Es dauert keine Minute, bis der VW-Verkäufer auf Betriebstemperatur ist. „Mit dem Ding sind Sie an der Ampel immer der Erste“, schwärmt er. „Das ist ja ein ganz anderes Fahrgefühl als mit ‘nem Benziner.“ Die Reichweite? „Fünf Mal von oben nach unten auf Sylt.“ Lautes Lachen. Dann blättert der junge Verkäufer in einem Hochglanzprospekt herum und zeigt auf die passende Grafik. „Der e-Golf erreicht mit einer Batterieladung 190 km“, steht da.
Vor eineinhalb Wochen hat die Bundesregierung die E-Auto-Prämie gegen jede Menge Widerstand durchgesetzt. Wer einen Neuwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb kauft, bekommt nun bis zu 4000 Euro Rabatt. Eine Hälfte bezahlt der Hersteller, die andere der Steuerzahler. Aber gibt es die Prämie in der Praxis schon? Wissen die Verkäufer, wie sie funktioniert? Und muss man sich beeilen, um von den 1,2 Milliarden Euro im Fördertopf noch etwas abzubekommen?
"Aber wir haben noch gar keine Formulare"
Um das herauszufinden, habe ich mich als junger Berufsanfänger vorgestellt, der nun die Prämie mitnehmen und ein ökologisch sauberes Auto kaufen will. Der erste Kunde mit dieser Idee bin ich nicht. Seitdem die Prämie in den Medien ist, höre er solche Anfragen öfter, sagt der VW-Mann. Das Prinzip der Prämie kennt er: Die Hälfte vom Produzenten, die andere vom Staat. „Aber wir haben noch gar keine Formulare“, meint er. „Die rödeln da noch dran rum.“ Einer seiner Kunden, der im Ministerium arbeitet, halte ihn auf dem neuesten Stand. „Sie müssen also noch ein wenig warten – bringt ja nichts, wenn wir jetzt ‘nen Vertrag machen und dann fliegt uns die Prämie um die Ohren.“
Eine Stunde vorher bei BMW. Auch hier erzähle ich die Geschichte des jungen Berufsanfängers. Auch hier bekomme ich ein Verkaufsreferat – diesmal über Carbon, Achsenlastverteilung und die Ladezeiten für BMWs Elektroauto i3. Dann auch hier meine Frage: Wie funktioniert die Prämie denn nun?
„Sie bekommen 2000 Euro von uns – und können sich dann nochmal 2000 Euro vom Staat holen“, sagt der BMW-Verkäufer. „Dafür vermerken wir den Rabatt von BMW auf der Rechnung." Die müsse ich beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einreichen. "Seit Verabschiedung der Kaufprämie sind deutlich mehr Leute gekommen, um sich über den i3 zu informieren", behauptet der BMW-Mann. Über fehlende Formulare redet er nicht.
Kein Run auf Hybridwagen bei Audi
In der Audi-Filiale, die ich aufsuche, hat das Thema E-Prämie kaum Bedeutung. „Elektroauto?“, fragt die Empfangsdame überrascht. Nach kurzer Verwirrung schreitet aber doch ein Verkäufer herbei und führt mich zum A3 e-tron – Audis einzigem Elektrowagen, den allerdings nur ein Hybridmotor antreibt. „Tolles Auto, aber die meisten Kunden wünschen sich eben doch nur PS“, sagt der Verkäufer. Von einem Run auf E-Autos könne er hier noch nichts verspüren.
Einen Hybridwagen mit Prämie scheint er jedenfalls noch nicht verkauft zu haben. 3000 Euro könne man da doch mitnehmen, antwortet er auf die Frage, wie der Kaufanreiz genau funktioniert. Allerdings glaubt er, das Geld bezahle Audi allein. „Wie wir das dann genau machen, klären wir später“, sagt er. Das eher bescheidene Interesse nach den Hybridautos erklärt er sich durch den Preis. Der ausgestellte A3 e-tron mit jeder Menge Sonderausstattung kostet zum Beispiel etwa 50.000 Euro. Ein paar Meter weiter steht ein deutlich sportlicheres Benzinmodell – für den gleichen Preis.
Letzte Station der Einkaufstour ist Renault. Der französische Autohersteller gewährte schon vor der E-Auto-Prämie auf seinen Elektro-Kleinwagen Zoe 5000 Euro Rabatt. „Wir haben unsere Förderung jetzt auf 3500 bis 4000 Euro reduziert – aber mit den 2000 Euro vom Staat liegen Sie immer noch darüber“, sagt der Verkäufer hier. Ohne Prämie kostet der Zoe momentan 21.500 Euro – er wäre also schon für 15.500 Euro zu haben.
Testfahrt erst in zwei Wochen möglich
Eine Testfahrt ist allerdings erst in zwei Wochen möglich. „Bis dahin ist der Wagen ausgebucht“, sagt der Verkäufer. Wie seine Kollegen bei BMW und VW berichtet er von deutlich mehr Anfragen, seitdem es die Kaufprämie gibt. „Wenn Sie sich für einen Elektrowagen entscheiden, regeln wir das mit der Prämie“, sagt der Renault-Mann. Auch er beruft sich auf Kontakte ins Ministerium.
Dabei regelt die Auszahlung der Prämie kein Ministerium, sondern das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Und selbst das weiß nicht genau, ab wann die Prämie tatsächlich gezahlt wird. „Die Vorbereitungen im BAFA für das elektronische Antragsverfahren laufen auf Hochtouren“, teilt ein Sprecher des BAFA auf die Anfrage der WirtschaftsWoche mit. Ab welchem Zeitpunkt der Kauf eines Elektroautos förderfähig ist, werde aber „aktuell noch geprüft“.