Bundeswehr-Rüstungsprojekt Von der Leyens Bewährungsprobe

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Die Euro-Hawk-Pleite

Von Raytheon stammt das aktuelle Luftabwehrsystem der Bundeswehr „Patriot“. Es ist derzeit an der türkischen Grenze zu Syrien zum Schutz des Nato-Partners Türkei im Einsatz.

Raytheon hat dem Verteidigungsministerium eine modernere „Patriot“-Version angeboten. Auch die hätte aber erst einmal neu entwickelt werden müssen. Das Risiko, dass dabei etwas schief geht, wäre wohl nicht viel geringer gewesen als bei Meads.

Bei einer Entscheidung für „Patriot“ hätte von der Leyen dem deutschen Steuerzahler vor allem die Investition einer Milliarde Euro in ein System erklären müssen, dass dann nicht genutzt wird.

Das wäre weit mehr verschleudertes Geld gewesen als bei der „Euro Hawk“-Pleite. In die Aufklärungsdrohne flossen bis zum Stopp des Projekts etwa 600 Millionen Euro.

Meads ist daher politisch die einfachere Entscheidung für von der Leyen. Das Risiko von Verzögerungen, Kostenexplosionen und Qualitätsmängeln soll durch Vertragsklauseln minimiert werden. Das Ministerium hat seit ihrem Amtsantritt verstärkt Juristen und Betriebswirte eingestellt. Man will den Rüstungsherstellern auf Augenhöhe begegnen.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

Die Ministerin und die von ihr berufene Staatssekretärin Katrin Suder haben intern die Parole ausgegeben „dass die Rüstungsindustrie weder unser Freund noch unser Feind ist“. Das soll heißen: Die ehemals so große Nähe zwischen Auftraggeber und einigen Herstellern, die nicht nur der Opposition aufgestoßen war, darf es künftig nicht mehr geben.

„Wir haben uns Zeit gelassen dafür“, sagt von der Leyen, als sie die Entscheidung für Meads erklärt. Ihr sei es enorm wichtig gewesen, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen, damit man diese „schnell aus dem Weg räumen kann“.

Dass von der Leyen viel Talent im „aus dem Weg räumen“ hat, wissen einige ihrer Parteikollegen schon. Was ihr in dieser karrieretechnisch so entscheidenden Phase zusätzlich hilft, ist Staatssekretärin Suder, die bei Presseterminen der Ministerin höchstens diskret am Rand steht. Die ehemalige Unternehmensberaterin sei „ein Glücksgriff für unser Haus“, heißt es aus dem Ministerium. Dieses Lob hört mal allerdings meist nur hinter vorgehaltener Hand. Denn glänzen soll vor allem die Frau, die vor der Kamera steht.

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