Digitalisierung Vier Forschungszentren für Maschinelles Lernen - Regierung setzt auf künstliche Intelligenz

Die Bundesregierung will die Entwicklung künstlicher Intelligenz schneller vorantreiben. Ein Beispiel ist das autonome Fahren.

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Das Robotic Innovation Centre zeigt auf der Cebit, wie selbstständig Roboter AILA sein kann. Geht es nach der Bundesregierung, sollen solche bald menschenähnliche Entscheidungen treffen können. Quelle: dpa

Berlin Die Bundesregierung will die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) energisch vorantreiben. „Wir werden bei KI eine ordentliche Schippe drauflegen“, kündigte Forschungsministerin Anja Karliczek in einem am Sonntag veröffentlichten Reuters-Interview an. „Gerade habe ich vier neue Forschungszentren für Maschinelles Lernen gestartet.“ Dabei geht es darum, Muster in Daten zu erkennen oder Daten auf eine Weise zu segmentieren, dass eine weitere Bearbeitung möglich wird.

Letztlich sollen sich Maschinen selbstständig Wissen aus Erfahrungen erarbeiten. So sollen etwa Handlungsabläufe, die zu Fehlern führen, nie wiederholt werden. Künstliche Intelligenz gilt als wesentlicher Baustein der weiteren Digitalisierung. Experten gehen davon aus, dass Maschinen, die menschenähnliche Entscheidungen treffen können, Arbeitsprozesse massiv verändern werden.

Ein Beispiel ist das autonome Fahren, das etwa Lkw-Fahrer überflüssig machen könnte. Die Technik wird als Schlüssel für künftigen wirtschaftlichen Wohlstand gewertet. „Wir arbeiten an einem Aktionsplan für KI, denken dabei über neue Clusterstrukturen und auch über mehr KI-Professuren nach“, sagte Karliczek. Mit Clustern ist die Vernetzung von Unternehmen, Hochschulen und anderen Akteuren gemeint.

Ziel ist, einerseits die Kräfte zu bündeln und andererseits attraktiver für Investoren und Fachkräfte zu werden. Erste konkrete Schritte sollen in zwei Wochen abgestimmt werden. Bei einem Treffen im Kanzleramt am 18. Mai gehe es auch darum, die Kompetenz im KI-Bereich zu bündeln, Wirtschaft und Wissenschaft kämen dann zusammen, sagte die CDU-Politikerin.

Bedenken führender Wissenschaftler, Europa drohe bei der KI den Anschluss zu verlieren, teilt die Ministerin nicht: „Wir sind in der Grundlagenforschung und in der anwendungsorientierten Forschung zu KI schon sehr lange unterwegs.“ Dadurch sei man solide aufgestellt. Ende April hatten 21 Forscher - darunter auch der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Martin Stratmann – in einem offenen Brief gewarnt, China und die USA investierten wesentlich mehr Geld in die KI-Entwicklung als Europa.

Zudem würden europäische Top-Forscher mit lukrativen Angeboten von US-Firmen abgeworben. „Wir haben in Deutschland das umsatzstärkste KI-Forschungszentrum weltweit“, hielt Karliczek dagegen, räumte aber ein, man müsse jetzt „ein bisschen schneller werden“. Dies gelte auch für den Sprung von der Entwicklung neuer Anwendung zur wirtschaftlichen Nutzbarkeit.

„Wir merken ja, dass gerade beim Transfer, bei der Umsetzung innovativer Produkte, der Druck mächtig zunimmt und dass jetzt sowohl die USA als auch China viel Geld reinstecken.“ Steuerliche Forschungsförderung könne hier helfen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollten zu eigenen Forschungsaktivitäten animiert werden. Ziel sei es auch, zur Gründung von Start-Ups zu animieren.

Die im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD festgeschriebene Schaffung eine deutsch-französischen KI-Zentrums nimmt noch keine Konturen an. Die Standortfrage stelle sich noch nicht, erklärte die Ministerin. „Im Moment gleichen wir erst einmal ab, wo stehen wir denn und wo macht denn jetzt eine Zusammenarbeit Sinn?“ Gerade im KI-Bereich stelle sich die Frage, ob es sinnvoll sei, ein Zentrum zu schaffen. „Vielleicht ist im Bereich der KI eine breitere Streuung der gesamten Forschung genauso sinnvoll, weil bei KI keine Rieseninfrastruktur gebraucht wird.“

Bedenken hat die 47-Jährige bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von KI. „Aber – und das ist meine große Sorge – den Begriff KI, der macht vielen Menschen Angst.“ Deswegen müsse ein ethischer Rahmen für KI entwickelt werden. „Diese Regeln müssen wir uns jetzt erst gemeinsam geben, damit nicht Dinge aus dem Ruder laufen. Es ist immer noch die Maschine für den Menschen da und nicht umgekehrt.“

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