Coronapandemie Eine Impfpflicht verpflichtet zuerst die Politik

Digitales Impfzertifikat auf Smartphone, Impfausweis, Impfspritze und Schnelltest, Symbolfoto digitaler Impfnachweis und 2G-Regel. Quelle: imago images/Christian Ohde

Eine Impfpflicht würde jeden Bürger auf eine nie dagewesene Art und Weise persönlich verpflichten. Käme sie, dürfte die Politik sich aber keine Fehler mehr erlauben. Das Impfmanagement muss dann endlich sitzen. Ein Kommentar.

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Es ist nicht schlimm, einen Fehler zu machen, heißt es. Schlimm ist es, wenn man einen Fehler zweimal macht. Wie aber nennt man es, wenn sich der Fehler einer vermasselten, zögerlichen, ineffizienten Impfkampagne zum dritten Mal anbahnt? Im Angesicht einer Herausforderung, die im Falle eines Scheiterns tatsächlich tödlich enden kann?

Man kann nur hoffen – oder, wenn Ihnen das näher liegt: beten –, dass es diesmal anders kommt. Deutschland startete im vergangenen Winter schlecht vorbereitet in die Operation Piks. Als die Kampagne im Frühjahr und Sommer dann endlich besser lief, breitete sich umgehend wieder eine fatale Mischung aus Bräsigkeit, Überheblichkeit und Sorglosigkeit aus.

Die fürchterlichen Folgen dieses doppelten Impfdesasters bürden wir gerade erneut den Ärztinnen und Pflegern, Intensivmedizinern und Krankenschwestern auf. Ihnen für ihre aufopferungsvolle Arbeit ein paar Tausend Euro der Anerkennung zukommen zulassen, ist von Staatsseite überfällig. Und zugleich eine peinliche Ablasszahlung für multiple politische Fehlermutationen.

Noch einmal darf das nicht passieren. Wenn die allgemeine Impfpflicht beschlossen wird, muss allen Verantwortlichen endgültig klar sein, wie viele Dosen wie viele Menschen wo und wann genau zu bekommen haben. Und unmissverständlich kommunizieren sollte die Bundesregierung in dem Fall auch, dass die Impfpflicht nur dann zum Ziel führen kann, wenn sie auch weitere Auffrischungsspritzen beinhaltet. Wer weiß, ob Omikron die letzte bedrohliche Coronavariante sein wird?



Diese Impfpflicht verpflichtet uns Bürgerinnen und Bürger, in bisher ungeahntem Ausmaß. Vor allem aber verpflichtet sie die Politik selbst, und zwar mehr als jemals zuvor. Wenn wir alle mitmachen, müssen Bund und Länder ebenfalls liefern, ohne Ausreden und ohne Auswege. Die Impfzentren dürfen nicht wieder schließen, Logistik und Nachschub müssen reibungslos funktionieren, das digitale Monitoring muss endlich sitzen und Aufklärungskampagnen jeden Skeptiker in jeder Ecke und an jedem Ende dieses Landes erreichen.

Olaf Scholz, übernehmen Sie.

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