Der weitere Verlauf der Energiewende sei im Zeitraffer einfach erklärt: So wie der Anteil an erneuerbarer Stromerzeugung weiter rapide steigt, sinkt der Anteil an konventioneller Stromerzeugung und damit an gesicherter Leistung. Mit Abschaltung aller KKW (bis 2022) und der Stilllegung konventioneller Kraftwerkskapazität sinkt die gesicherte Leistung trotz moderatem Zubau auf rund 73.000 MW. Die Kapazität Erneuerbarer übersteigt mit 80.000 MW bis 100.000 MW (Prognos: 2020 - 120 000 MW) alleine die notwendige Kapazität um bis zu 50 Prozent, wird aber nicht annähernd zur Versorgungssicherheit und zur Netzstabilität beitragen. Im Gegenteil! Windenergie an Land zum Beispiel hat eine Volllastzeit von rund 1.400 bis 2.200 Stunden (Offshore: 3.300 bis 4.000 Stunden). Zur Erinnerung: Das Jahr hat 8.760 Stunden! Spätestens hier wird klar, welche Dimension die Energiewende erfordert. Es ist deshalb höchst irreführend, zu behaupten, ein Windpark versorge mehrere 1000 Haushalte mit Strom. Wären diese Haushalte ausschließlich mit dem Windpark verbunden, würden sie die Hälfte der Zeit oder mehr im Dunkeln sitzen. Mit jedem Wind- und Solarkraftwerk wird der Strom volatiler und die Netzstabilität sinkt. Von 2011 auf 2012 haben die Netzschwankungen (Unter-/Übereinspeisungen) deutlich zugenommen.
Der kleine Unterschied zwischen Kilowatt (kW) und Kilowattstunde (kWh) wird das große Problem der Energiewende. Wir produzieren schon heute und künftig noch mehr temporären Strom im Überfluss, wenn er nicht gebraucht wird und können keinen produzieren, wenn er gebraucht wird (kein Wind, keine Sonne). Entscheidend ist deshalb die Unterdeckung an gesicherter Leistung von rund 12.000 MW beginnend 2015 und spätestens ab 2022, die zwangsläufig zu Netzengpässen und Blackouts führen wird. Denn gibt es eine Störung im Bereich des Netzbetreibers, muss es nach dem n-1-Kriterium einen alternativen Umweg geben, um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten. Dabei wird aber immer von einem lokalen Netzengpass (z. B. Trafo) ausgegangen. Bereits im vergangenen Jahr gab es in einer Netzwarte an mehr als 200 Tagen Engpässe, und an mehreren Blackouts sind wir selbst bei gesicherter Leistung gerade mit Not vorbeigeschrammt. Der eigentliche Grund für den Stromausfall in München vom 15. November 2012 wurde verschwiegen und zwischen den Stadtwerken München und E.On hin und her geschoben: Tatsächlich war es eine Stromspitze im Netz; ein Fingerzeig der Energiewende!
Zwischenfazit: Die Netzstabilität wird mit zunehmendem Ausbau erneuerbarer Energien zwangsläufig instabiler und kann wegen massiver Unterdeckung gesicherter Leistung nicht mehr gewährleistet werden. Dies wird für den Industriestaat Deutschland fatale Auswirkungen haben. Der erste flächendeckende Blackout insgesamt oder einer der vier Regelzonen wird vermutlich nicht wegen zu wenig, sondern wegen zu viel Strom erfolgen, fatalerweise!
War da mal was mit Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Stromversorgung? Würde das EEG so weitergeführt, steigt die EEG-Umlage auf 15 Cent. Der Strombereich würde die Erneuerbaren mit etwa 45 Milliarden Euro pro Jahr subventionieren. Wo bleibt da die Kugel Eis, mit der Grünen-Chef Jürgen Trittin die Kosten für einen Verbraucher verglichen hat? Und bei den Beschlüssen zur beschleunigten Energiewende hieß es vor zwei Jahren, die EEG-Umlage bleibt bei 3,5 Cent/kWh...