Diesel-Affäre Merkel nimmt Auto-Bosse in die Pflicht

Die Diesel-Affäre brachte der deutschen Autoindustrie einen immensen Vertrauensverlust ein. Kanzlerin Merkel appelliert nun an die Konzernchefs – und warnt vor dem drohendem Verlust tausender Arbeitsplätze.

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„Das, was man da unter den Tisch gekehrt hat, oder wo man Lücken in den Abgastests einfach massiv genutzt hat bis zur Unkenntlichkeit, das zerstört Vertrauen.“ Quelle: Reuters

Dortmund Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat von den deutschen Autobossen in der Diesel-Affäre verlangt, rasch verspieltes Vertrauen wieder herzustellen. „Weite Teile der Automobilindustrie haben unglaubliches Vertrauen verspielt“, sagte Merkel am Samstag zum Start in die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs bei einer Veranstaltung des CDU-Arbeitnehmerflügels (CDA) in Dortmund. Dies müssten die Unternehmensführungen nun wieder herstellen. „Da muss gehandelt werden.“ Ehrlichkeit gehöre zur sozialen Marktwirtschaft.

„Das, was man da unter den Tisch gekehrt hat, oder wo man Lücken in den Abgastests einfach massiv genutzt hat bis zur Unkenntlichkeit, das zerstört Vertrauen“, kritisierte Merkel. Nun könne nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. „Das wird noch viele Diskussionen hervorrufen.“

Wenn Deutschland Automobilstandort Nummer eins bleiben wolle, müsse man künftig stärker etwa auf die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien setzen, das autonome Fahren und die Vernetzung von Mobilität weiterbringen. „Die Frage, ob die deutsche Automobilindustrie diese Zeichen der Zeit erkannt hat, wird über ihre Zukunft entscheiden. Und damit über Hunderttausende von Arbeitsplätzen“, rief Merkel.

Merkel hat den Vorschlag der SPD zugunsten einer Quote für Elektro-Autos in Europa zurückgewiesen. „Ich ... glaube nicht so richtig, dass die Quote für E-Autos - also für eine Technologie – richtig durchdacht ist“, sagte Merkel. „Dann verhandelt man ewig in Europa. Und was machen wir denn, wenn sie nicht eingehalten wird?“, fügte sie hinzu. „Darf man dann keine Benziner mehr kaufen?“ Für die Union sei dies der falsche Weg. Der Staat könne etwa mit Anreizen für einen Wechsel zu neuen Antriebssystem helfen, zu denen neben E-Autos auch Wasserstoff- und Hybrid-Antriebe gehörten. Merkel forderte die Automobilkonzerne auf, das von ihnen in der Diesel-Affäre zerstörte Vertrauen wieder herzustellen.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte als Konsequenz aus der Diesel-Affäre die Einführung einer verbindlichen Quote für Elektroautos in Europa vorgeschlagen, um den Durchbruch für die Elektromobilität zu beschleunigen. Diese Forderung ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans zur Zukunft des Automobilstandortes Deutschland.

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