Die vierte Welle rollt, die Infektionszahlen schnellen nach oben und überall wird streng kontrolliert, ob man geimpft, genesen oder getestet ist: im Hotel, im Restaurant, im Kino – überall dort, wo fremde Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen. Nur an dem Ort, an dem wir die meiste Zeit verbringen, will man von all dem nichts wissen: am Arbeitsplatz.
Es ist geradezu absurd: Kein Arbeitgeber weiß, ob seine Angestellten geimpft oder genesen oder einfach Impfverweigerer sind. Der Datenschutz des Individuums zählt mehr als das Schutzinteresse der Belegschaft vor Ansteckung – sogar in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Altenheimen. Diese Abwägung von Rechts- und Schutzgütern ist völlig daneben. Eine infizierte Altenpflegerin kann reihenweise Leib und Leben gefährden, ein infizierter Kollege reihenweise andere anstecken, die das Virus dann mit nach Hause tragen.
Liebe Politiker, Arbeitgeber und Gewerkschaftsbosse: Der Wahlkampf ist vorbei, ebenso wie die taktische Rücksichtnahme auf allerlei Empfindlichkeiten! Es wird Zeit, ein paar Dinge wieder einmal vom Kopf auf die Füße zu stellen und vernünftige Abwägungen zu treffen. Wenn neben Schulen und Kitas die Arbeitsplätze in den Unternehmen nicht zum dauerhaften Infektionsrisiko werden sollen, dann brauchen wir ein Informationsrecht für Arbeitgeber über dem Impfstatus ihrer Belegschaften. Ja, das ist ein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung – aber in Abwägung zum Gesundheitsschutz ein vertretbarer.
Was daraus für Impfverweigerer folgt, muss jeder Chef selbst wissen. Der Arbeitgeber kann dann tägliche Tests anordnen und entscheiden, ob er sie bezahlt oder der betreffende Arbeitnehmer selbst. Und der Chef kann auch entscheiden, ob er hartnäckige Impfverweigerer abmahnt oder am Ende sogar auf sie verzichtet. Impfverweigerer ohne medizinische Indikation sind rationalen Argumenten nicht zugänglich – darunter muss nicht die Mehrheit der Einsichtigen leiden.
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