„Die Unterschiede sind gravierend“ Studie: Digitale Kluft zwischen Schulen

Zwölf Prozent der Schulen in Deutschland sind laut einer Studie „Vorreiter“ in der Digitalisierung. Quelle: dpa

Welche Auswirkung hat der coronabedingte Digitalisierungsschub im Bildungssystem? Ein Studie sieht Mängel bei der technischen Ausstattung und warnt vor einer Kluft zwischen den Schulen.

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Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in deutschen Schulen zwar beschleunigt, doch es gibt weiterhin deutliche Lücken bei der technischen Ausstattung. Wie aus einer repräsentativen Studie der Universität Göttingen hervorgeht, stellt beispielsweise jede zweite Schule kein Wlan für Schüler bereit. Zudem habe sich eine deutliche Kluft zwischen einzelnen Schulen etwa in Sachen digitaler Kompetenz gebildet, erklärte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die am Dienstag in Frankfurt erste Ergebnisse der Umfrage präsentierte. Die Arbeitsbelastung der Lehrer sei noch einmal gewachsen.

„Das Lernen mit digitalen Medien und Tools wird an deutschen Schulen extrem ungleich umgesetzt“, hieß es. Diese digitale Kluft gefährde die Kompetenzentwicklung und die gleichberechtigte Teilhabe. „Wir haben eine auseinanderdriftende Schulwelt“, sagte Ilka Hoffmann vom GEW-Vorstand. Für die Studie waren Anfang 2021 bundesweit mehr als 2000 Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I und II befragt worden. Demnach sind etwa ein Drittel der Schulen sogenannte Nachzügler in Sachen Digitalisierung, zwölf Prozent sind „Vorreiter“.

„Die Unterschiede sind gravierend“, sagte Studienleiter Frank Mußmann von der Universität Göttingen. So kann der Erhebung zufolge beispielsweise nur ein Drittel der Jugendlichen an Nachzügler-Schulen prüfen, ob sie sich auf Informationen im Internet verlassen können. An den Vorreiter-Schulen sind es dagegen 62 Prozent. Und auch die digitale Infrastruktur oder die Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte seien deutlich schlechter.

Die Digitalisierung habe durch Corona einen kräftigen Schub bekommen, so der Wissenschaftler. Aber es gebe gravierende Mängel bei der technischen Ausstattung. „Wlan für alle ist bisher häufig Fehlanzeige.“ Den Ergebnissen zufolge arbeiten lediglich 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an Schulen mit Wlan für alle Lehrkräfte. Die Hälfte der Schulen hat zudem kein Wlan für die Schülerinnen und Schüler. Und: „Lediglich 57 Prozent der Lehrkräfte arbeiteten an Schulen, an denen es genügend digitale Geräte gibt“, sagte Mußmann. Auch sei eine Cloudanbindung nicht selbstverständlich, außerdem würden viele Lehrer im Unterricht auf private elektronische Geräte zurückgreifen.

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Ansgar Klinger von der GEW betonte, die technischen Lücken und die Mehrfachbelastung in der Pandemie hätten sowohl zu einer nicht zu verantwortenden Arbeitsbelastung der Lehrkräfte als auch zu der zunehmenden digitalen Kluft geführt. „Diese Entwicklung müssen wir stoppen und nachhaltig umkehren, damit Schulen sowie Schülerinnen und Schüler nicht weiter abgehängt werden.“ Die GEW forderte ein schnelles Handeln: „Um diese Hausaufgaben kommt die Politik nicht herum.“

Mehr zum Thema: Mit zwei Milliarden Euro vom Bund sollen Schüler Lernrückstände aus der Pandemiezeit aufarbeiten, auch mit Ferienprogrammen. Doch Länder und Fachleute beklagen viele offene Fragen.

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