




Theodor Weimer weiß, wie man Neugier weckt. Also lässt der Sprecher des Vorstands der UniCredit Bank AG fast beiläufig fallen, dass er gerade heute noch in seinem Führungsgremium beraten habe, „was wir für Notfallprogramme machen, falls am Wochenende etwas passiert“. Ein Raunen geht durch den Saal beim Wirtschaftstag des Wirtschaftsrates der CDU. Auf Nachfragen wiegelt er ein wenig ab: Am Freitag bespreche man noch mal, ob man sich am Sonntag zur Sitzung trifft. „Man will ja nicht derjenige sein, der den letzten Euro irgendwohin überweist“. Soll heißen: Wenn Griechenland schon am Wahl-Wochenende kollabiert, darf nicht gerade sein Haus noch Summen in harter Währung ausreichen in ein Land, das bald nur noch mit weicher Drachme zurückzahlen könnte. Aber, so beruhigt Weimer ein wenig, die Wahrscheinlichkeit für das Horrorszenario liege ja „weit unter 50 Prozent“. Aber 42 Prozent ist halt auch schon fast fifty-fifty.
Mit provokanten Thesen hielt Weimer die Zuhörer in Atem. „Jeder vernünftige Banker tut gut daran, aus Staatsanleihen auszuscheiden“, lautete eine Kostprobe. Die Begründung folgt allerdings schlagend: Es habe schon Ausfälle gegeben, und „wir müssen davon ausgehen, dass bei einigen die Rückzahlung in anderer Währung erfolgen wird“. Außerdem hätte man „auf die harte Tour gelernt“, dass Staatsschulden nicht wirksam versicherbar seien. Denn nach dem griechischen Schuldenschnitt konnten die geprellten Gläubiger nicht auf die teuer bezahlten Kreditausfallversicherungen zurückgreifen. Politisch gewollt wurde festgelegt, dass dieser Schuldenschnitt kein Ausfallereignis im Sinne der Policen sei. Daraus ergibt sich für Weimer drittens, dass die privaten Geldgeber von Staaten „nachrangige Gläubiger“ seien, die eben nicht so gut gesichert seien wie öffentliche Institutionen. Denn der Schuldenschnitt kappte nur ihre Ansprüche.
Ebenso misslich sei für die Geldhäuser, dass der europäische Binnenmarkt in der Finanzbranche nicht mehr funktioniere. Die Störung der Finanzmärkte führe dazu, dass sich sein Haus teurer refinanzieren müsse als „meine Kunden, denen ich eigentlich Kredite geben soll“. Der Trend gehe zurück zur Nationalstaaterei. Inzwischen sei für die Refinanzierung eines Geldinstituts nicht mehr seine Bonität ausschlaggebend, sondern „der Sitz des Headquarters“, so Weimer. In Deutschland ließe sich das Geld günstiger aufnehmen als in anderen Staaten der Euro-Zone. „Also wäre jede italienische Bank gut beraten, wenn sie ihren Sitz in München nähme“, fügte der Chef jenes Instituts mit einem Schmunzeln an, das vor ein paar Jahren noch als HypoVereinsbank firmierte, bevor die italienische Unicredit es übernahm.