
Der Koalitionsvertrag gilt als Richtschnur für die laufende Legislaturperiode. Einige Ziele darin werden gehalten, viele verfehlt und wenige übertroffen. Letzteres könnte für den Ausbau der Windenergie auf hoher See zutreffen. Die große Koalition hatte in ihrem Vertragswerk von 2013 einen „Ausbaupfad 2020 auf 6,5 Gigawatt“ festgelegt – so viel Strom wie der Betrieb von rund drei Kernkraftwerken liefert.
Nun könnte die Offshore-Stromproduktion im Umfang der Leistung eines zusätzlichen Atomkraftwerks hinzukommen.
Das zumindest sehen interne Überlegungen aus dem Bundesverkehrsministerium vor, dessen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie die Genehmigung der Windparks verantwortet.
Die 15 aussichtsreichsten Windparkprojekte vor Deutschlands Küsten
Größe: 70 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 3,6 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: Vattenfall
Eigentümer: Vattenfall, Stadtwerke München
Investoren: Vattenfall, Stadtwerke München
Anzahl versorgter Haushalte: 400.000¹
Investitionssumme: 1000 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2.695 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2014
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Stand: 15.09.2014
Quelle: windresearch
Größe: 41 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 5,0 MW
Parkleistung: 400 MW
Projektentwickler: Windreich (in Insolvenz)
Eigentümer: Stadtwerke München, Heag, Axpo International, Exportes Offshore, Windreich, Norderland
Investoren: Stadtwerke München, Heag, Axpo International, Exportes Offshore, Windreich, Norderland
Anzahl versorgter Haushalte: 445000¹
Investitionssumme: 1700 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 3744 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2014
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 40 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 3,6 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: WindMW
Eigentümer: Blackstone, Windland
Investoren: Blackstone, Windland
Anzahl versorgter Haushalte: 370.000¹
Investitionssumme: 1200 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2695 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2014
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 56 qkm
Anzahl der Anlagen: 40
Einzelleistung je Anlage: 5,0 MW
Parkleistung: 200 MW
Projektentwickler: Trianel
Eigentümer: Trianel
Investoren: Trianel, Europ. Investment Bank, NRW-Bank, Dexia Kommunalbank, UniCredit
Anzahl versorgter Haushalte: 200.000¹
Investitionssumme: 800 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 1872 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2014
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 32 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 3,6 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: E.On
Eigentümer: E.On
Investoren: E.On
Anzahl versorgter Haushalte: 300.000¹
Investitionssumme: 1000 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2799 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2015
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 27 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 3,6 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: EnBW
Eigentümer: EnBW
Investoren: EnBW
Anzahl versorgter Haushalte: 340.000¹
Investitionssumme: 1100 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2675 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2015
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 36 qkm
Anzahl der Anlagen: 78
Einzelleistung je Anlage: 4 MW
Parkleistung: 312 MW
Projektentwickler: PNE 2 Riff I
Eigentümer: DONG Energy, Kirkbi, Oticon Stiftung
Investoren: DONG Energy, Kirkbi, Oticon Stiftung
Anzahl versorgter Haushalte: 320.000¹
Investitionssumme: 1250 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2592 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2015
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 33 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 3,6 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: wpd
Eigentümer: Marguerite Fund, Siemens Financial Service, Industriens Pension, PKA, CDC Infrasturcture, wpd Butendiek
Investoren: E.On
Anzahl versorgter Haushalte: 300.000¹
Investitionssumme: 1000 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2799 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2015
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 24 qkm
Anzahl der Anlagen: 48
Einzelleistung je Anlage: 6,15 MW
Parkleistung: 295 MW
Projektentwickler: RWE Innogy
Eigentümer: RWE Innogy
Investoren: RWE Innogy
Anzahl versorgter Haushalte: 300.000¹
Investitionssumme: 1000 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2869 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2015
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 42 qkm
Anzahl der Anlagen: 55
Einzelleistung je Anlage: 6 MW
Parkleistung: 330 MW
Projektentwickler: Dong Energy
Eigentümer: Dong Energy
Investoren: Dong Energgy
Anzahl versorgter Haushalte: 340.000¹
Investitionssumme: 1250 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 3207 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2016
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 46 qkm
Anzahl der Anlagen: 80
Einzelleistung je Anlage: 5 MW
Parkleistung: 400 MW
Projektentwickler: Nordsee Offshore MEG
Eigentümer: Windreich (in Insolvenz)
Investoren: keine Angaben
Anzahl versorgter Haushalte: 445.000¹
Investitionssumme: 1400 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 3780 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2018
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 6 qkm
Anzahl der Anlagen: 18
Einzelleistung je Anlage: 6,15 MW
Parkleistung: 111 MW
Projektentwickler: wpd
Eigentümer: wpd
Investoren: wpd
Anzahl versorgter Haushalte: 140.000¹
Investitionssumme: 300 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 1046 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2018
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 33 qkm
Anzahl der Anlagen: 54
Einzelleistung je Anlage: 6,15 MW
Parkleistung: 332 MW
Projektentwickler: Rwe Innogy
Eigentümer: RWE
Investoren: RWE
Anzahl versorgter Haushalte: 300.000¹
Investitionssumme: 1100 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 3138 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2018
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 66 qkm
Anzahl der Anlagen: 72
Einzelleistung je Anlage: 4 MW
Parkleistung: 288 MW
Projektentwickler: Vattenfall
Eigentümer: Vattenfall, Stadtwerke München
Investoren: Vattenfall, München
Anzahl versorgter Haushalte: 370.000¹
Investitionssumme: 1200 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 2722 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2018
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
Größe: 35 qkm
Anzahl der Anlagen: 70
Einzelleistung je Anlage: 5 MW
Parkleistung: 350 MW
Projektentwickler: Iberdrola
Eigentümer: Iberdrola
Investoren: Iberdrola
Anzahl versorgter Haushalte: 400.000¹
Investitionssumme: 1500 Mio. Euro
Einnahmen nach 20 Jahren: 3612 Mio. Euro²
Voraussichtliche Inbetriebnahme: 2018
¹Angaben der Projektentwickler, zum Teil geschätzt; ²Aus Einspeisevergütung
„Ein Ausbau der Offshore-Windenergie auf 7,7 Gigawatt bis 2020 macht Sinn“, heißt es in hochrangigen Regierungskreisen. Bislang ging die Bundesregierung davon aus, dass in Nord- und Ostsee bis 2020 pro Jahr im Schnitt zwei Windparks ihren Betrieb aufnehmen sollen. Nun könnte sich diese Zahl erhöhen. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass genug Windparks genehmigungsfähig werden“, sagt ein Beteiligter.
Hohe Kosten, enttäuschte Erwartungen
Der Offshore-Windenergie gelingt damit ein erstaunlicher Imagewandel. Die Technik hatte wegen ihrer hohen Kosten in der Vergangenheit nicht alle Erwartungen der Politik eingelöst.
Doch die Experten der Bundesregierung sehen nun ihre Vorteile. Auf hoher See weht der Wind nahezu rund um die Uhr, sodass die Stromproduktion außerordentlich stetig ausfällt. Die beiden ersten Windparks Alpha Ventus in der Nordsee und Baltic 1 in der Ostsee haben bislang zudem mehr Strom produziert, als Prognosen vorhergesagt hatten.
Einsparmöglichkeiten bei Offshore-Windparks
Ein Windpark auf hoher See mit 400 Megawatt Leistung kostet rund 1,8 Milliarden Euro. Schöpften die Planer alle Einsparpotenziale aus, ließe er sich 2020 etwa ein Drittel preiswerter bauen – und würde die Kilowattstunde dann für rund 10 statt 14 Cent erzeugen.
Gesamtkosten für einen Standardpark heute: 1,8 Mrd. Euro
Kosten heute: 72 Mio. Euro
Einsparungen: 18 Mio. Euro
Durch Einsparungen wie: vereinfachte Genehmigungen, Zuschlag für den billigsten Bieter in Ausschreibungen
Kosten heute: 54 Mio. Euro
Einsparungen: 3 Mio. Euro
Durch Einsparungen wie: sinkende Versicherungsprämien und Zinsen, weil Vertrauen in Technik steigt
Kosten heute: 774 Mio. Euro
Einsparungen: 310 Mio. Euro
Durch Maßnahmen wie: Serienfertigung, höhere Leistung, Einsatz preiswerterer Materialien
Kosten heute: 270 Mio. Euro
Einsparungen: 160 Mio. Euro
Durch Maßnahmen wie: schnellere Installation von Fundamenten und Rotoren, mehr Montageschiffe
Kosten heute: 360 Mio. Euro
Einsparungen: 80 Mio. Euro
Durch Maßnahmen wie: kleinere Umspannstationen, einheitliche Genehmigungsstandards
Kosten heute: 270 Mio.
Einsparungen: 50 Mio.
Durch Maßnahmen wie: robustere Bauteile und längere Serviceintervalle
bis 2020 insgesamt: 621 Mio. Euro
Quellen: windresearch, eigene Berechnungen, die Einsparpotenziale sind jeweils Beispiele, das ganze ist eine Musterrechnung
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) verweist auf das vor einem Jahr in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das zwar ein Ausbauziel bei der Offshore-Windenergie von 6,5 Gigawatt bis 2020 vorsieht, aber der Bundesnetzagentur Spielraum beim Netzanschluss einräumt. So darf die Regulierungsbehörde in Bonn verfügen, die Anschlussleistung für den Strom-Transport vom Meer aufs Festland bis 2020 auf 7,7 Gigawatt auszubauen.
Über die im Vergleich zur Stromproduktion um 1,2 Gigawatt höhere Anschlusskapazität soll sichergestellt werden, „dass der im EEG genannte Korridor von 6,5 Gigawatt auch tatsächlich erreicht wird“, heißt es aus dem BMWi.
Hintergrund der Pufferzone seien Erfahrungen aus der Vergangenheit, als es beim Ausbau der Offshore-Plattformen zu Verzögerungen kam. Die Anschlusskapazität würde so auf jeden Fall ausreichen, um auch zusätzliche Windparks anzubinden.
Die Branche begrüßt die Überlegungen der Politik. „Die Ausbauziele von 6,5 Gigawatt bis zum Jahr 2020 werden wir schaffen“, sagt Ronny Meyer, Geschäftsführer der Windenergieagentur in Bremerhaven. „Wir würden auch gerne mehr machen, brauchen dafür aber Planungssicherheit“, sagt Meyer. Sollte der Ausbaubedarf über die geplanten 6,5 Gigawatt hinausgehen, „muss spätestens im kommenden Jahr eine Entscheidung erfolgen“, sagt er.