
Boston. Rom. Vielleicht Paris. Istanbul. Doha. Oder auch Baku. Das dürfte die Riege der Städte sein, gegen die sich der deutsche Bewerber um die Sommerspiele 2024 durchsetzen muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hamburg die Ehre haben wird, Deutschland in dem globalen Wettbewerb zu vertreten, ist am Dienstag deutlich gestiegen.
64 Prozent der Hamburger wollen Spiele in der Hansestadt, die Zustimmung in Berlin erreicht 55 Prozent – so lautet das Ergebnis der repräsentativen Umfrage, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wenige Tage vor seiner endgültigen Entscheidung am 21. März veröffentlicht hat. Für erlösenden Jubel in Hamburg ist es damit noch zu früh, aber eine Vorentscheidung ist es in der Tat. Für die Hauptstadt dürfte es jetzt schwer werden, sehr schwer.





Immerhin: Der Abstand ist nicht so groß, dass Berlin bereits vor der Entscheidung kommende Woche einen offiziellen Rückzieher machen müsste. Ein Unterschied von neun Prozentpunkten liegt gerade noch am Rande statistischer Unwägbarkeiten. Aber der gefühlte Vorsprung Hamburgs, was Rückhalt und Vorfreude in der Bevölkerung angeht, hat sich nun endgültig materialisiert. Hinzu kommt: Bei einer ersten Umfrage vor einem knappen halben Jahr lag Berlin bei 48 Prozent, Hamburg bei 53. Beide PR-Kampagnen haben also ihre Wirkung entfaltet, aber Berlin hat nicht wie erhofft aufgeholt, sondern ist zurückgefallen.
„Wir wollen die Spiele“ lautet der Slogan Berlins, „Feuer und Flamme für Hamburg“ das Pendant. Nun ist klar: Die entflammten Hamburger wollen die Spiele noch mehr als die Hauptstädter. Und dies dürfte bei zwei sehr unterschiedlichen, aber jeweils guten Konzepten ohne gravierende Schwächen den Ausschlag zugunsten Hamburgs geben.
Im DOSB will niemand mehr ein Debakel erleben, wie bei der Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022. Die Peinlichkeit, erst einen Kandidaten auf den Schild zu heben, den die Bürger in einem Volksentscheid dann wieder trotzig hinunterfegen, soll sich nicht wiederholen – deshalb die höchst intensive Fühlung der Stimmung vor Ort. Zumal sich beide Aspiranten für 2024 im Herbst einem verbindlichen Bürgerentscheid stellen würden, bevor die Bewerbungsunterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht werden.
Am kommenden Montag wird das Präsidium des DOSB nun seine Empfehlung für die Vollversammlung abgeben, die den Kandidaten am 21. März endgültig wählen wird. Olympia, das hat DOSB-Präsident Alfons Hörmann stets betont, könne nicht gegen die Bürger durchgesetzt werden, sondern nur mit ihnen. Man darf das Fingerzeig für die Empfehlung werten.