




Dieser Plan schlägt hohe Wellen: Der 500-Euro-Schein soll abgeschafft werden. Dass es dabei im Kern nicht um die Bekämpfung von Kriminellen geht, sondern um den Wunsch der Europäischen Zentralbank (EZB), den Banken die Flucht ins Bargeld zu verbauen, wenn sie ihnen Negativzinsen aufbrummen möchte, hat sich bereits herumgesprochen. Ein anderer wichtiger Aspekt ist bei der Debatte jedoch noch unterbelichtet. Es geht um die Geldschöpfungsgewinne des Euro-Systems, die bei einer Abschaffung des 500-Euro-Scheines empfindlich zurückgehen könnten.
Zentralbankgeld kommt in Umlauf, indem die Notenbank verzinsliche Wertpapiere oder verzinsliche Forderungen gegen die Geschäftsbanken kauft. Da sie auf die ausgegebenen Banknoten keine Zinsen zahlen muss, fallen Gewinne aus der Geldschöpfung an. Diese werden in der Euro-Zone aufaddiert und anschließend nach dem EZB-Kapitalanteil auf die nationalen Notenbanken verteilt. Wird weniger emittiert, liegt die Last bei den Steuerzahlern, die für fehlende Gewinnausschüttungen des Euro-Systems einstehen müssen.
Dass man aus bloßem Papier ein echtes Nettovermögen für die Volkswirtschaft machen kann, mag verwundern. Aber das liegt nicht an der Alchemie, sondern an dem Umstand, dass Geld ein wichtiges Transaktionsmittel ist – also eine Art Schmiermittel für den Wirtschaftsmotor, ohne das der Motor gar nicht laufen könnte. Man darf es aber nicht übertreiben: Wenn die EZB mehr Geld ausgibt als für Transaktionen der Euro-Länder benötigt, entsteht üblicherweise Inflation, die das Zuviel an Geld alsbald wieder entwertet.
Anders ist es, wenn das Geld den Euro-Raum verlässt, dort zur Wertaufbewahrung gehalten wird oder als Ersatzwährung zirkuliert. Dieses Geld ist ein echtes Nettovermögen der Euro-Staaten. Das war auch ein wesentlicher Grund für den 1000-D-Mark-Schein, aus dem der 500-Euro-Schein hervorging. Besonders Gastarbeiter fragten diese Scheine nach, um ihr Erspartes damit in die Heimat zu bringen. Wie einst die 1000-D-Mark-Scheine dürften auch die 500-Euro-Scheine im Wesentlichen unter Matratzen liegen und als Transaktionswährung in Osteuropa Verwendung finden. Zur D-Mark-Zeit zirkulierte ein Drittel der deutschen Banknoten im Ausland. Bei Dollar-Noten dürfte der Anteil noch heute bei mindestens 60 Prozent liegen. Ohne die großen Scheine (die es beim Dollar nicht gibt), hätten weder D-Mark noch Euro dem Dollar solch hohe Marktanteile abnehmen können.