Denkfabrik

Warum wir den 500-Euro-Schein unbedingt brauchen

Seite 2/2

Der Euro würde einen Teil seines Wettbewerbsvorteils einbüßen

Es wäre deshalb extrem schädlich, die großen Euro-Scheine abzuschaffen. Der Euro würde einen Teil seines Wettbewerbsvorteils gegenüber dem Dollar einbüßen und als internationale Transaktionswährung in Osteuropa und der Türkei an Bedeutung verlieren. Im Umfang der Verdrängung des Euro-Bargeldes entstünde ein echter Vermögensverlust für die Euro-Zone. Dass in den größten Euro-Scheinen 307 Milliarden Euro gebunden sind, immerhin 28 Prozent des Gesamtbestandes an Bargeld, spricht dafür, dass der Verdrängungseffekt nicht trivial ausfallen dürfte.

Besonders für die deutschen Steuerzahler könnte der Schritt teuer werden, weil das meiste Euro-Bargeld wegen der vielen Gastarbeiter, aber auch wegen der Touristen, in Deutschland ausgegeben wird. Die Forderungstitel, die die Bundesbank durch die Ausgabe von Bargeld über ihre normale Ausgabequote hinaus erwerben konnte, gehören allen Euro-Ländern gemeinsam. Dafür weist die Bundesbank eine Verbindlichkeit gegenüber dem Euro-System auf. Diese steht auf einer ähnlichen Stufe wie die Verbindlichkeiten der Krisenländer aus einer überproportionalen Ausgabe von elektronischem Geld, die sich in den Target-Salden niederschlagen.

Forderungen abschreiben

Die Bundesbank hatte Ende 2015 eine Target-Forderung durch Geldzuflüsse aus anderen Ländern von 584 Milliarden Euro. Zugleich besaß sie Bargeld-Verbindlichkeiten von 298 Milliarden Euro. Für die Differenz von 286 Milliarden Euro hat sie Zinsansprüche gegenüber den übrigen Euro-Notenbanken. Mit diesem Betrag steht die Bundesbank im Risiko, sollte der Euro zerbrechen. Dann würde sie ihre Forderungen gegenüber dem Euro-System wohl abschreiben müssen.

Das Verlustrisiko der Bundesbank und damit das finanzielle Risiko für die Steuerzahler ist also umso größer, je weniger Euro-Bargeld außerhalb der EU zirkuliert. Am Verschwinden der 500-Euro-Note können wir daher kein Interesse haben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%