




Deutschlands Straßen zerbröseln, stellte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vor Kurzem fest, und damit hat es recht: 21 Prozent der Bundesstraßen und neun Prozent der Autobahnen sind hierzulande dringend reparaturbedürftig. Doch das dafür nötige Geld ist nicht vorhanden. Der Reparaturaufwand müsste fast verdoppelt werden, um des Problems Herr zu werden.
Als Einnahmequelle bietet sich die Straßenmaut an. Deutschland verfügt mit seinem GPS-gestützten Abrechnungssystem für Lkws bereits über eine ideale und weltweit führende Technologie zur bequemen Abrechnung der Maut, die den Verkehrsfluss nicht behindert und beliebige Strecken präzis messen kann. Die Abrechnung des Straßenverkehrs ist so einfach wie die Abrechnung des Telefonverkehrs. Weder in technischer noch in rechtlicher Hinsicht gibt es hier wesentliche Unterschiede.
Viel wichtiger als die Einnahmeerzielung ist freilich die Verkehrsregulierung und die Stauvermeidung durch die Straßenmaut. Jetzt zu Ostern vergeudet halb Deutschland wieder wertvolle Frei- und Arbeitszeit in den Staus auf den deutschen Autobahnen, doch auch außerhalb der Festtage herrscht häufig Stillstand auf den überfüllten Straßen. Nach Auskunft des ADAC gab es im Jahr 2012 knapp 285 000 Staus in Deutschland, und der Zeitaufwand der Deutschen in diesen Staus lag bei 4,9 Milliarden Stunden.
Unterstellt man bei den Wageninsassen die normale Altersstruktur der Bevölkerung und setzt man für den Wert der Freizeit der Erwerbspersonen und Rentner die Bruttolohnkosten an, während der Zeitverlust der Kinder außer Acht bleibt, ergibt sich ein volkswirtschaftlicher Schaden von jährlich 126 Milliarden Euro. Mit einem mautgeregelten Verkehrssystem ließe sich davon ein erheblicher Teil vermeiden.
Das Ausmaß der Misswirtschaft auf den deutschen Straßen, der offensichtlichen Versorgungsengpässe und der Fehlkoordination steht in einem krassen Widerspruch zu der ansonsten reibungslos funktionierenden Wirtschaft, für die Deutschland weltweit bewundert wird. Es erinnert eher an das Chaos der kommunistischen Wirtschaft als an eine Marktwirtschaft. In der Tat herrscht auf den Straßen das kommunistische Prinzip, dass knappe Waren nicht über Preise, sondern Warteschlangen zugeteilt werden.