genommen moderat klingende – Betrag würde indes die Gesamtbelastung auf satte 36 947 Euro treiben.

Ist der Single ein Top-Manager oder ein erfolgreicher Unternehmer mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von einer Million Euro, muss er laut SPD 502 201 Euro zahlen – also mehr als die Hälfte seines Verdienstes an den Fiskus abgeben. Geht es nach dem Willen von Grünen und Linken, soll die Steuerlast in dieser Gruppe sogar noch weiter steigen.

SPD belastet hauptsächlich Familien

Die größten Opfer einer rot-rot-grünen Bundesregierung wären jedoch die besser gestellten Familien. Ein Vier-Personen-Haushalt, in dem ein Alleinverdiener 100 000 Euro nach Hause bringt, müsste nach den grünen Plänen 3511 Euro mehr Steuern zahlen, bei den Linken wären es sogar 10 231 Euro mehr. Die Partei von Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht würde sogar geringverdienende Familien zusätzlich belasten. Hier schlägt das Weltbild durch: Um beide Elternteile in die Berufstätigkeit zu drängen, soll die traditionelle Rollenverteilung per Steuerrecht (Ehegattensplitting) abgeschafft werden. "Die Steuererhöhungspläne reichen weit in die Mitte der Gesellschaft hinein und belasten vor allem Familien", urteilt deshalb BdSt-Präsident Reiner Holznagel.

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