Denkfabrik Der Fachkräftemangel bremst die Energiewende

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Herausforderung Jobs schaffen

In anderen Bereichen sieht es ähnlich aus. So können laut dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) 84 Prozent der Betriebe ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern für die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren nicht mehr ausreichend decken. Neben Energie-, Klima- oder Umweltingenieuren fehlen auch Handwerker für den Betrieb und die Wartung der neuen Techniken. Hier kommen auf die Hochschulen und die beruflichen Bildungsträger in der Zukunft große Herausforderungen zu.

Personelle Engpässe könnten die neue Energie- und Umweltpolitik ausbremsen, bevor sie richtig in Fahrt gekommen ist. Selbst wenn die Hochschulen jetzt neue Studiengänge schaffen, ihre Kapazitäten umschichten und ausbauen, wird es Jahre dauern, bis diese Experten zur Verfügung stehen. Deshalb muss sich auch die Wirtschaft intensiv dieser Herausforderung annehmen.

Nur wenn sich die Unternehmen selbst verstärkt für eine solche Aus- und Weiterbildungsoffensive engagieren, können die Beschäftigungspotenziale im Bereich grüner Produkte und Dienstleistungen ausgeschöpft werden. Die deutsche Wirtschaft ist auch deshalb gefordert, weil davon wichtige Exportchancen abhängen: Mehr als ein Sechstel des Welthandels im Bereich der modernen Umwelttechnologien entfällt derzeit auf deutsche Unternehmen.

Doch der globale Wettbewerb wird härter. Damit wächst auch der Kampf um die besten Köpfe. Schon vor der Atomkatastrophe von Fukushima gingen Experten davon aus, dass die weltweiten Ausgaben für Umwelt- und Klimaschutzgüter bis zum Jahr 2020 dreimal so schnell wachsen wie die Weltwirtschaft insgesamt. 2008 flossen Investitionen in Höhe von 120 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien, 2012 dürften es gut 800 Milliarden Dollar sein. Rechnet man Maßnahmen in Infrastruktur und Gebäude, Mobilitätskonzepte, Abfall- und Wasserwirtschaft sowie umweltverträgliche Industrieanlagen hinzu, könnten grüne Investitionen in Zukunft ein Jahresvolumen zwischen 1,2 und 1,9 Billionen US-Dollar erreichen.

Diese Entwicklung kann weltweit zu Millionen neuer Jobs führen. Doch momentan sind die Arbeitsmärkte darauf nur unzureichend vorbereitet. Dies muss sich rasch ändern. Damit aus einem erhofften Jobwunder kein Jobdesaster wird.

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