Die wichtigsten Fragen Rentenalarm - so schließen Sie Ihre Lücke!

Mit den neuen Berechnungen zur Rente hat Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen eine alte Debatte neu entfacht. Doch was kann man jetzt tun? Wie lässt sich schon jetzt ermitteln, ob Ihr Rentenbescheid wirklich stimmt?  Die wichtigsten Tipps, wie Sie Ihre persönliche Rentenlücke ermitteln und schließen können.

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So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Seit Jahren ist bekannt, dass künftigen Rentnern die Altersarmut droht. Denn nicht mal 40 Beschäftigungsjahre reichen aus, um die Grundversorgung vom Staat zu erreichen. Und bei der privaten Vorsorge setzen viele aufs falsche Pferd, auch wenn es in der derzeitigen Zinssituation schwierig ist, überhaupt ein passendes Pferd zu finden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Rentenbescheid, persönlicher Rentenlücke und wie Sie am besten privat vorsorgen.

1. Warum droht so vielen Beschäftigten die Altersarmut?
Mit den Rentenreformen von 2001 und 2004 hat der Gesetzgeber eine langfristige Senkung des Rentenniveaus eingeleitet, um die Beitragsbelastung der künftigen Erwerbstätigen zu begrenzen. Zugleich wurden staatliche Fördermaßnahmen eingeführt, mit denen der Aufbau einer individuellen ergänzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge subventioniert wird. Damit soll gezielt auch Arbeitnehmern mit niedrigen Einkommen der Aufbau einer kapitalgedeckten Zusatzvorsorge ermöglicht werden. Sofern Versicherte diese Förderung nutzen, wird – nach den Berechnungen der Bundesregierung, wie sie im Rentenversicherungsbericht 2011 veröffentlicht wurden – im Alter zwar ihr Rentenniveau geringer, das Niveau ihrer Alterseinkünfte aus gesetzlicher Rente und Zusatzvorsorge insgesamt aber sogar höher ausfallen als heute. Das Rentenniveau (vor Steuern) sinkt danach zwar im Zeitraum von 2008 bis 2025 von 50,5 Prozent auf 46,2 Prozent, das Versorgungsniveau (vor Steuern) einschließlich Riester-Rente steigt aber auf 51,3 Prozent an.

Wichtige Änderungen für Rentner im Jahr 2012

2. Wer kann jetzt die Grundversorgung überhaupt noch erreichen?
Laut der neuen Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums kommen nur dann Beschäftigte auf die Grundversorgung von 688 Euro, wenn ein konstantes Bruttoeinkommen von 2500 Euro über 35 Beschäftigungsjahre vorliegt. Laut Statistischem Bundesamt betrug das Bruttoeinkommen eines Ein-Personen-Haushalts 2010 im Schnitt 2282 Euro. Es wird deutlich, dass weit mehr Menschen von Altersarmut betroffen sein werden als die so genannten Geringverdiener. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt deshalb vor "massenhafter Altersarmut" der breiten Mittelschicht. "Die Senkung des Rentenniveaus wird geradewegs in die massenhafte Altersarmut führen", sagt Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Die Rentenlücke ermitteln

Die Riester-Irrtümer
Finanzamtschild Quelle: dpa
Stift auf einer Steuererklärung Quelle: dpa
Ein Sparstrumpf Quelle: dpa
Mann zeigt das Innere seiner Hosentaschen Quelle: dpa
Eltern spielen mit ihrem Sohn Quelle: dpa
Vater und Sohn sitzen an einem Fluss Quelle: dpa
Besucher beim Kongress Altervorsorge 2011 Quelle: dpa

3. Wie kann ich selbst in Erfahrung bringen, ob meine Rente zu niedrig ist?
Zunächst ist es laut Bundesversicherungsamt wichtig, keine Schnellschüsse in Sachen private Vorsorge zu betreiben, sondern zu analysieren, wie es um die eigene Versorgung(slücke) bestellt ist. Unser Rentenrechner bietet die Möglichkeit zu ermitteln, wie groß eine konkrete Rentenlücke derzeit ist. Ein viel größeres Problem neben der Ausgleichsfrage zu Versorgungslücke ist jedoch die laut Bundesverband der Rentenberater häufig fehlerhafte Berechnung der staatlichen Rente.

Was arbeitswillige Rentner wissen sollten

4. Warum werden in Rentenbescheiden so viele Fehler gemacht?
„Bei den von uns geprüften Rentenbescheiden finden wir immer wieder viele Fehler, bei fast der Hälfte sind Korrekturen nötig", sagt Martin Reißig, Präsident des Bundesverbandes der Rentenberater. „Wir finden fast immer etwas, Zeiten, die nicht oder falsch ausgewiesen oder Zuschläge, die einfach nicht angerechnet wurden." Der Verband empfiehlt, den Bescheid von einem unabhängigen Rentenberater prüfen zu lassen „Rentner verlassen sich darauf, dass die Berechnungen korrekt sind, immerhin kommen die ja von einer Behörde. Aber Rentenbescheide sind noch komplizierter als Steuerbescheide.“

Fehlerhafte Rentenbescheide

Von Arbeitsmuffeln und fleißigen Bienchen
Entspanntes Leben: Im Vergleich zu Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien und den Niederlanden landet Frankreich auf dem letzten Platz. Und zwar dann, wenn es um die jährlich geleisteten Arbeitsstunden geht. Ein vollbeschäftigter Franzose arbeitet im Schnitt 1.679 Stunden. Noch weniger als 1999. Da waren es noch 1.950 Stunden. Quelle: dapd
Geht es um die Arbeitsproduktivität - also darum, wie viel die Franzosen im Schnitt in einer Stunde erwirtschaftet - sehen die Zahlen sehr viel besser aus: Ein französischer Arbeitnehmer bringt es auf 42,60. Quelle: ap
Großbritannien liegt mit 1.856 Arbeitsstunden pro Jahr im Mittelfeld. Auch die Briten haben ihre Arbeitszeit verringert. 1999 arbeiteten sie noch 1.960 Stunden. Quelle: ap
Während die Arbeitsproduktivität der Briten 1999 noch bei 33,70 Euro lag, liegt sie nun bei 41,70 - ein Plus von 23,6 Prozent. Quelle: Reuters
Die Italiener arbeiten fast so viel wie die Deutschen - nämlich 1.813 Stunden im Jahr. Aber auch Italien hat die Stundenanzahl im Vergleich zu 1999 gesenkt. Damals arbeiteten sie noch 1.928 Stunden pro Jahr.
Bei der Arbeitsproduktivität stehen die Italiener schlecht da. Sie liegt bei 35,60 Euro pro Stunde. Immerhin ein Plus von 6,7 Prozent im Vergleich zu 1999 (33,40 Euro). Quelle: dpa
Die Niederländer liegen bei der Anzahl der jährlichen Arbeitsstunden auf dem dritten Platz - mit 1.795 Stunden. Quelle: ap

5. Was sind die häufigsten Fehler und was kann ich selbst tun, um Fehler zu vermeiden?
Typische Fehlerquellen im Rentenbescheid sind die fehlende Anrechnung von Auslandsaufenthalten, Kinderbetreuungszeiten oder nicht nachgewiesene Ausbildungszeiten. Arbeitnehmer sollten daher alle Belege über Beschäftigungs- und Ausbildungszeiten, Erziehungsurlaub oder Arbeitslosigkeit lückenlos aufbewahren und der Rentenversicherung zeitnah melden. Zudem sollte man den Versicherungsverlauf überprüfen. Wer dies nicht selbst kann, sollte sich an einen Fachmann, etwa an einen im Rentenrecht spezialisierten Rechtsanwalt, wenden. Bei der Rentenversicherung haben Arbeitnehmer aber auch einen Anspruch auf so genannte Kontenklärung. Dadurch erfährt man den Versicherungsverlauf und kann sehr leicht erkennen, ob alle Phasen des Erwerbslebens für die Berechnung der Rente berücksichtigt wurden.

Auf welche Argumente Kunden hereinfallen
Nur eine Minderheit der Altersvorsorge-Berater ist auch neutral und unabhängig. Ausschließlich die so genannten „Versicherungsberater“ beraten ihre Kunden individuell und in deren Interesse. Um ihre Neutralität und Unabhängigkeit zu gewährleisten, beziehen sie keine Provisionen von Versicherungen, sondern beraten Kunden auf Honorarbasis. Meistens wird dabei eine Stundensatzvergütung vereinbart. Deutschlandweit gibt es nur rund 200 Versicherungsberater. Die knapp 45.000 Versicherungsmakler sind zwar nicht vertraglich an eine oder mehrere Gesellschaften gebunden und können grundsätzlich frei zwischen den Versicherern und deren Tarifen wählen. Insoweit sind sie zwar unabhängig bei der Auswahl ihrer Angebote, erhalten aber Provisionen bei Vertragsabschluss von den Versicherern. Versicherungsvermittler sind Handelsvertreter, die von einem oder mehreren Versicherungsunternehmen beauftragt sind, deren Versicherungen zu vermitteln. Sie erhalten Provision, wenn der Kunde einen Vertrag abschließt. Mehr als 210.000 Vermittler gibt es in Deutschland.
Zahlreiche Zeitschriften, Institute, Anlegerbriefe und auch Internetseiten vergeben Siegel für angeblich empfehlenswerte Versicherer. In der Regel bilden solche Tests aber nicht den individuellen Fall ab. Welcher Versicherer und welcher Tarif für die Bedürfnisse des Kunden taugen, lässt sich nur für den Einzelfall ermitteln. Auch einige Vergleichsportale im Internet genießen einen schlechten Ruf, da manche Betreiber als Makler fungieren und von den Provisionen der Gesellschaften leben. Zudem ist eine Auswahl anhand von Bedingungskriterien oft nur höchst eingeschränkt oder dar nicht möglich.
Aktuell liegt der Garantiezins auf 1,75 Prozent. Das ist ein Rekordtief. Zum Vergleich: Zwischen Juli 1994 und Juni 2000 lag der Satz noch bei vier Prozent.Trotzdem sollten Kunden gut überlegen, ob sie tatsächlich eine Police brauchen und keinesfalls den erstbesten Tarif wählen. Der Garantiezins wird nicht für die Beiträge, sondern nur für den Sparanteil gewährt. Real liegt der Garantiezins ab dem nächsten Jahr je nach Kostenquote der Versicherer laut Bund der Versicherten zwischen etwas unter Null Prozent und 1,0 Prozent, wenn die Lebensversicherer ihre derzeitige Kostenstruktur so beibehalten. Damit dürfte die garantierte Summe in Zukunft sehr oft unterhalb der Inflationsrate liegen. Die Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil der Beiträge. Was letztlich übrig bleibt hängt daher auch an den Kosten für Abschluss und Verwaltung. Wegen der niedrigen Garantieverzinsung müssen Versicherte daher auf die Gewinnbeteiligung der Gesellschaften hoffen. Neben dem Garantiezins bestimmt vor allem die Überschussbeteiligung die Rendite. Da kann es je nach Gesellschaft große Unterschiede geben. Wenn der Vertrag endet, kommen noch ein Schlussbonus und eine Beteiligung an den stillen Reserven hinzu. Aus diesen Werten ergibt sich die Gesamtverzinsung. Die Renditen variieren je nach Laufzeit, unter dem Strich können Kunden durchschnittlich mit vier Prozent per Anno rechnen, zum Teil werden allerdings wohl nur etwa drei Prozent herauskommen.Noch wichtiger als der Blick auf die Zinsen ist die Konstanz des Sparers. Nur wenn der Versicherte bis zum Ende einzahlt, kann eine Lebenpolice sinnvoll sein. Wer das für sich nicht sicher garantieren kann, sollte nicht abschließen.
Vor allem die Kosten für Versicherer mit starkem Vermittlernetzwerk sind enorm. Bei vertriebsstarken Gesellschaften können sie bei der Vermittlung von privaten Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht etwa 12 bis 15 Prozent der Beiträge betragen. Die teuersten Gesellschaften verlangen sogar bis zu rund 22 Prozent. Bei Direktversicherern gehen gut sieben bis acht Prozent der Beiträge dafür drauf. Bei der Vermittlung von Kapitallebensversicherungen fallen die Kosten dagegen weit höher aus. Sie liegen laut BdV bei vertriebsstarken Versicherungsunternehmen bei etwa 20 bis 25 Prozent, zum Teil betragen sie sogar bis zu 30 Prozent. Die Kosten bei Direktversicherern hingegen betragen 16 bis 17 Prozent. "Die Höhe der Kosten ist ein wichtiger Faktor für die Höhe der Rendite“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Entsprechende Vergleiche von Analysehäusern wie etwa von Morgen & Morgen geben Auskunft über die Sätze. „Überdurchschnittlich teure Gesellschaften sollten Versicherte konsequent meiden“ sagt Rudnik.
Vor allem für kinderreiche Familien lohnt der Abschluss zumeist wegen der Zulagen, für Gutverdienende dagegen oftmals aufgrund der Steuervorteile. Trotzdem ist ein übereilter Abschluss nicht zu empfehlen. Über die Jahre kann ein schlechter Tarif mehr kosten als ein Jahr Förderung ausmacht. Und: Die persönliche Risikoneigung muss berücksichtigt werden, damit es bei Rentenbeginn keine negative Überraschung gibt. Aufgrund der hohen Kosten von Versicherungsangeboten ist dabei meistens ein Riester-Fonds- oder Banksparplan empfehlenswerter als eine Riester-Rentenversicherung, die nur gelegentlich bei günstigen Anbietern für Sparer bis etwa 40 Jahre in Frage kommen kann. Riester-Fondspolicen scheiden dagegen fast immer aus. Wichtig: Viele Personen erhalten keine unmittelbare Förderung, darunter Selbstständige, die freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung oder einer berufsständischen Versorgungseinrichtung versichert sind, Sozialhilfeempfänger und geringfügig Beschäftigte, die den Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung nicht durch eigene Beiträge aufstocken. Allerdings können auch nicht Förderberechtigte zumindest die Zulage bekommen, wenn ihr Ehepartner unmittelbar förderberechtigt ist und sie selber einen eigenen Riester-Vertrag abschließen.
Die Lebensversicherer sind gut durch die Krise gekommen. Trotzdem gibt es Risiken, wenn die Finanzkrise eskaliert und wichtige Staaten oder Banken Pleite gehen. Vergangenes Jahr hatten die deutschen Versicherer laut Standard & Poor`s rund 89 Prozent ihrer Investments in Bonds, Krediten und Bankeinlagen. Bei einem weltweiten Crash der Banken, Staaten und Finanzmärkte dürften weder Staatsgarantien noch die brancheneigene Rettungsorganisation Protektor  ausreichen, alle Gesellschaften und Einlagen zu retten. In einem solchen Fall wären aber auch alternative Anlagen betroffen.
Das Gesetz war bislang eindeutig: Seit den dreißiger Jahren ist eine Weitergabe der Provision an den Kunden untersagt. Laut Konkretisierung im  Versicherungsaufsichtsgesetz (§144a Absatz 1 Nr. 3 und Absatz 2VAG). sei ein Verstoß eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu hunderttausend Euro geahndet werden können. Ob das Gesetz weiterhin Bestand hat, wird sich aber noch klären. Ein aktuelles Urteil erlaubt Versicherungsvertretern, mittels Rabatt einen Teil ihrer Provision weiterzureichen (Verwaltungsgericht Frankfurt/Main Az. 9 K 105/11.F). Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Die Finanzaufsicht Bafin kann dagegen noch Rechtsmittel einlegen. In der Praxis geben Vermittler mit dem Hinweis auf Vertrauen und Verschwiegenheit immer wieder einen Teil ihrer Provision zurück – und riskieren damit eine Strafe.

6. Was mache ich, wenn mein Rentenbescheid falsch ist?
Zunächst muss ein Arbeitnehmer erst einmal selbst seinen Antrag bei der Rentenversicherung stellen, dass es zur Auszahlung der monatlichen Rente kommt. Wer nach seinem letzten Arbeitstag auf Zahlungen wartet, wird vergebens auf Zahlungseingang hoffen. Sind die Formalia erledigt, stellt die Deutsche Rentenversicherung Bund (vormals Bundesversicherungsanstalt für Angestellte) einen Bescheid aus. Gegen diesen kann kann innerhalb eines Monats nach Erhalt schriftlich Widerspruch eingelegt werden. Falls Arbeitnehmern der Rentenbescheid im Ausland zugestellt wurde, beträgt die Widerspruchsfrist sogar drei Monate. Den Widerspruch gegen den Rentenbescheid sollten Antragsteller begründen und darlegen, welche Fehler bei der Rentenberechnung beanstandet werden.

9. Kann ich auch einen rechtskräftigen Bescheid noch überprüfen lassen?
Wurde die Widerspruchsfrist von einem Monat versäumt, wird der Rentenbescheid rechtskräftig. Auch dann kann dieser auf Richtigkeit geprüft werden. Die Überprüfung ist auch möglich, wenn sich die Rechtslage geändert hat oder neue Urteile, etwa vom Bundessozialgericht oder vom Bundesverfassungsgericht, gibt und sich diese zu Gunsten der Rentner auswirken. Zur Beruhigung: Wenn festgestellt wird, dass der Rentenbescheid fehlerhaft war, wird nachträglich das laufende Jahr der Überprüfung und bis zu vier Jahre rückwirkend neu berechnet und nachgezahlt.

Sinnvoll selbst vorsorgen

7. Ich stehe mitten im Berufsleben, sollte ich angesichts des drohenden Renten-Desasters jetzt sinnvoll privat vorsorgen, etwa durch Sparen auf Tages- oder Festgeldkonten?

Die bei den traditionell vorsichtigen Deutschen beliebten defensiven Tages- und Festgeldkonten bringen momentan so wenige Zinsen, dass selbst über Jahrzehnte und unter Berücksichtigung des Zinseszinses keine nennenswerten Beträge zusammenkommen. Sie gleichen derzeit im besten Fall die Inflation aus.

8. Kann die Zuschussrente die Lösung sein?
Nein. Die Hürden, diese zu erhalten, sind so hoch, dass sie kaum jemand in Anspruch nehmen kann. Die Zuschussrente soll es nur für diejenigen geben, die jahrzehntelang in die Rentenkasse eingezahlt und - nach 2019 - auch zusätzlich privat fürs Alter vorgesorgt haben. Geringverdiener sollen eine Aufstockung auf bis zu 850 Euro erhalten. Eine Entscheidung über die Zuschussrente soll Mitte Oktober fallen. Es ist davon auszugehen, dass es bei Einführung der Zuschussrente zu Mehrbelastungen käme, die von den künftigen Steuerzahlern und auch von den Beitragszahlern finanziert werden müssten.

9. Gibt es Alternativmodelle?
Die CDU hat kein konkretes Modell, fordert allerdings die Diskussion über eine steuerfinanzierte Grundrente. Grünen-Vorsitzende Claudia Roth denkt laut über eine Garantierente nach. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt, auf die von den Bürgern ohnehin nicht gewollte Senkung des Rentenbeitrags zu verzichten und die Überschüsse in der Rentenkasse zu einer Demografie-Reserve auszubauen.

10. Ist die Anlage in Staatsanleihen eine Alternative?

Wer früher auf vermeintlich sichere Staatsanleihen setzte, sollte sich das in diesen Tagen dreimal überlegen: Sicher – das zeigt derzeit täglich die Eurokrise – ist fast kein Staat. Und die Renditen der solidesten Länder werfen so gut wie gar nichts ab – bei  einigen liegen die Zinsen sogar im Minus.

11. Taugt die Riester-Rente?

Die Meinungen der Experten über die Riester-Rente gehen zurzeit auseinander. Grundsätzlich sollten sich diejenigen, die bereits eine Riesterente abgeschlossen haben, gut überlegen, ob sie diese wieder kündigen wollen - da die Kosten, die sich aus den bis Vertragsende einzuzahlenden Beiträgen berechnen, in den ersten Vertragsjahren abgezogen werden, erhält man im Falle einer frühen Kündigung deutlich weniger zurück, als man eingezahlt hat. Wer noch nicht "riestert", sollte das aber nicht unbedingt jetzt nachholen, sondern darauf warten, dass die Riester-Rente, wie von der Politik zuletzt angekündigt, nachgebessert wird.

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12. Warum ist das Zinsniveau derzeit so niedrig?

Die Zinsen sind wegen der sogenannten finanzielle Repression so niedrig, also der finanziellen Unterdrückung der Staaten: Regierungen schrauben ihre in den vergangenen Monaten und Jahren durch Finanz- und Schuldenkrise angehäuften Finanzierungskosten nach unten. Das erreichen sie unter anderem dadurch, dass ihre Notenbanken massiv Staatsanleihen kaufen. In der Folge sinkt der Zinssatz. Genau das hat zur Folge, dass die Zinsen für andere Anlageklassen nach unten gezogen werden – was Sparen für Sparer zurzeit so schwierig macht.

13. Ist das nicht nur ein temporärer Effekt?

Ein Ende dieses von den Medien zuletzt auch als „Zinsraub“ und „Enteignung“ angeprangerten Vorgangs ist vorerst nicht in Sicht. Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sagte etwa neulich gegenüber WirtschaftsWoche Online: „Finanzielle Repression wird zunehmend wichtiger, um den Staat finanziell handlungsfähig zu halten.“ Daher glaubt er auch an eine Fortsetzung: „Ich bezeichne die finanzielle Repression als 3-Phasen-Reiniger. In der ersten Phase werden die Zinsen künstlich niedrig gehalten, in der zweiten Phase wird die Inflation geschürt und in der dritten Phase – wenn sich keine Entspannung der Staatsschuldenkrise eingestellt hat – werden die institutionellen Anleger durch regulatorische Auflagen angehalten, Staatspapiere zu kaufen.“ Dieser Prozess kann sich also noch Monate, wenn nicht Jahre hinziehen.

14. Kann ich dann überhaupt privat vorsorgen?

Viele Experten raten zum Kauf von Sachwerten, etwa von Aktien. Hier sollten aber vor allem Papiere solider Unternehmen, die eine üppige Dividendenrendite mit sich bringen, ausgewählt werden. Auch Immobilien kommen in Frage, allein schon, da im Alter dank des Eigentums keine Miete die Rente schmälert. Hier sollte allerdings überprüft werden, inwieweit das Niveau der Immobilienpreise im fraglichen Gebiet in den vergangenen Monaten aufgrund des Niedrigzinsniveaus schon gestiegen sind. Als weitere Alternative gilt unter Experten auch Gold, hier insbesondere physisches Gold. Gold wirft zwar keine Dividende ab – aber das tun Anleihen auch nicht. Gold hingegen gilt als wertbeständig, schützt daher vor Inflation und bringt zudem die Aussicht auf Wertsteigerung mit sich.

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