Corona-Variante Omikron Schaut nach England, nicht auf die sinkende Inzidenz!

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson verlässt die Downing Street no. 10. Quelle: imago images

Die vierte Coronawelle scheint gebrochen, die Zahlen sinken. Können die Deutschen nun aufatmen? Ganz im Gegenteil, wie ein Blick nach Großbritannien zeigt. Ein Kommentar.

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Als Premier Boris Johnson im Sommer praktisch sämtliche Corona-Beschränkungen aufhob, gelang ihm ein Überraschungserfolg: Die Infektionszahlen gingen zurück, Sommer, Ferien und einer umsichtigen Bevölkerung sei Dank. Allen voran scheint allerdings die hohe Impfquote die befürchtete Infektionswelle ausgebremst zu haben. Immerhin war Großbritannien in der ersten Jahreshälfte 2021 Europameister im Impfen: 90 Prozent aller Erwachsenen hatten Mitte Juli ihre erste Impfdosis erhalten, 75 Prozent waren voll geimpft.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Zahl der Neuinfektionen seitdem auf einem konstant hohen Niveau verharrt, sie hat sich im Schnitt auf zwischen 30.000 und 50.000 am Tag eingepegelt. Die Todeszahlen liegen seit dem Sommer an den meisten Tagen zwischen 100 und 200 pro Tag. Die Regierung schien diese Todeszahlen (immerhin mehrere tausend Menschenleben jeden Monat!) bis zuletzt als einen angemessenen Preis für einen Anstrich von Normalität zu betrachten.

Kritiker bezeichneten dieses Experiment nicht nur deswegen als zynisch und gefährlich. Leider könnten sie Recht behalten: Wegen der fehlenden Beschränkungen hat sich in den vergangenen Wochen die neue Omikron-Variante in Windeseile ausgebreitet. In London soll sie Berechnungen zufolge bereits heute die bisher dominierende Delta-Variante überholen. Gesundheitsminister Javid räumte Anfang der Woche ein, dass sich in Großbritannien wohl derzeit jeden Tag 200.000 Menschen mit der Omikron-Variante anstecken. Mindestens ein Patient ist bereits nach einer Infektion mit der Omikron-Variante verstorben.

Premier Johnson hat die Entwicklungen, wie bisher jedes Mal, verschlafen. Nun rüstet er nach, mit neuen Corona-Maßnahmen und vermehrten Booster-Impfungen. Die sollen die neue Omikron-Welle brechen.

Dass das noch ausreichen wird, ist jedoch mehr als fraglich. Das Gesundheitssystem des Landes, das seit den Corona-Lockerungen im Sommer unter Dauerbelastung steht, steckt schon jetzt in einer tiefen Krise. Viele Krankenhäuser entlassen gerade so viele Patienten wie möglich, um Platz zu schaffen für Omikron-Erkrankte.

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Was kann Deutschland daraus lernen? Zum einen, dass der aktuelle Rückgang bei den Infektionszahlen wohl tatsächlich echt ist – und das wohl vor allem wegen der Impfungen, wie auch in Großbritannien. Zum anderen, dass es zum Aufatmen trotzdem weit zu früh ist, was man ebenfalls in Großbritannien sehen kann, wo sich die Omikron-Variante rasend schnell ausbreitet.

Bis diese Welle, wie Experten schätzen, in zwei bis drei Wochen mit voller Wucht in Deutschland aufschlägt, sollte geboostert werden, was das Zeug hält.

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