Coronamaßnahmen Tag der Entscheidungen: So will die Ampel Corona bekämpfen

Am Tag der Entscheidungen wird erst über das Gesetzespaket der Ampelregierung abgestimmt und danach beraten die Länder und der Bund. Quelle: imago images/Emmanuele Contini

Der Bundestag stimmt vor dem Bund-Länder-Treffen über das Gesetzesparket der Ampel-Parteien ab. Der lange Katalog umfasst Maßnahmen von Homeoffice bis Strafen für Impfpassfälscher. Ein Überblick.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Im Bundestag soll an diesem Donnerstag über die Corona-Regeln nach dem Auslaufen der sogenannten epidemischen Lage nationaler Tragweite abgestimmt werden. Die Ampel-Parteien haben ein Gesetzespaket vorgelegt, das den bisherigen Katalog besonders strenger Eindämmungsmaßnahmen reduziert, Entscheidungsbefugnisse von den Landesregierungen wieder stärker in die Hand der Landesparlamente legt und gleichzeitig neue Maßnahmen möglich macht.

Nach der Bundestagsentscheidung beraten außerdem die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder mit der geschäftsführenden Bundesregierung über das weitere Vorgehen in der sich zuspitzenden Corona-Krise.

Das Gesetzespaket der Ampel-Parteien

Ausnahmen bei harten Corona-Maßnahmen: Die Länder sollen auch weiter harte Maßnahmen ergreifen können, allerdings nur, wenn ihr Parlament das beschließt. Dazu zählen etwa Einschränkungen und Verbote von Veranstaltungen in Freizeit, Kultur und Sport. Nicht mehr möglich sein sollen: Verbote von Demonstrationen und Gottesdiensten, umfassende Geschäfts- und Schulschließungen, Verbote innerdeutscher Reisen oder touristischer Übernachtungen. Die unionsgeführten Bundesländer fordern für eine Zustimmung im Bundesrat, dass ihre Möglichkeiten hier deutlich weniger begrenzt werden.

3G am Arbeitsplatz: Wenn im Betrieb „physischer Kontakt“ zu anderen nicht ausgeschlossen werden kann, soll der Zutritt nur noch mit Impf-, Genesenen- oder tagesaktuellem Test (oder maximal 48 Stunden altem PCR-Test) möglich sein. Firmen sollen das täglich kontrollieren. Wer keinen Nachweis vorlegen will, dem soll im schlimmsten Fall die Kündigung drohen.

Homeoffice-Pflicht: Beschäftigten mit „Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten“ muss Homeoffice ermöglicht werden. Es sei denn, es geht aus betrieblichen Gründen nicht, wie etwa beim Bearbeiten von Post. Beschäftigte müssen das Homeoffice-Angebot annehmen - außer, die Arbeit ist zu Hause nicht möglich, weil es zum Beispiel zu eng oder zu laut ist oder nötige Ausstattung fehlt.

3G in Verkehrsmitteln: In Bussen, Bahnen und in Deutschland startenden Flugzeugen soll künftig 3G gelten - außer für kleine Kinder, Schülerinnen und Schüler. Impf-, Genesenen- oder Testnachweis sollen von den Verkehrsbetrieben stichprobenartig kontrolliert werden. Wie beim Schwarzfahren sollen Bußgelder drohen.

Testpflicht in Risiko-Einrichtungen: In manchen Ländern schon geltende Praxis - nun bald bundesweit Pflicht: Beschäftigte und Besucher sollen Pflegeheime, Kliniken und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen nur mit tagesaktuellem negativen Test betreten dürfen. Geimpfte oder genesene Beschäftigte können auch täglich Selbsttests machen oder zweimal pro Woche PCR-Tests vorlegen.

Strafen für Impfpassfälscher: Fälschern von Corona-Tests, Genesenen- oder Impfnachweisen sollen im schlimmsten Fall bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Das soll dann gelten, wenn „gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande“ gehandelt wird. Bisher sind für Fälschungen von „Gesundheitszeugnissen“ maximal zwei Jahre Haft möglich.

Themen auf der MPK

Einheitliches Signal: Da viele Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in den Ländern bereits verschärft und weitere Schritte im Bundestag beschlossen werden, geht es hier um ein zusätzliches Signal der Geschlossenheit. Gebraucht werde „ein Weckruf, um ein pandemiemüdes Deutschland wieder ein Stück wachzurütteln“, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Menschen immer, wenn es eine einheitliche Kommunikation der Spitzenvertreter der Politik gegeben habe, auch noch einmal ihr Verhalten verändert hätten, hieß es kürzlich aus seinem Ministerium.

Bedingungen für 2G: Gesprochen werden soll außerdem über einheitliche 2G-Regeln, also in welchen Bereichen und unter welchen Bedingungen Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene gestattet sein soll - oder auch 2G plus, wobei Geimpfte und Genesene zusätzlich noch einen negativen Test vorlegen müssen.

Richtwert bei Krankenhaus-Belastung: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert, dass mit den Ländern gemeinsame Richtwerte bei der sogenannten Hospitalisierungsrate vereinbart werden, ab der zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen wie etwa 2G plus greifen müssen. Es wäre „eine Katastrophe“, erst zu handeln, wenn die Intensivstationen voll seien. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner in sieben Tagen stieg am Mittwoch bundesweit auf 5,15 (Dienstag: 4,86).

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Impfungen: Ein weiteres Thema werden die Auffrischungsimpfungen sein. Merkel hat hier eine „nationale Kraftanstrengung“ gefordert. Bund und Länder werden darüber beraten, wie die Booster-Impfungen und die Impfungen insgesamt beschleunigt werden können. Es geht dabei etwa um öffentliche Impf-Angebote der Länder neben den Praxen, wie Impfzentren oder mobile Impfteams.

Mehr zum Thema: Nach Wochen mit neuen Corona-Höchstwerten raffen sich Bund und Länder zu Verhandlungen zusammen. In manchen Unternehmen ist das Prinzip der Führungslosigkeit längst Alltag. Wie es zu Erfolg führt und wo die Grenzen liegen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%