Am häufigsten betroffen ist den Ergebnissen zufolge das Lebensmittelhandwerk - 80 Prozent der Betriebe gaben an, sinkende Umsätze zu haben. Im Kfz-Bereich sowie bei privaten Dienstleistungs- und Gesundheitsgewerken sind es jeweils rund 70 Prozent. Laut der Hälfte aller Befragten sind die Rückgänge darauf zurückzuführen, dass Kundinnen und Kunden weniger kaufen. Jeder vierte Betrieb gab als Ursache an, dass durch gestiegene Beschaffungs- und Energiekosten Aufträge storniert wurden. Hierbei waren Mehrfachantworten möglich.
Hohe Energie- und Lebensmittelpreise
Seit Monaten treiben gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise die Inflation an. Im Oktober stieg die Jahresteuerungsrate auf 10,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren. Im November sank sie wieder leicht auf 10 Prozent. Hohe Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze dämpfen.
ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer zeigt sich besorgt: „Unsere aktuellen Umfrageergebnisse belegen eine in zahlreichen Fällen existenzbedrohende Betroffenheit des Handwerks durch die derzeitigen Krisenfolgen, wie sie selbst während der Corona-Pandemie in dieser Breite nicht festzustellen war”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Schneller schlau: Inflation
Wenn die Preise für Dienstleistungen und Waren allgemein steigen – und nicht nur einzelne Produktpreise – so bezeichnet man dies als Inflation. Es bedeutet, dass Verbraucher sich heute für zehn Euro nur noch weniger kaufen können als gestern noch. Kurz gesagt: Der Wert des Geldes sinkt mit der Zeit.
Die Inflationsrate, auch Teuerungsrate genannt, gibt Auskunft darüber, wie hoch oder niedrig die Inflation derzeit ist.
Um die Inflationsrate zu bestimmen, werden sämtliche Waren und Dienstleistungen herangezogen, die von privaten Haushalten konsumiert bzw. genutzt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschreibt das wie folgt: „Zur Berechnung der Inflation wird ein fiktiver Warenkorb zusammengestellt. Dieser Warenkorb enthält alle Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte während eines Jahres konsumieren bzw. in Anspruch nehmen. Jedes Produkt in diesem Warenkorb hat einen Preis. Dieser kann sich mit der Zeit ändern. Die jährliche Inflationsrate ist der Preis des gesamten Warenkorbs in einem bestimmten Monat im Vergleich zum Preis des Warenkorbs im selben Monat des Vorjahrs.“
Eine Inflationsrate von unter zwei Prozent gilt vielen Experten als „schlecht“, da sie ein Zeichen für schwaches Wirtschaftswachstum sein kann. Auch für Sparer sind diese niedrigen Zinsen ein Problem. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent an.
Deutlich gestiegene Preise belasten Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie können sich für ihr Geld weniger leisten. Der Privatkonsum ist jedoch eine wichtige Stütze der Konjunktur. Sinken die Konsumausgaben, schwächelt auch die Konjunkturentwicklung.
Von Disinflation spricht man, wenn die Geschwindigkeit der Preissteigerungen abnimmt – gemeint ist also eine Verminderung der Inflation, nicht aber ein sinkendes Preis-Niveau.
Härtefallhilfen dringend benötigt
Energieintensive Betriebe, deren Zahlungsfähigkeit in Gefahr sei, müssten daher bis kommenden März dringend von den von der Bundesregierung angekündigten Härtefallhilfen profitieren, forderte Wollseifer. Die Bundesregierung plant eine Gas- und Strompreisbremse für Haushalte und Unternehmen, die ab März 2023 greifen soll. Vorgesehen ist dann auch eine rückwirkende Entlastung für Januar und Februar.
20 Prozent der Befragten gaben Ende November an, infolge gestiegener Energiekosten Zahlungsschwierigkeiten zu haben. 15 Prozent berichten von Liquiditätsproblemen durch Lieferengpässe. 72 Prozent sind nach eigenen Angaben nicht in finanziellen Schwierigkeiten. Auch hier waren Mehrfachantworten möglich.
Die Befragung hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gemeinsam mit den Handwerkskammern und den Fachverbänden des Handwerks zwischen dem 22. und 28. November 2022 unter mehr als 3.000 Handwerksbetrieben durchgeführt.
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