Elektroauto-Förderung E-Auto-Prämie einsammeln - geht das schon?

Käufern von Elektroautos winkt seit eineinhalb Wochen eine Prämie von bis zu 4000 Euro. Aber wie funktioniert das Geschenk der Bundesregierung in der Praxis? Eine Einkaufstour durch Berlin.

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Ein stilisiertes Elektrofahrzeug ist auf einen Parkplatz an einer Ladesäule in Leipzig auf die Straße gemalt. Quelle: dpa

Es dauert keine Minute, bis der VW-Verkäufer auf Betriebstemperatur ist. „Mit dem Ding sind Sie an der Ampel immer der Erste“, schwärmt er. „Das ist ja ein ganz anderes Fahrgefühl als mit ‘nem Benziner.“ Die Reichweite? „Fünf Mal von oben nach unten auf Sylt.“ Lautes Lachen. Dann blättert der junge Verkäufer in einem Hochglanzprospekt herum und zeigt auf die passende Grafik. „Der e-Golf erreicht mit einer Batterieladung 190 km“, steht da.

Vor eineinhalb Wochen hat die Bundesregierung die E-Auto-Prämie gegen jede Menge Widerstand durchgesetzt. Wer einen Neuwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb kauft, bekommt nun bis zu 4000 Euro Rabatt. Eine Hälfte bezahlt der Hersteller, die andere der Steuerzahler. Aber gibt es die Prämie in der Praxis schon? Wissen die Verkäufer, wie sie funktioniert? Und muss man sich beeilen, um von den 1,2 Milliarden Euro im Fördertopf noch etwas abzubekommen?

 "Aber wir haben noch gar keine Formulare"

Um das herauszufinden, habe ich mich als junger Berufsanfänger vorgestellt, der nun die Prämie mitnehmen und ein ökologisch sauberes Auto kaufen will. Der erste Kunde mit dieser Idee bin ich nicht. Seitdem die Prämie in den Medien ist, höre er solche Anfragen öfter, sagt der VW-Mann. Das Prinzip der Prämie kennt er: Die Hälfte vom Produzenten, die andere vom Staat.  „Aber wir haben noch gar keine Formulare“, meint er. „Die rödeln da noch dran rum.“ Einer seiner Kunden, der im Ministerium arbeitet, halte ihn auf dem neuesten Stand. „Sie müssen also noch ein wenig warten – bringt ja nichts, wenn wir jetzt ‘nen Vertrag machen und dann fliegt uns die Prämie um die Ohren.“

Für diese Autos gibt es die Elektro-Kaufprämie
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion Quelle: Presse
Der Kleinwagen Renault Zoe ist der aktuelle E-Auto-Bestseller in Europa.Hierzulande steht der Franzose für mindestens 21.500 Euro in der Preisliste, hinzu kommt eine monatliche Batteriemiete von mindestens 49 Euro. Renault hat angekündigt, zusätzlich zum Herstelleranteil weitere 1.000 Euro vom Preis nachzulassen, der Kunde zahlt also insgesamt 5.000 Euro weniger. Der Elektromotor leistet maximal 65 kW/88 PS. Damit kommt der Renault Zoe in 13,5 Sekunden bis auf Tempo 100, maximal bei 135 km/h. Als Reichweite gibt Renault 210 Kilometer an. Je nach Methode dauert das Aufladen der Akkus zwischen 30 Minuten und 9 Stunden. Quelle: Presse
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion:Der japanische Hersteller hat angekündigt, nicht nur den geforderten Industrieanteil von 50 Prozent zu zahlen, sondern mit dem Preis seiner E-Autos um weitere 1.000 Euro runterzugehen. Der regulär ab 23.365 Euro erhältliche Kompaktwagen wird somit 5.000 Euro günstiger. Hinzu kommt die Batteriemiete von 79 Euro pro Monat. Den 80 kW/109 PS starken Stromer gibt es in zwei Varianten: mit einer 24 kWh oder 30 kWh großen Batterie. Mit dem stärkeren Akku steigt die Reichweite des Kompakten auf 250 Kilometer. Quelle: Presse
Die baugleichen Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero, Mitsubishi Electric Vehicle (Foto) und Peugeot Ion stellen eine Leistung von 49 kW/67 PS bereit Quelle: Presse
Peugeot IonDer Franzose ist Teil eines Trios, denn er ist baugleich mit den Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero und Mitsubishi Electric Vehicle. Mit 49 kW bzw. 67 PS beschleunigen alle drei von 0 auf 100 km/h in 15,9 Sekunden und erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h. Rund 150 Kilometer reicht der Akku, die Ladezeit liegt zwischen 30 Minuten (80 Prozent) und neun Stunden. Die Preise für den C-Zero und den Ion starten bei 19.390 Euro. Das dritte Modell im Trio, das Mitsubishi Electric Vehicle, kostet ab 23.790 Euro. Quelle: Presse
Die Elektro-Version des Kleinstwagens VW Up kommt inklusive Batterie und kostet 26.900 Euro Quelle: Presse
Smart for two electric drive (bis 2015)Der Smart Fortwo Electric Drive  befindet sich gerade im Wechsel der Modellgenerationen. Die alte mindestens 23.680 Euro (inkl. Akku) teure Generation mit 55 kW/75 PS starkem Elektromotor wird nicht mehr produziert, bei einigen Händler sind aber noch vorkonfigurierte Neufahrzeuge erhältlich. Das auf der aktuellen Generation Smart basierende neue E-Auto kommt Ende des Jahres auf den Markt. Neben dem zweisitzigen Smart Fortwo und seinem Cabrio-Ableger wird erstmals den viersitzige Smart Forfour mit E-Motor geben. Der 65 kW/88 PS starke Antrieb stammt vom Zoe des Kooperationspartners Renault. Quelle: Presse

Eine Stunde vorher bei BMW. Auch hier erzähle ich die Geschichte des jungen Berufsanfängers. Auch hier bekomme ich ein Verkaufsreferat – diesmal über Carbon, Achsenlastverteilung und die Ladezeiten für BMWs Elektroauto i3. Dann auch hier meine Frage: Wie funktioniert die Prämie denn nun?

„Sie bekommen 2000 Euro von uns – und können sich dann nochmal 2000 Euro vom Staat holen“, sagt der BMW-Verkäufer. „Dafür vermerken wir den Rabatt von BMW auf der Rechnung." Die müsse ich beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einreichen. "Seit Verabschiedung der Kaufprämie sind deutlich mehr Leute gekommen, um sich über den i3 zu informieren", behauptet der BMW-Mann. Über fehlende Formulare redet er nicht.

Kein Run auf Hybridwagen bei Audi

In der Audi-Filiale, die ich aufsuche, hat das Thema E-Prämie kaum Bedeutung. „Elektroauto?“, fragt die Empfangsdame überrascht. Nach kurzer Verwirrung schreitet aber doch ein Verkäufer herbei und führt mich zum A3 e-tron – Audis einzigem Elektrowagen, den allerdings nur ein Hybridmotor antreibt. „Tolles Auto, aber die meisten Kunden wünschen sich eben doch nur PS“, sagt der Verkäufer. Von einem Run auf E-Autos könne er hier noch nichts verspüren.

Einen Hybridwagen mit Prämie scheint er jedenfalls noch nicht verkauft zu haben. 3000 Euro könne man da doch mitnehmen, antwortet er auf die Frage, wie der Kaufanreiz genau funktioniert. Allerdings glaubt er, das Geld bezahle Audi allein. „Wie wir das dann genau machen, klären wir später“, sagt er. Das eher bescheidene Interesse nach den Hybridautos erklärt er sich durch den Preis. Der ausgestellte A3 e-tron mit jeder Menge Sonderausstattung kostet zum Beispiel etwa 50.000 Euro. Ein paar Meter weiter steht ein deutlich sportlicheres Benzinmodell – für den gleichen Preis.

Letzte Station der Einkaufstour ist Renault. Der französische Autohersteller gewährte schon vor der E-Auto-Prämie auf seinen Elektro-Kleinwagen Zoe 5000 Euro Rabatt. „Wir haben unsere Förderung jetzt auf 3500 bis 4000 Euro reduziert – aber mit den 2000 Euro vom Staat liegen Sie immer noch darüber“, sagt der Verkäufer hier. Ohne Prämie kostet der Zoe momentan 21.500 Euro – er wäre also schon für 15.500 Euro zu haben.

Testfahrt erst in zwei Wochen möglich

Eine Testfahrt ist allerdings erst in zwei Wochen möglich. „Bis dahin ist der Wagen ausgebucht“, sagt der Verkäufer. Wie seine Kollegen bei BMW und VW berichtet er von deutlich mehr Anfragen, seitdem es die Kaufprämie gibt. „Wenn Sie sich für einen Elektrowagen entscheiden, regeln wir das mit der Prämie“, sagt der Renault-Mann. Auch er beruft sich auf Kontakte ins Ministerium.

E-Auto-Pionier Tesla ist enttäuscht über den „Umweltbonus“, den die Große Koalition in der vergangenen Woche im Kabinett beschlossen hat. Von der Kaufprämie fühlt sich der Elektroauto-Vorreiter bewusst ausgegrenzt.
von Simon Book

Dabei regelt die Auszahlung der Prämie kein Ministerium, sondern das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Und selbst das weiß nicht genau, ab wann die Prämie tatsächlich gezahlt wird. „Die Vorbereitungen im BAFA für das elektronische Antragsverfahren laufen auf Hochtouren“, teilt ein Sprecher des BAFA auf die Anfrage der WirtschaftsWoche mit. Ab welchem Zeitpunkt der Kauf eines Elektroautos förderfähig ist, werde aber „aktuell noch geprüft“.

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