Einblicke in die globale Wirtschaftselite „Das ist ein einzigartiges Netzwerk“

Netzwerken beim World Economic Forum Quelle: World Economic Forum/Benedikt von Loebell

Das „Young Global Leaders“ -Nachwuchsprogramm des Weltwirtschaftsforums ist immer hochkarätig besetzt: Angela Merkel oder Emmanuel Macron gehören zu den Alumni. Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ist Teil des aktuellen Jahrgangs. Hier gibt die Anwältin Anahita Thoms Einblicke in den exklusiven Kreis.

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Das Weltwirtschaftsforum, der Club großer Konzerne und Ausrichter des jährlichen Führungstreffens in Davos, betreibt ein Programm für Führungskräfte, die kurz vor dem Sprung in höchste Ämter und Aufgaben stehen. Auch die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (40) ist Stipendiatin im exklusiven Zirkel dieser „Young Global Leaders“.

Die Düsseldorfer Anwältin und Partnerin der Großkanzlei Baker McKenzie, Anahita Thoms (40), ist die einzige andere Deutsche im aktuellen Nachwuchs-Jahrgang aus weltweit 114 Teilnehmern, der 2020 startete. Mit dabei sind etwa auch die finnische Premierministerin Sanna Marin oder die Kapitänin der US-Fußballnationalmannschaft, Megan Rapinoe. Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder der frühere britische Premier Tony Blair haben das Programm ebenso einst durchlaufen. Die WirtschaftsWoche hat mit Anahita Thoms über ihre Erfahrungen gesprochen.

WirtschaftsWoche: Frau Thoms, was haben Sie gedacht, als sie erfuhren, als Young Global Leader ausgewählt worden zu sein?  
Anahita Thoms: Da war viel Freude und auch Respekt. Es sind sehr vielfältige und namhafte Persönlichkeiten, die hier zusammenkommen. Ich werde viel von anderen lernen und selbst meine Erfahrungen einfließen lassen können. Das ist schon ein einzigartiges Netzwerk, das sich hier auftut.

Anahita Thoms, Anwältin und Partnerin der Großkanzlei Baker McKenzie Quelle: Presse/Juliana Caribé

114 Führungsleute, aus aller Welt und um die 40 oder etwas jünger: Wie nehmen Sie die Gruppe des Jahres 2020 wahr?
Die ganze Gruppe wahrzunehmen ist natürlich etwas schwieriger in der Pandemie. Wir haben uns noch nicht persönlich getroffen, sondern immer wieder virtuell. Es sind aber aus allen Weltregionen interessante Persönlichkeiten dabei. Manche kommen aus Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen, andere aus der Politik, den Wissenschaften oder sind Juristen wie ich.

Durchlaufen alle dieselben Veranstaltungen oder gibt es Schwerpunkte?
Ich kann mich auf das konzentrieren, was mich interessiert. Immer aber geht es um den praktischen Bezug zu unserer Arbeit und um die Zukunft; um das, was wir gestalten wollen. Schwerpunkte sind zum Beispiel die Digitalisierung, Nachhaltigkeit, die Arbeitswelt von morgen. Ich beschäftige mich als Anwältin sehr stark mit Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und deshalb habe ich für meine erste Fortbildung dieses Thema gewählt.

Wie lief das ab?
Es war ein sehr spannender Kurs mit Professoren und Dozenten aus Stanford – leider lief wegen der Pandemie alles online. Diese Programme finden zusammen mit namhaften Universitäten statt und die Inhalte werden auf die Young Leaders ausgerichtet. Es geht um konkrete Anregungen für unsere Arbeit. Wir haben zum Beispiel verschiedene Nachhaltigkeitsszenarien durchgespielt und uns überlegt, wie Interessen zum Ausgleich gebracht werden können. In einem Fall ging es darum, möglichst viel Mais anzubauen, um den Hunger in einer Region zu bekämpfen. Der Nachteil: Die biologische Vielfalt wird zerstört. Also mussten wir bessere Lösungen finden. Es war sehr spannend zu sehen, wie vielfältig die Anregungen waren – aus Sicht von NGOs oder Unternehmen zum Beispiel.

Wie gelingt es in Pandemiezeiten überhaupt, sich als Gruppe zu treffen und auszutauschen?
Jenseits der Fortbildungsmodule mit den Universitäten kommen wir zum Beispiel alle drei Wochen virtuell zusammen. Das ist ein Modul, das ich mitorganisiere - für einen Teil der Teilnehmer aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika. In diesem Format ist diese Eingrenzung ist sinnvoll, weil wir uns dann aus ähnlichen Zeitzonen einfacher zusammenschalten können. Wir nehmen uns ein Thema vor – zum Beispiel ein Führungsthema – und diskutieren das, etwa mit einem Gast aus der EU-Kommission. Es ist auch etwas Besonderes, wenn sich bei einer anderen Veranstaltung die EZB-Chefin Christine Lagarde für uns Young Leaders Zeit nimmt. Bei dieser Veranstaltung waren 40 von uns anwesend und wir konnten reihum Fragen stellen.

Sie sind zusammen mit Annalena Baerbock, der grünen Kanzlerkandidatin, die einzige Deutsche in diesem Jahrgang. Wie haben Sie denn Frau Baerbock wahrgenommen?
Ich habe sie leider noch nicht kennengelernt. Das mag an der Pandemie liegen oder daran, dass wir unterschiedliche Module gewählt haben. Wir werden dazu aber wahrscheinlich noch Gelegenheit haben! Das Programm dauert ja noch einige Zeit und es stehen zum Glück - wenn wir das wieder dürfen - auch physische Treffen der Gruppe, zum Beispiel in Davos, an. Darauf freue ich mich. Ein schöner Aspekt ist, dass dazu auch die Familie, die Kinder eingeladen werden. Wir sind ja alle viel beschäftigt und da ist es schön, wenn die Kinder nicht bei den Konferenzen selbst, aber doch am selben Ort mit dabei sein können.

Mehr zum Thema: Bei Joachim Betz in Hamburg studierte Annalena Baerbock Politikwissenschaft. Wollte sie damals schon Kanzlerin werden? Und was hält der Professor heute von ihr und dem grünen Umfrage-Höhenflug?

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