Schwierige Probleme wälzt Kanzlerin Angela Merkel übers Wochenende in der heimischen Etagenwohnung in Berlin-Mitte oder auf der Datsche in der Uckermark. Da wertet sie gedanklich aus, was ihre Ratgeber eingespeist haben.
Anders als ihre Vorgänger Helmut Kohl (CDU) oder Gerhard Schröder (SPD) regiert Merkel nicht nur mit einem Küchenkabinett. Zwar hat auch sie diesen engsten Zirkel: Dazu zählt An erster Stelle ihre Büroleiterin Beate Baumann, die mehr Einfluss hat als alle anderen; seit sie 1995 das Büro der Umweltministerin Merkel führte, ist sie an ihrer Seite. Die Planungschefin Eva Christiansen knobelt gesellschaftspolitische Kampagnen aus, erklärt aber vor allem den Medien die Kanzlerin – und umgekehrt. Die Männer in der Merkel-Runde: Kanzleramtschef Ronald Pofalla, der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder und deren heutiger Nachfolger als CDU-Generalsekretär, Hermann Gröhe.
Die Regierungschefin ist keine Freundin großer strategischer Runden, sondern sammelt selbst Informationen, im Gespräch mit Einzelnen oder kleinen Gruppen. Gern holt sie am Rande des Bundestagsplenums Rat bei Abgeordneten, die ihr vertraut sind oder die sich mit dem gerade aktuellen Thema auskennen. „Da saugt sie Informationen auf wie ein Schwamm“, erzählt einer ihrer Vertrauten. Ausgewrungen werden die Erkenntnisse dann im Führungszirkel.
Vertrauen in langjährige Weggefährten
Neben der festen Runde, zu der auch Regierungssprecher Steffen Seibert hinzustößt, vertraut Merkel langjährigen Weggefährten. Da ist Peter Hintze, einst Generalsekretär unter Kohl und heute Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Oft verlacht, immer unterschätzt. „Bei niemandem stehen Einfluss und Titel in einem solchen Missverhältnis wie bei Hintze“, heißt es anerkennend im kleinsten Zirkel. Zusammen mit Kauder ist er derjenige, der dezidiert abweichende Meinungen vertreten kann.
Seltener geworden sind die Kontakte zu Thomas de Maizière und Peter Altmaier, seit Termine sie in ihren Ministerien Verteidigung und Umwelt fesseln. Als Chef des Kanzleramts beziehungsweise Parlamentarischer Geschäftsführer gehörten sie früher zur engsten Runde, das schweißt zusammen. Auch wenn es seltener ertönt, ihr Wort hat nach wie vor Gewicht.
Im Dauerkontakt steht Merkel mit Finanzminister Wolfgang Schäuble. Der kann sich freuen, sie für seinen Pro-Euro(pa)-Kurs gewonnen zu haben. Dass sie den Euro niemals scheitern lassen wird, kann er sich zurechnen. Über sein Verhältnis zu Merkel hat Schäuble einmal gesagt: „Ich bin nicht einfach, aber ich bin loyal.“ Die Währungskrise hat beide wieder so fest zusammengeschweißt wie einst in den Anfangsjahren, nach dem Ende der Ära Kohl.
Eine Sonderrolle im Kreise der Merkel-Helfer spielt Nikolaus Meyer-Landrut, der Leiter der Europaabteilung. Der Karrierediplomat steht für parteipolitische Wahlkampfaktionen nicht zur Verfügung, ist aber als Merkels Pfadfinder im Euro-Dschungel ihr wichtigster Spitzenbeamter. Er führt die Verhandlungen mit den EU-Partnern und der Kommission, er bereitet die Gipfel vor, er erklärt der Chefin die Details, die sie dann in den Debatten mit den anderen Regierungschefs ausspielt.