Bundestagswahl Merkel und Steinbrück duellieren sich um die Macht

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Hier verbrennt der Staat Geld
Luftkissenboot der US-Marine Quelle: dpa
Der über die Toppen geflaggte neue Tonnenleger "Nordergründe" Quelle: dpa
Ein Mann malt an einem Badesee seiner Frau mit Sonnenmilch eine Sonne auf den Rücken. Quelle: dpa
Tunnel 'Koenigshainer Berge Quelle: AP
Blick auf den Neubau des Umweltbundesamtes in Dessau Quelle: dpa/dpaweb
Keine Kontrolle der LänderWenn der Bund nicht kontrolliert, was die Länder machen, muss er im Zweifelsfall dafür geradestehen. Denn die Länder verwalten Bundesgelder wie Elterngeld, Wohngeld oder BAföG. "Die Prüfungen des Bundesrechnungshofes zeigen, dass die Verwaltungen der Länder viele Fehler machen und in der Folge viel zu viel Geld des Bundes ausgeben. Mehr als ein Drittel der untersuchten Bescheide wies zum Teil gravierende Fehler auf", heißt es im Prüfbericht. Die Bundesministerien würden oftmals nämlich gar nicht kontrollieren, was die Länder da so treiben. Teilweise sei den "Bundesministerien nicht klar, dass sie verpflichtet sind, die Länderverwaltungen zu beaufsichtigen." Damit die Länderverwaltungen also nicht mit vollen Händen Bundesgelder verteilen, müssen die Ministerien künftig besser aufpassen. Quelle: Fotolia
 A man opens a Toshiba Satellite U920 tablet notebook at the IFA consumer electronics fair in Berlin, Quelle: REUTERS

FDP

Die einzige Spitze ihrer Parteitagsrede gönnte Angela Merkel vorige Woche ihrem Koalitionspartner: „Gott hat die FDP vielleicht nur erschaffen, um uns zu prüfen.“ Tatsächlich sind die Liberalen mit ihrem Chef Philipp Rösler für die Union Partner, Hoffnung und Risiko zugleich.

Inhaltlich sind auch nach drei Jahren schwieriger Zusammenarbeit die Übereinstimmungen mit der FDP immer noch am größten. Daran ändert sich nichts, auch wenn die CDU gerade die Flexi-Frauenquote, einen Mindestlohn und die Finanztransaktionsteuer präsentiert. All das ist den Liberalen zuwider.

Umgekehrt gehen die Gelben den Schwarzen bald mehr auf den Wecker als früher die Roten. Je näher die nächste Wahl rückt, desto mehr sieht die Union ihre (Regierungs-)Zukunft von Freidemokraten gefährdet. Die Schwäche der Rösler-FDP ist nachhaltiger als die Energiewende.

In Niedersachsen wird am 20. Januar 2013 gewählt. Scheitert die FDP, muss wohl Ministerpräsident David McAllister abtreten. Rot-Grün hätte dann eine Mehrheit.

Im Bund dagegen ist es auf Basis aktueller Umfragen für die Union fast egal, ob es die FDP in den Bundestag schafft: Schwarz-Gelb liegt rund acht Prozentpunkte hinter der rot-grün-roten Opposition. Da ist es für die CDU und CSU beruhigend, dass die Linkspartei auf jeden Fall im Bundestag bleibt. Selbst wenn sie unter fünf Prozent fiele: Drei Direktmandate im Osten berechtigen dazu, in Mannschaftsstärke einzuziehen und Rot-Grün zu verhindern. Solange sich SPD und Grüne daran halten, nicht mit den Postkommunisten zu paktieren, ist eine schwarze Regierung sicher wie die Kanzlerschaft Merkels – notfalls mit der SPD.

Grüne

Bei den Grünen wartet das Spitzenduo aus Mutter Teresa und Darth Vader auf seine Chance zur Macht. Katrin Göring-Eckardt wurde als Wiedergängerin der Ordensschwester verulkt, Jürgen Trittin als böser Ritter aus „Krieg der Sterne“. Das ungleiche Paar soll von den bürgerlichen Wählern bis zum Bürgerschreck alles abdecken.

Die moderate Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt ist fürs Soziale zuständig und hat bereits unpopuläre Positionen geräumt, die sie bei der Agenda 2010 durchgefochten hatte. Die 46-Jährige will mehr Geld für Hartz-IV-Empfänger und Sanktionen gegen Arbeitslose abschwächen.

Der bissige Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin sieht sich als Gegenspieler zu Merkel und Steinbrück – als grüner Mister Euro und Finanzen. Den Euro-Rettungspaketen haben die Grünen brav zugestimmt. Der 58-Jährige will aber außerdem Euro-Bonds, bei denen stabile für kriselnde Länder haften, und eine Vermögensabgabe. Beides ist der Union Teufelszeug.

Grüne schwärmen für ein Bündnis mit der SPD. Allerdings gilt das nicht für Steinbrück, den einige Alternative aus gemeinsamer Regierungszeit in Nordrhein-Westfalen kennen. Fraglich ist, ob die SPD überhaupt genug Stimmen kriegt. Das sieht auch Steinbrück selbstkritisch: „Mit Blick auf die Bundestagswahl können wir noch drei oder vier Prozentpunkte zulegen. Wenn die Grünen ihr Niveau halten, haben wir eine rot-grüne Mehrheit.“

Immer noch empören sich Ökos über ihr Leiden an Peer in Düsseldorf, der einen industriefreundlichen Kurs gehalten habe. Gerne tischen sie immer noch auf, dass dieser die Grüne Barbara Steffens samt Baby einst aus einer Koalitionsrunde verbannte. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn klagt: „Steinbrück ist sicher nicht unser Wunschpartner.“ Gar eine „Horrorvision“ sei eine Ampel-Koalition mit der FDP. Dann würden die Grünen untergebuttert.

Doch eine Verbindung mit Angela Merkels CDU scheint ebenso schwer zu schlucken. Schwarz-Grün hätte im Bundesrat niemand auf seiner Seite. Auch gilt: Die Grünen wollen mehr Staat, die CDU mehr Freiheit für die Wirtschaft.

Grüne Spitzenleute schließen eine Koalition mit den Schwarzen nicht kategorisch aus, die eigenen Wähler mögen sie aber nicht. Die Hoffnung nun: Falls kein anderer Weg zur Macht offen steht, muss die zähneknirschende Basis notfalls mitziehen.

Piraten

Wenn es eines Beweises bedürfte, dass die Piraten nicht immer ganz so anders sind als ihre Mitbewerber, sollte man auf die Wortwahl achten: Selbst konformen Denken sonst eher unverdächtige Freibeuter wie der Berliner Christopher Lauer bemühen politische Hyper-Floskeln. Ein Beispiel: Der Einzug in den Bundestag sei „mit Verlaub, alternativlos“, findet Lauer. Den Immer-noch-Newcomern geht es diesbezüglich fast ein wenig wie der FDP: Die Wähler finden sie vielleicht noch lustig, aber deshalb gleich wählen? Na ja... Sollten die Piraten mit ihrem Chef, dem Helmut-Schmidt-Fan Bernd Schlömer, den Einzug im Bund überhaupt schaffen, wären sie mit ihrem wolkigen Grundsatzprogramm mal bei SPD oder FDP, dann wieder bei Grünen oder gar der Linken anschlussfähig. Theoretisch. Weil die Konkurrenz aber herzlich wenig von ihnen hält, dürfte die Isolation praktisch, mit Verlaub, alternativlos sein.

Die Linke

Leider wird der echte Wahlkampf nicht in Fernsehstudios von ProSieben ausgefochten. Leider – aus Sicht der Linkspartei. Telegen und selbstbewusst plauderte sich Parteivize Jan van Aken in Stefan Raabs Polit-Talkshow auf Platz zwei, nur der rabiate Krabbenkutterkapitän Wolfgang Kubicki (FDP) kam noch besser an. Ein selten gewordener Erfolg für die Tiefroten. Zweistellige Wahlergebnisse sind mittlerweile so wahrscheinlich wie ein linkes Plädoyer gegen die Reichensteuer. Die Strahlkraft des Führungsduos Katja Kipping und Bernd Riexinger gleicht einer Funzel. Mit Peer Steinbrück gilt Rot-Rot sowieso komplett ausgeschlossen. Da kann auch Jan van Aken wenig machen.

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