Bundeswehr 12.000 deutsche Soldaten bei Übungen zur Russland-Abschreckung

Bei einem Nato-Manöver im Herbst sollen dreimal mehr Soldaten eingesetzt werden als bisher. Für den Mega-Einsatz wird die Truppe nun mit Material ausgestattet.

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In der Bundeswehr wird zur Zeit geprüft, welche Ausrüstungen für künftige Einsätze notwendig ist. Was fehlt, soll schnellstmöglich angeschafft werden. Quelle: dpa

Berlin An Militärmanövern zur Abschreckung Russlands sollen sich in diesem Jahr dreimal so vielen Soldaten beteiligen, wie im vergangenen Jahr. Für Übungen im östlichen und nördlichen Bündnisgebiet der Nato sind rund 12.000 Soldaten eingeplant, wie aus einer Aufstellung des Verteidigungsministeriums hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Kosten für die Teilnahme werden demnach auf rund 90 Millionen Euro geschätzt. 2017 hatte sich Deutschland lediglich mit 4.000 Soldaten an Übungen zur Russland-Abschreckung beteiligt, die Kosten werden mit rund 50 Millionen Euro beziffert.

Die starke Steigerung der Zahlen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Nato im Herbst eines ihrer größten Manöver seit Jahren ausrichten wird. An der Übung mit dem Namen „Trident Juncture“ (Dreizackiger Verbindungspunkt) sollen insgesamt zwischen 30.000 und 40.000 Soldaten teilnehmen, darunter werden rund 8.000 aus Deutschland sein.

Dabei müssen die Bundeswehrsoldaten nicht fürchten, mit unzureichender Ausrüstung in Übungen und Einsätze geschickt zu werden, erklärte das Verteidigungsministerium. Die Bundeswehr befinde sich zwar bis Mitte des Jahres in einem „beschleunigten Beschaffungs- und Umverteilungsverfahren“ für den Einsatz der Bundeswehr 2019, sagte der Sprecher von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU), Jens Flosdorff, in Berlin. Dabei handele es sich um ein übliches Vorgehen zu Inventurmeldungen und Antragsunterlagen.

Vor den Übungen und Einsätzen werde stets geprüft, was fehle, hieß es. Sinn dieser Phase sei es, minutiös durchzugehen, ob genug Personal und Ausrüstung für die Aufgabe 2019 vorhanden sei und was noch gebraucht werde. „Das heißt nicht, dass die benötigte Ausrüstung grundsätzlich nicht mehr in der Bundeswehr verfügbar ist oder in dem gebotenen Zeitraum beschaffbar ist“, sagte Flosdorff. „Wir haben keinen Anlass zur Sorge, dass Deutschland seine Verpflichtungen in der Nato nicht erfüllen kann.“ Die „Rheinischer Post“ hatte zuvor berichtet, es fehlten Panzer, Schutzwesten, Winterbekleidung und Zelte.

Um dem Vorgehen Russlands auf der Krim zu begegnen, hat die Nato 2014 die sogenannte „Speerspitze“ für rasche Einsätze gegründet – Anfang 2019 wird Deutschland dort eine führende Rolle übernehmen. Mit der verstärkten Manöveraktivitäten im östlichen Bündnisgebiet reagieren Deutschland und die anderen Nato-Partner auf die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Vor allem Litauen, Lettland, Estland und Polen fühlen sich bedroht, seit der große Nachbar 2014 mit der Unterstützung pro-russischer Separatisten in der Ukraine begann und sich die Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibte.

Die Manöver in der Region, die Namen wie „Saber Strike“ (Säbelhieb), „Flaming Thunder“ (Flammender Donner) oder „Iron Wolf“ (Eiserner Wolf) tragen, sollen ein klares Zeichen an Kremlchef Wladimir Putin sein, dass eine Intervention in einem Nato-Staat schwerwiegende Folgen hätte. Sie ergänzen die dauerhafte Präsenz der Nato an der Ostflanke des Bündnisgebiets. Zu ihrer Stärkung wurden vergangenes Jahr multinationale Gefechtsverbände in Litauen, Estland, Lettland und Polen stationiert. Den Verband in Litauen baute federführend die Bundeswehr auf. Er besteht derzeit aus rund 1.000 Soldaten - rund 450 davon sind deutsche.

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