Cyberkommando der Bundeswehr Deutschland rüstet sich für den Cyberkrieg

Das Cyberkommando der Bundeswehr beginnt seinen Dienst. Das deutsche Militär ist damit zwar nicht für die zivile Cyberabwehr in Deutschland zuständig. Es stellt sich aber die Frage: Wie sieht es mit Gegenangriffen aus?

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Was alles schon gehackt wurde
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Wenn die Bundeswehr künftig im Einsatz das Instrument des Cyberangriffs aus ihrem Werkzeugkasten zieht, könnte das so aussehen: Zunächst forschen die Soldaten den Feind im Internet aus und hören ihn ab. "Dann könnte in einem bestimmten Moment der Gegner (...) isoliert werden, dass er sich mit seiner Zentrale nicht mehr kurzschließen kann, indem man die Kommunikation stört", schildert Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder das fiktive Szenario. Danach würde eine Einheit des Heeres eingreifen und sich - dann wieder ganz analog - dem Gegner widmen. Zuständig für die Führung der Internet-Krieger wird das Cyberkommando der Bundeswehr sein, das Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Bonn in Dienst stellt.

Dem Kommando, das nahe der neuen Zentrale des zivilen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) angesiedelt ist, werden zunächst 260 Soldaten angehören. Bis 2021 sollen ihm nach und nach weitere 13.500 Soldaten und 1500 zivile Mitarbeiter unterstellt werden. Eine ihrer Hauptaufgaben wird der Betrieb und Schutz der Bundeswehr-IT sein, die zu den größten Computernetzen in Deutschland zählt und damit staatliche wie private Hacker anzieht. Allein in den ersten neun Wochen des Jahres seien die Bundeswehr-Rechner mehr als 284.000 Mal Ziel von Cyber-Attacken gewesen, sagte der Chef des Cyber-Kommandos, General Ludwig Leinhos, der "Bild"-Zeitung.

Schützen heißt allerdings nicht gleich zurückschlagen: "Angenommen, wir stellen fest, unser Netz wird großflächig angegriffen. Was mache ich da?", fragt Suder rhetorisch. "Ich rufe die Polizei, wie es jeder andere auch macht, denn die ist dafür zuständig." Zugleich würden die eigenen Schutzmaßnahmen wie Firewalls verstärkt. "Ansonsten sind wir nicht zuständig."

Verbrechen 4.0 - das ist möglich

Nur etwa 60 von Leinhos' Leuten werden zur operativen Einheit gehören, die mit einem entsprechenden Bundestagsmandat Cyberattacken fahren kann. Der Rest setzt sich aus IT-Experten zusammen, die heute über die ganze Truppe verstreut sind. Zudem werden weitere Einheiten zur Informationsgewinnung dem neuen Kommando unterstellt.

Noch fehlt es allerdings an ausreichend IT-Personal. Um an die auch in der Industrie heiß begehrten Experten zu kommen, ist die Bundeswehr inzwischen sogar bereit, Abstriche bei den sonst üblichen Voraussetzungen zu machen. Man müsse über den Umgang mit Studienabbrechern nachdenken - und über die Anforderungen an die Fitness der Bewerber: "Es ist etwas anderes, wenn ich das Ganze quasi mit einem Mausklick mache, als wenn ich als Pionier Brücken verlege", sagt Suder.

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