Das Gegenteil von Trump Merkel lobt Argentiniens Öffnung

Fast 12.000 Kilometer reist Kanzlerin Angela Merkel nach Argentinien - und als Schatten dabei ist auch hier US-Präsident Donald Trump. Es geht um Koalitionen für den G20-Gipfel und um neue Milliardengeschäfte.

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Merkel und Macri Quelle: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht in Argentinien beim kommenden G20-Gipfel einen wichtigen Partner im Kampf gegen Protektionismus und neue Zollschranken. Präsident Maurico Macri verfolge eine Politik, „die das Land wieder geöffnet hat“, sagte Merkel am Donnerstag im Buenos Aires. US-Präsident Donald Trump gefährdet mit seiner Politik der Konfrontation wesentliche Ziele Merkels beim G20-Treffen der großen Industrie- und Schwellenländer Anfang Juli in Hamburg.

Argentinien wird als ein wichtiger Verbündeter angesehen - das Land übernimmt danach die G20-Präsidentschaft. Unter der linken Vorgängerregierung von Cristina Kirchner war es zu erbittertem Streit mit ausländischen Hedge-Fonds und zu einer Abschottung gekommen - das Land hatte keinen Zugang mehr zu internationalen Finanzmärkten. Argentinien brauche eine moderne Infrastruktur, dabei könne Deutschland ein guter Partner sein, sagte Merkel.

Merkel äußerte die Hoffnung auf einen baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen Europa und der südamerikanischen Wirtschaftsbund Mercosur, mit den beiden Schwergewichten Brasilien und Argentinien. Dadurch würde eine zollfreie Zone mit über 800 Millionen Menschen entstehen. Durch die Unsicherheit wegen der US-Handelspolitik unter Präsident Trump könnte gerade der Handel mit Südamerika einen neuen Aufschwung erfahren. 

Eine Wirtschaftsdelegation mit Vertretern zehn führender deutscher Unternehmen begleitete Merkel auf der Reise. In Argentinien gehören Investitionen in erneuerbare Energien und in Infrastrukturprojekte sowie die Förderung der dualen Berufsbildung zu Schwerpunkten. Durch die Öffnungspolitik Macris setzen ausländische Unternehmen auf neue Milliardenaufträge. 

Die in der zweitgrößten Volkswirtschaft Südamerikas bereits ansässigen deutschen Unternehmen wollen ihre Geschäfte ausbauen. Die meisten von ihnen planen für 2017 und 2018 Investitionen und mehr Personal, wie aus einer Umfrage der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer hervorgeht. Der Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung, Pablo Di Si, betonte, dass die liberale Ausrichtung der konservativen Regierung um Präsident Mauricio Macri ein positives Geschäftsklima fördere. Er kritisierte aber bürokratische Hürden, hohe Steuern und schlechte Infrastruktur.

„Wir können an einem Tag 5000 Wagen aus einem Schiff ausladen, brauchen aber dann 15 Tage, um sie in unser nur 40 Kilometer entferntes Betriebsgelände zu bringen“, sagt Di Si, der zugleich Chef von Volkswagen in Argentinien ist. Seine Kollegen in Mexiko schafften denselben Vorgang an einem einzigen Tag. Zudem sei die Autoindustrie von der Krise der letzten zwei Jahre auf ihrem größten Absatzmarkt Brasilien stark betroffen gewesen. 

Die Bundeskanzlerin besuchte zum Auftakt in Buenos Aires die älteste Synagoge von Buenos Aires. Sie beheimatet eine vor 1933 in Deutschland hergestellte Orgel, die mit Unterstützung der Bundesregierung restauriert wurde. In Argentinien lebt die mit mehr als 250.000 Menschen größte jüdische Gemeinschaft in Lateinamerika. Außerdem stand eine Gedenkzeremonie für die Opfer der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 auf dem Programm. Unter den damals Verschwundenen sind mehrere Deutsche. 

Die Lateinamerika-Reise führt Merkel am Freitag weiter nach Mexiko, wo sie mit Staatschef Enrique Peña Nieto zusammenkommen wird - Mexiko steht besonders unter Druck durch Trump - er will eine mehrere tausend Kilometer Grenzmauer bauen lassen, die Mexiko bezahlen soll. Zudem droht er mit hohen Strafzöllen, auch für in Mexiko produzierende deutsche Autobauer.

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