Elektroauto-Quote Union wirft Umweltministerin „Öko-Dirigismus“ vor

Elektroautos sind in Deutschland nach wie vor Ladenhüter. Umweltministerin Barbara Hendricks will das ändern und bringt eine Quote ins Spiel, um die Verkaufszahlen zu steigern. Die Union lehnt den Vorstoß ab.

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Im vergangenen Jahr kamen in Deutschland 11.410 reine Elektroautos neu auf die Straßen, knapp 1000 weniger als im Vorjahr. Quelle: dpa

Berlin Die Union hat den Vorstoß von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) für Quote für Elektroautos scharf zurückgewiesen. „Eine Quote ist nichts anderes als ein Kaufzwang. Der Öko-Dirigismus wird immer absurder“, sagte der Vize-Chef der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs (CDU), dem Handelsblatt. „Wer E-Autos verordnen will, hat jegliche Hoffnung in Innovation und Wettbewerb aufgegeben.“

Hendricks hatte die Quote angesichts des schleppenden Absatzes von Elektroautos in Deutschland ins Spiel gebracht. Es sei „gut möglich, dass wir eine Quote für Elektroautos brauchen werden, um den Übergang ohne Brüche zu organisieren“, sagte die Ministerin in einem Interview. „Und das sage ich nicht als Umweltministerin, sondern als Sozialdemokratin, die die guten Arbeitsplätze in Deutschland erhalten möchte. Die Quote wird die Hersteller auch dazu bewegen, endlich Modelle anzubieten, die für Normalverdiener erschwinglich sind.“

Der CDU-Verkehrsexperte Ulrich Lange reagierte ebenfalls mit Unverständnis. „Neue Forderungen nach Zwangsquoten sind hektischer Aktionismus der Ministerin. Käufer brauchen Zeit und brechen ihre Entscheidung nicht übers Knie“, sagte Lange. „Das, was für die potentiellen Käufer von Elektrofahrzeugen wichtig ist, sind die Reichweite und Verfügbarkeit von Ladesäulen.“ Hier sei zügig eine gute Infrastruktur nötig, und daher werde deren Ausbau bereits mit staatlichen Programmen gefördert.

Auch die Automobilindustrie wolle sich mit einer großen europaweiten Initiative an dem Aufbau der Ladesäuleninfrastruktur beteiligen, sagte Lange weiter. „Auf diesen Bereich sollten wir uns zunächst konzentrieren und nicht in blinden Aktionismus verfallen.“


Verband: Elektromarkt wird im Jahr 2017 um 50 Prozent zulegen

Elektroautos sind in Deutschland nach wie vor Ladenhüter. Auch an der Kaufprämie für Elektroautos gibt es ein halbes Jahr nach dem Start weiter kaum Interesse. Bis zum 1. Januar 2017 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lediglich 9023 Anträge auf eine Prämie gestellt. Davon waren rund 5100 Anträge für reine Elektroautos und knapp 3900 für Plug-In-Hybride. Die Kaufprämie kann seit Anfang Juli beantragt werden.

Im vergangenen Jahr kamen in Deutschland 11.410 reine Elektroautos neu auf die Straßen, knapp 1000 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der neuen Hybrid-Autos mit kombiniertem Verbrennungs- und Elektromotor stieg von rund 33.600 auf 48.000.

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Deutschland rechnet im laufenden Jahr mit einem deutlichen Zuwachs beim Absatz von E-Autos. „Wir gehen davon aus, dass der Elektromarkt im Jahr 2017 um 50 Prozent zulegen wird“, sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel der „Automobilwoche“. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erwartet bei den Zulassungen 2017 mit rund 15.000 E-Autos und 55.000 Hybriden, davon 22 000 Plug-ins.

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