
Kein Zweifel, Christian Wulff hat seine teenagerhafte Verliebtheit zu Bettina Körner zelebriert. Er hat es offen und sichtlich genossen, an der Seite seiner Verhimmelten zu glänzen, sie stolz hergezeigt und vorgeführt, so wie Bettina Wulff sich stolz hat herzeigen und vorführen lassen. Jeder sah, nicht zuletzt dank "Bild“, dass sich hier Liebe und Selbstverliebtheit wechselseitig bespiegelten – und jeder sollte es sehen: zwei ins Glück ihrer Liebe Verliebte, ins Glück ihres Aufstiegs, ihres Ansehens, ihres Erfolgs. Das präsentierte Tattoo, die demonstrierte Freundschaft zu Veronica Ferres, die herausgeputzte Cover-Bettina im roten Minikleid – die Wulffs wollten mit sich selbst die Nation verzaubern. Ihre Entblößung war kein Manifest, sondern ein Statement ihres Narzissmus: Wir sind cool, kult und klasse – und weil das so ist, ist Deutschland es auch.
Peinliche Publicity
Dass Bettina ihren Christian vielleicht nie ganz so cool fand wie er sie, weil er nur Bundespräsident war und kein "Womanizer" wie einst der Rettungsschwimmer Tom und auch der Achim, dass sie schon immer gefunden habe, der Christian sei ein Typ "ohne Ecken und Kanten" ohne "Eigenes und Besonderes" – nun, seit es in der Beziehung kriselt und Bettina um ihren Wikipedia-Eintrag fürchten muss, wird uns nicht einmal mehr das vorenthalten. Genug. Hier ist nur von Interesse, dass Bettina Wulffs in jeder Hinsicht beschämendes Buch nur ein weiterer Beleg ist für die Tatsache, dass die Publicity des Privatlebens oft genug bei der Self-Promotion anfängt – und bei der Peinlichkeit endet.
Kaum zu glauben, dass es einmal eine Zeit gab, in der das Private noch politisch war und die Selbst-Entblößung ein Manifest. Kein halbes Jahrhundert ist das her. Damals zogen junge Frauen blank, weil sie vom Bundesgerichtshof zum "engagierten ehelichen Beischlaf" verdonnert worden waren. Sie lüpften ihre T-Shirts, um das Recht auf ihren eigenen Körper und sexuelle Erfüllung zu erstreiten. Und sie präsentierten ihre schwangeren Bäuche, weil sie nicht länger willens waren, von ihren Ehemännern zu bloßen Gebär-Müttern degradiert zu werden.
Politischer Alltagssexismus
Kurzum, frau stellte damals fest, dass der kleine Unterschied große Folgen hatte. Offenbar war das helle Licht der Aufklärung über die Hälfte der Bevölkerung hinweggegangen: über die Männer nämlich, die tags rudelweis’ über Büroflure schlenderten, um mit muskulösem Alltagssexismus nach verlässlich untergeordneten Betriebsweibchen zu schnappen – und die dann abends mit aufgeschobenem Appetit nach Hause kamen, den die alleinerziehende Gattin mindestens befriedigend zu stillen hatte.