Energiepolitik VW-Chef Diess will Atomkraft länger nutzen und früher aus Kohle aussteigen

Nach dem Atomausstieg will Deutschland auch aus der Kohle aussteigen. VW-Chef Diess kritisiert mit Blick auf den Klimaschutz den Zeitplan der Regierung.

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Der VW-Chef sieht die Prioritäten in Sachen Klimaschutz falsch gesetzt. Quelle: dpa

Berlin Volkswagen-Chef Herbert Diess hat die Energiepolitik der Bundesregierung massiv kritisiert und hält einen Kohleausstieg bis 2038 für zu spät. Um das Klima zu schützen, sollte Deutschland zuerst aus der Kohleverstromung aussteigen und dann erst aus der Atomenergie, sagte Diess in einem Interview des Fachdienstes „Tagesspiegel Background Mobilität & Transport“.

Union und SPD täten in der Regierung viel zu wenig für den Klimaschutz: „Wenn man sieht, wie zaudernd mit dem Thema Elektromobilität oder der Energiewende umgegangen wird, dann gleicht das fast einer Schockstarre. Ich kann schon verstehen, dass die Jugend deshalb auf die Barrikaden geht.“

Diess sagte, ein Kohleausstieg bis 2038 komme nach seiner Überzeugung viel zu spät: „Und die Prioritäten sind falsch gesetzt worden: Man hätte erst aus der Kohle und dann aus der Kernkraft aussteigen sollen.“ Er fügte hinzu: „Wenn uns der Klimaschutz wichtig ist, sollten die Kernkraftwerke länger laufen.“ Deutschland will bis Ende 2022 aus der Atomenergie aussteigen.

Eine breit besetzte Regierungskommission hatte Ende Januar ein Konzept für den schrittweisen Kohleausstieg bis Ende 2038 vorgelegt. Vorgesehen sind Milliarden-Strukturhilfen für die Kohle-Länder. Dagegen gibt es aber Protest in der Unionsfraktion.

Diess sagte, im Kampf gegen die Erderwärmung müsse man an den großen Hebeln ansetzen - dies sei die Vermeidung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas. Er sagte weiter: „Wir können die Klimaziele erreichen, wenn wir weltweit die Kohleförderung stark begrenzen und nicht ausbauen. Es werden aber 500 neue Kohlekraftwerke gebaut und 500 neue geplant. Die Bundesregierung könnte hier auch international deutlich mehr Einfluss ausüben. Stattdessen wird in Deutschland immer noch der Kohleabbau steuerlich gefördert. Das ist nicht konsequent.“

Mit Blick auf das Ergebnis der Europawahl sagte der VW-Chef: „Man sieht, dass sich die Mitte der Gesellschaft Richtung Nachhaltigkeit bewegt, Ökologie spielt eine immer größere Rolle. Das ist für Volkswagen extrem wichtig.“ Der Ausgang der Wahl habe VW in seiner Strategie bestätigt, für die Zukunft stark auf E-Autos zu setzen.

Mehr: In der deutschen Klimapolitik klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Realität, findet unsere Autorin. Ein Kommentar.

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