E-Government Deutsche warten auf den digitalen Staat

Fast alle Deutschen wollen Behördengänge künftig online erledigen, zeigt eine Umfrage. Am wichtigsten ist ihnen dabei der Datenschutz. Die Realität in den Amtsstuben sieht bisher anders aus.

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Die Deutschen sind aufgeschlossen gegenüber der digitalen Verwaltung. Quelle: dpa

Berlin Die Deutschen wollen ein funktionierendes E-Government. Wie eine bisher unveröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Pwc zeigt, die dem Handelsblatt exklusiv vorab vorliegt, haben fast alle eine positive Einstellung gegenüber digitalen Verwaltungsangeboten. Zwei Drittel der Befragten nutzen demnach schon jetzt digitale Verwaltungsdienstleistungen. Der E-Government-Monitor der Initiative D21 hatte ergeben, dass es nur rund 40 Prozent der Bevölkerung sind. In Österreich hingegen nutzen bereits 74 Prozent E-Government-Angebote.

91 Prozent der befragten Bürger geben in der repräsentativen Pwc-Umfrage an, dass sie bereit wären, Verwaltungsvorgänge zukünftig online zu erledigen. Von jenen Bürgern, die heute schon die vereinzelt vorhandenen Angebote zur Erledigung von Behördengängen nutzen, können sich 90 Prozent der Onlinenutzer sogar vorstellen, sämtliche Verwaltungsvorgänge über ein Bürgerkonto abzuwickeln. Eine Gesetzesänderung in der vergangenen Legislaturperiode soll die Einrichtung eines solchen behördenübergreifenden Kontos in den nächsten Jahren beschleunigen.

Der Nachholbedarf ist enorm. Bei der Digitalisierung der Verwaltung hängt Deutschland derzeit im internationalen Vergleich massiv hinterher. Laut einer aktuellen Studie der EU-Kommission belegt die Bundesrepublik nur Platz 20 von 28 – weit hinter Estland oder Österreich.

Der Nationale Normenkontrollrat hat ausgerechnet, dass Unternehmen pro Jahr eine Milliarde Euro Verwaltungskosten sparen könnten, wenn es ein funktionierendes E-Government geben würde. Die Verwaltungen selbst könnten 3,9 Milliarden Euro jährlich sparen, und die deutschen Bürger hätten 84 Millionen Stunden weniger mit Behörden Kontakt. Auch in der Pwc-Umfrage sehen die Befürworter in der digitalen Verwaltung Vorteile wie Zeitersparnis, geringere Umweltbelastung, Kostenreduktion und Komfort.

Es gibt aber auch solche, die sich noch scheuen. Die Bedenkenträger sorgen sich vor Datenmissbrauch oder -manipulation (72 Prozent) sowie vor Fremdzugriffen (64 Prozent). Das Thema Datenschutz sei im Zusammenhang mit der Digitalisierung für viele Bürger zentral, heißt es in der Studie. 37 Prozent hätten Datenschutzbedenken an einer oder mehreren Stellen des Fragebogens geäußert.

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