Bundeswehreinsatz in Mali Von der Leyen fordert Geduld

Im Kosovo ist die Bundeswehr seit 17 Jahren, in Afghanistan seit 15. Was kommt auf die Truppe in Mali zu? Von der Leyen mahnt zur Geduld bei einem Besuch in dem wohl gefährlichsten Einsatzgebiet der Bundeswehr.

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Die Bundesverteidigungsministerin rechnet mit einem langen Einsatz der Bundeswehr im nordafrikanischen Mali. Die UNO-Mission gilt als gefährlich. Quelle: AFP

Gao Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die deutschen Soldaten im gefährlichen Norden des afrikanischen Krisenstaates Mali auf einen langen Einsatz eingestimmt. „Es gilt bei diesem Einsatz, dass wir Geduld haben müssen“, sagte sie am Montag bei einem Truppenbesuch bei den UN-Blauhelmsoldaten in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao am Rande der Sahara.

Vergleiche mit dem seit 15 Jahren laufenden, verlustreichen Einsatz in Afghanistan, wies von der Leyen aber zurück. „Das wäre auch nicht fair, diesem Land gegenüber, dem Kontinent Afrika gegenüber.“ Es brauche aber seine Zeit, bis Mali alleine für seine Sicherheit sorgen könne. „Insofern müssen wir uns auf einen längeren Zeitraum in der internationalen Gemeinschaft einstellen.“

In Gao sind fast 600 deutsche Blauhelmsoldaten stationiert. Sie sind Teil einer UN-Mission, die zur Umsetzung eines Friedensabkommens in dem westafrikanischen Land beitragen soll.

Der Norden war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer und anderer Rebellengruppen geraten. Nur eine französische Intervention konnte die Aufständischen stoppen. Es gibt aber vor allem in Nordmali bis heute immer wieder Anschläge und Angriffe von Aufständischen auch auf die UN-Truppen. Bis Oktober sind 70 Blauhelmsoldaten und andere UN-Kräfte getötet worden.

Die Beteiligung der Bundeswehr soll im nächsten Jahr deutlich ausgeweitet werden. Die Obergrenze für den Einsatz deutscher Soldaten steigt dann von 650 auf 1000. Für Rettungseinsätze sollen jeweils vier Sanitäts- und Kampfhubschrauber bereitgestellt werden.

Bereits jetzt sind drei der größten Bundeswehr-Drohnen vom Typ „Heron“ für Aufklärungsflüge in Gao stationiert. Sie überwacht einen großen teil des unsicheren Norden Malis. „Das ist für diese UN-Mission ganz entscheidend“, sagte von der Leyen.

Von der Leyen nahm bei ihrem Besuch auch die malische Regierung in die Pflicht. „Ganz entscheidend ist, dass die malische Regierung, die Politik in Mali und die Gesellschaft in Mali mitzieht“, sagte sie. Die internationale Gemeinschaft könne nur einen Rahmen bieten und den einheimischen Kräften Zeit verschaffen. „Aber die Initiative muss aus Mali selber heraus kommen.“

Bundeswehrverbands-Chef André Wüstner rügte, operativ sei in Mali wenig von einem vernetzten Ansatz zu sehen. „Ich habe die Sorge, dass dauerhaft die gleichen Fehler wie in Afghanistan gemacht werden: zielloser Einsatz von Entwicklungsgeldern, wenig Koordination zwischen den Ressorts gepaart mit Machbarkeitsillusionen und überzogene Erwartungen“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels beklagte ebenfalls, dass militärische und zivile Missionen zu schlecht aufeinander abgestimmt seien. Zudem sei die Wasserversorgung mangelhaft, sagte Bartels dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der stellvertretende Generalinspekteur Markus Kneip, der von der Leyen in Mali begleitete, wies Kritik an der Wasserknappheit im UN-Camp in Gao zurück. Zurzeit sind die Soldaten dort angehalten, nur zwei Minuten zu duschen. Selbstbeschränkung sei „soldatisch ehrenvoll“, sagte Kneip. „Soldaten können auch mit einer Wasserflasche duschen.“

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