Der Countdown läuft. Wenige Tage vor der Bundestagswahl ist FDP-Chef Christian Lindner in einer besonderen Situation: Noch nie zuvor in Deutschlands Geschichte gab es so viele Koalitionsmöglichkeiten. Ausgerechnet die FDP könnte Königsmacherin werden. Mit Lindner an der Spitze. Doch wer ist eigentlich Christian Lindner? Ein Überblick.
Fakten über Christian Lindner
- Lindner ist zwar in Wuppertal geboren, aber in Wermelskirchen aufgewachsen – einer Kleinstadt im Grünen nordöstlich von Köln.
- Sein erstes gewähltes Amt: Schülersprecher. Nach eigenen Angaben hat er bereits in der Schule gerne mit den Lehrern diskutiert.
- Lindner gründete eine kleine Werbeagentur, die vor allem regionale Telefongesellschaften an den Markt begleitet hat. Bei seiner zweiten Gründung mit zwei Freunden scheiterte er. Zwar konnte Lindner als vierten Partner einen privaten Risikokapital-Investor gewinnen, doch die Börsenblase platzte, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Bereits nach einem Jahr musste das Gründerteam Insolvenz anmelden.
- Er war von 2011 bis 2020 mit der „Welt“-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld verheiratet. Seit 2018 ist Lindner mit der RTL-Reporterin Franca Lehfeldt liiert.
Lebenslauf von Christian Lindner
7. Januar 1979 | Geboren in Wuppertal |
1995 | Beitritt der FDP |
1996 bis 1998 | Landesvorsitzender der Liberalen Schüler NRW |
seit 1998 | Mitglied des nordrhein-westfälischen Landesvorstandes der FDP |
1999 bis 2006 | Studium Politikwissenschaften, Staatsrecht und Philosophie |
2000 bis 2009 | Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags |
seit 2002 | Major der Reserve bei der Luftwaffe |
ab 2004 | Generalsekretär der NRW-FDP |
2009 bis 2011 | Mitglied des Deutschen Bundestags |
2012 bis 2017 | Landesvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen |
2013 | Bundesvorsitzender der FDP |
2021 | Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl |
Gehalt von Christian Lindner
Christian Lindner gehört unter den Bundestagsabgeordneten zu den Bestverdienern. Aus den Bezügen von Regierungsmitgliedern in Bund und Ländern geht ein Jahresgehalt in Höhe von 120.154,68 Euro hervor. Interessanter sind jedoch die Nebeneinkünfte des FDP-Spitzenkandidaten: Er erwirtschaftet zusätzlich das Vierfache seiner Bezüge aus Bund und Länder. Lindner erhält Honorare für Vorträge und Auftritte auf verschiedensten Veranstaltungen. Beispiele hierfür sind „Frühstücksgespräche“, „Business Dinner“, „EnergieDialoge“ oder „Mittelstandsevents“. So erhielt er mindestens 472.000 Euro aus Nebentätigkeiten und gehört damit zu den Mitgliedern des Bundestags mit den höchsten Nebeneinkünften.
Weitere Geldleistungen, die sich sehen lassen können, sind die Einkünfte aus dem wirtschaftlichen Sektor mit Fokus auf erneuerbare Energien. Die liegen im fünfstelligen Bereich.
Politisches Image von Christian Lindner
Die Politik war für den Werber zunächst nur ein Hobby. Zusammen mit einigen Freunden gründete Lindner die Jungen Liberalen in Wermelskirchen, die bis dato in seinem Kreis nicht aufgestellt gewesen waren. Lindner erklärte später: „Mir schien damals, die FDP in NRW müsste sich mehr für die Anliegen junger Menschen öffnen. Auf einem Landesparteitag habe ich das in der Aussprache so gesagt. Und danach auch spontan für den Landesvorstand kandidiert.“ Erfolgreich: Lindner wurde gewählt. Damit war er der jüngste Abgeordnete in der Geschichte Nordrhein-Westfalens.
Früher auf Landesebene, heute auf Bundesebene. 2021 wurde er mit 93 Prozent der Stimmen im Amt des Bundesvorsitzenden der FDP bestätigt und zum Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl ernannt.
Er strebt eine Regierungsbeteiligung der FDP an. Angesprochen auf das „Nicht-Regieren“ nach der Wahl 2017 sagte Lindner, dass damals wichtige Themen nicht hätten durchgesetzt werden können. Somit scheiterten die damaligen Konsultationen mit potenziellen Koalitionspartnern. Diesmal setzt Lindner einen klaren Fokus auf wirtschaftliche Themen, gerade im Hinblick auf die massiven Auswirkungen der Coronakrise. Nach seiner Auffassung muss Deutschland wirtschaftlich attraktiver werden. Und das deutsche Steuersystem soll massiv vereinfacht werden.
Klare Ziele. Doch sein selbstbewusstes Auftreten kommt nicht bei jedem gut an: Knapp zwei Wochen vor der Wahl bezeichnete Lindner sich auf Wahlkampfveranstaltungen als nächster Finanzminister. Für viele war das ein verfrühtes Statement – oder vielmehr ein Zeichen von Arroganz.
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