„Das Verhältnis zwischen den Generationen war noch nie so gut wie heute“, meint Spahn. „Alle Großeltern würden sofort zustimmen, wenn man sie bitten würde, zugunsten ihres Enkelkindes auf etwas zu verzichten.“ Wenn es indes darum gehe, konkret bei der Rente für die junge Generation insgesamt zurückzustecken, sänken die Zustimmungswerte rasant.
Die Lobby der Alten ist ein monolithischer Block, auch außerhalb des Parlaments. Allein der Sozialverband VdK organisiert über 1,6 Millionen Mitglieder. Das sind mehr Unterstützer, als CDU und SPD zusammen in ihren Listen führen. In Berlin wird der VdK als „Opa-Apo“ gefürchtet. Die Rentengarantie hätte es ohne die Angst vor dem VdK nie gegeben, die Debatte um die Zuschussrente vermutlich auch nicht.
Was reifere Aggressivität bedeutet, das hat auch Wolfgang Gründinger erlebt. Wenn er in Talkshows für die Rechte der Jungen wirbt, überschütten ihn aufgebrachte Senioren mit Mails, er unterstelle dem eigenen Opa, auf Kosten der Enkel zu leben. Und wenn er sagt, die Rente mit 67 sei gar nicht so schlecht, dann schimpfen graumelierte Gewerkschafter, er solle „erst einmal lernen, was Arbeit ist“. Gründinger nimmt es gelassen: „Die älteren Leute werden von der Angst getrieben, die Jüngeren wollten ihnen die Rente wegnehmen“, sagt er. Dabei gehe es nur um Fairness für alle Generationen.
Aufstand verschoben
Der 28-Jährige ist Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen. Dies ist der bekannteste außerparlamentarischen Thinktank in Sachen Generationengerechtigkeit – und doch dürfte auch er vor allem Eingeweihten ein Begriff sein. Die Arbeit ist zäh. Nur eine Halbtagskraft und ein kleines Büro in Stuttgart kann sich die Organisation leisten. In Berlin arbeitet Gründinger meist im Café Kaffe um die Ecke. WLAN gibt es hier umsonst.
Gründinger hat jetzt ein neues Buch geschrieben, ein kluges dazu. Es heißt „Wir Zukunftssucher – wie Deutschland enkeltauglich wird“, und es geht darin auch um die Frage, ob die Jungen überhaupt noch politisch ticken. „Der Geist der Veränderung liegt in der Luft. Die Bereitschaft zum Widerstand wächst“, notiert Gründinger. Die Jugendbewegung sei existent, sie habe sich nur verschoben. Weg von Parteien, hin zu Sozialunternehmern, Protestcamps oder Hip-Hop-Bands. „Der Aufstand der Jungen hat gerade erst begonnen“, lautet Gründingers Fazit.
Erst im September hat er sein Buch in der Hauptstadt präsentiert. Der Veranstalter hatte dazu einen kleinen Saal am Brandenburger Tor bereitgestellt und Dutzende Einladungen verschickt.
Am Ende erschienen genau vier Journalisten. An den Aufstand der Jungen wollte sonst niemand glauben.