Energiesicherheit Deutsche Gasspeicher zu fast 70 Prozent gefüllt

Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Quelle: dpa

Die Debatte um die deutsche Energiesicherheit war nach der Reduzierung der russischen Gaslieferungen aufgekommen. Laut einer neuen Verordnung müssen die Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein.

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Trotz stark reduzierter Liefermengen aus Russland kommt die Gasspeicherung in Deutschland voran. Aktuell seien die Speicherkapazitäten zu 69 Prozent gefüllt, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Dienstag nach einer Schaltkonferenz mit der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Aktuell kämen täglich rund 0,4 Prozentpunkte hinzu.

Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Um das Ziel zu erreichen, müssen damit rein rechnerisch bis zum 31. August täglich gut 0,2 Prozentpunkte hinzukommen. Drei Viertel aller Gasspeicher in Deutschland sind nach Müllers Worten bereits zu mehr als 80 Prozent befüllt, teilweise auch schon zu über 85 Prozent. Sorgenkinder seien „eine Handvoll Speicher“, die sich zuvor in russischer Hand befunden hätten, wie Rehden in Niedersachsen und Wolfersberg in Bayern. Dort seien die Füllstände deutlich niedriger.

Die Großhandelspreise gingen am Freitag leicht zurück. Sie lägen in Folge der erneuten Lieferreduzierung aber weiter auf sehr hohem Niveau, berichtete die Behörde weiter. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen. Bei einigen sorgt das inzwischen für Empörung. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde bei einem Bürgerdialog in Bayreuth am Donnerstagabend mit lautstarken Protesten empfangen und verteidigte den Kurs der Bundesregierung. Deutschland dürfe trotz der finanziellen Nachteile durch stark gestiegene Energiepreise den russischen Krieg gegen die Ukraine nicht tolerieren, sagte er. Die Protestierenden waren bei der Veranstaltung insgesamt in der Minderheit.

Deutschland müsse so schnell wie möglich unabhängig von russischen Energien werden, betonte Habeck. Dafür will der Grünen-Politiker unter anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. „Wir müssen so schnell wie möglich unser Energiesystem umstellen, weg von fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Energien“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ab Samstag sollen etwa die Vergütungssätze für alle neuen Photovoltaikanlagen steigen.

Habeck erwartet einen „entscheidenden Schub“ für die Solarenergie. Bis zu 13,4 Cent pro Kilowattstunde sollen diejenigen erhalten, die ab Samstag eine neue Photovoltaikanlage in Betrieb nehmen. Zugleich gilt der Grundsatz, dass erneuerbare Energien im sogenannten „überragenden öffentlichen Interesse“ liegen und bei Abwägungen Vorfahrt haben. „Das ist entscheidend, um das Tempo zu erhöhen“, sagte Habeck. Erneuerbare Energien seien angesichts der aktuellen Lage zu einer Frage der „nationalen und europäischen Sicherheit geworden“.

Alternative zu russischem Gas: Wie es um die deutschen LNG-Terminals steht

Eine Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland lehnte Habeck am Freitag erneut ab. Deutschland müsse weniger abhängig werden und Russland habe sich bei der Energieversorgung als unzuverlässig erwiesen. Habeck verwies außerdem auf die internationale Allianz in der Ukraine-Politik. Vor allem die USA sind entschieden gegen die Pipeline.

Stattdessen soll Niedersachsen nun die Möglichkeit eines zweiten Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven prüfen. Darüber gab es laut Landesumweltministerium Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium. Ein konkreter Standort und ein möglicher Startzeitpunkt könnten aber noch nicht genannt werden. In einem bis eineinhalb Jahren könne womöglich ein neuer Anleger gebaut werden.

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Die Bauarbeiten für das erste LNG-Terminal in Wilhelmshaven sind angelaufen. Wenn alles nach Plan geht, kalkuliert das Bundesland mit einem Betriebsstart Ende Dezember. Als weitere LNG-Standorte stehen neben Stade in Niedersachsen bereits Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern fest.

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