Berlin Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat die Bundesregierung für eine seiner Meinung nach zurückhaltende Außenpolitik kritisiert. „Deutschland macht oft nur das Nötigste (...) So kann man nicht führen“, sagte Ischinger dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Wenn das stärkste Land Europas sich darauf beschränke, im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat über Syrien Fotos mit Aufklärungsflugzeugen zu machen, während das Fünf-Millionen-Einwohner-Land Dänemark richtige Jets schicke, dann stimme die Welt nicht mehr.
Ischinger bezeichnet die gegenwärtige Zeit als „Epochenbruch“. Die europäische Verteidigung müsse „aus der Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts in das integrierte Europa des 21. Jahrhunderts übertragen werden“, forderte er. Deutschland müsse in EU und Nato investieren.
„Die EU wird mehr kosten, wenn wir von ihr erwarten, dass sie die Außengrenzen schützt. Und wenn wir die Nato erhalten wollen, dann ist es falsch, wenn wir mit gentlemanartiger Nonchalance so tun, als wäre das Zwei-Prozent-Ziel von uns nie mitbeschlossen worden“, sagte er. Die Deutschen seien nun mal die „Größten, Dicksten und Wohlhabendsten“ unter den Europäern, die schwarze Null (ein ausgeglichener Haushalt) dürfe angesichts der strategischen Herausforderungen nicht zum „göttlichen Ziel“ erklärt werden.