Einbürgerung Liebe Union, den Pass gibt es nicht geschenkt

Die deutsche Staatsbürgerschaft wird nicht verramscht: In Wahrheit ist Deutschland bei der Einbürgerung im Vergleich zu anderen Industriestaaten Nachzügler. Quelle: Imago

Die USA und andere europäische Länder haben längst weniger strenge Barrieren zur Einbürgerung. Dabei muss Deutschland im Wettbewerb um Fachkräfte endlich aufholen. Ein Kommentar.

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Joachim Herrmann tut erbost. „Sie glauben doch nicht,“ ereifert sich der bayrische CSU-Innenminister in Dauerschleife im Hörfunkinterview, „wenn Sie heute auch als deutscher Ingenieur in die USA gehen, dass Sie innerhalb kürzester Zeit die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen! Das ist doch alles einfach nicht richtig.“

Doch, ist es. Die USA ermöglichen genau das, was die Unionsparteien insgesamt und – trotz Koalitionszugehörigkeit – auch Teile der FDP gerne zum Aufreger der Vorweihnachtszeit aufbauschen würden: Dass Zuwanderer in Deutschland künftig bereits nach fünf anstatt wie bisher nach acht Jahren die Möglichkeit erhalten sollen, die Staatsbürgerschaft zu beantragen. Für den Erhalt eines US-Passes muss ein GreenCard-Inhaber während der fünf Jahre nicht einmal pausenlos im Land gewesen sein. 30 Monate reichen. Wer mit einem Amerikaner verheiratet ist, braucht sogar nur drei Jahre zu warten und 18 Monate im Land gewesen sein.

Auch andere europäische Länder, in denen man sich auf Ratschlag von Unionspolitikern nach angeblich strengen Einbürgerungsrechten umschauen soll, halten es tatsächlich eher liberal. Frankreich ist nur ein Beispiel. Fünf Jahre sind es auch hier. Für Absolventen einer französischen Hochschule reichen dort sogar zwei. Man will sie als Fachkräfte an Ort und Stelle halten. Sofort. Nicht etwa, weil man Staatsbürgerschaft „verramschen“, würde, wie es nun von Unionsseite bissig an die Adresse der Regierung in Berlin heißt.

In Wahrheit ist Deutschland Nachzügler und muss endlich aufholen im beständig schärfer werdenden Wettbewerb um Fachkräfte. Wir leben in einem Land, in dem nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft bereits 2019 ein Viertel der im Gesundheitsbereich tätigen Akademiker, 24 Prozent der Mathematiker, Naturwissenschaftler und Informatiker und jeder fünfte Techniker Zuwanderer waren. Aber auch jede zweite Reinigungskraft und mehr als ein Drittel der in der Gastronomie Beschäftigten ausländischer Herkunft halten unsere Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen.

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Noch. Wenn die Klage über fehlende Handwerker, Ärztinnen, Kellner, Pflegerinnen und viele andere Kräfte nicht in ein unlösbares Problem münden soll, sollten wir nicht länger arrogant so tun, als müssten sie sich für den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft erst noch und besonders lang verdient machen.

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