Energiewende Gebäudesanierung kann Arbeitsplätze schaffen und das Klima schützen

Viele Gebäude in Deutschland sind energetisch veraltet. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten sie saniert werden. Das kann Tausende Jobs schaffen.

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Der Studie zufolge wird der Großteil der erforderlichen Gebäudesanierung von mittleren und kleinen Betrieben durchgeführt. 215.000 zusätzliche Arbeitsplätze können so entstehen. Quelle: dpa

Berlin Öffentliche und private Gebäude in Deutschland stehen für 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs. Hier Energie und damit Kohlendioxid (CO2) einzusparen ist eine zentrale Voraussetzung für die aktuellen Klimaziele. Union und SPD haben sich darum die Förderung der energetischen Gebäudesanierung in den Koalitionsvertrag geschrieben.

Erstmals hat jetzt das Forschungsinstitut für Wärmeschutz München (FIW) die Auswirkungen ermittelt, die von einer energetischen Sanierung des Gebäudebestandes ausgehen könnten. So heißt es in einer noch unveröffentlichten Studie, die dem Handelsblatt vorliegt, dass im Bauhandwerk rund 215.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten, wenn der Gebäudebestand bis 2050 energetisch modernisiert werde. Dazu müsste die Sanierungsquote von derzeit unter einem Prozent auf 1,6 Prozent verdoppelt werden. Ein klimaneutraler Gebäudebestand bis zur Mitte des Jahrhunderts ist erklärtes Ziel der Bundesregierung.

Weitere 67.000 Arbeitsplätze würden im Neubau von energiesparsamen Gebäuden entstehen, heißt es in der Studie, die im Auftrag des Bundesverbandes energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) errechnet wurde. Der Verband, der natürlich für eine höhere Sanierungsquote trommelt, wirft der Bundesregierung vor, seit Jahren die Förderung der energetischen Sanierung zu vernachlässigen.

Längst sei klar, dass durch Automation und Digitalisierung viele Arbeits- und Ausbildungsplätze in klassischen Berufen verschwinden würden, sagt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer der BuVEG. „Mit der Umsetzung der energetischen Sanierung hat Deutschland jedoch langfristig ein großes, zukunftssicheres Beschäftigungsreservoir in der Bauwirtschaft.“ Dieses Potenzial durch eine inkonsequente Politik brach liegen zu lassen, wäre ein arbeitsmarktpolitischer und volkswirtschaftlicher Fehler.

Der Ausbau werde ganz überwiegend von kleinen und mittleren Betrieben gestemmt, heißt es bei der BuVEG. Besonders diese Betriebe stellten aber nur dann zusätzliche Mitarbeiter ein, wenn die wirtschaftliche Entwicklung planbar sei und die politischen Rahmenbedingungen stimmten. Hinrichs forderte darum die Bundesregierung auf, „zügig die steuerliche Förderung zu verbessern und Fördermaßnahmen zu vereinfachen“.

Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, die energetische Gebäudesanierung steuerlich fördern zu wollen. Dabei werde es für die Antragsteller ein Wahlrecht zwischen einer Zuschussförderung und einer Reduzierung des zu versteuernden Einkommens geben, heißt es. Konkrete Vorschläge liegen bislang aber noch nicht auf dem Tisch.

Auch die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand im Gebäudebereich will die Regierung nun endlich ernst nehmen. Für Bundesliegenschaften soll darum ein energetischer Sanierungsfahrplan beschlossen werden. Insgesamt hat die Regierung für Sonderabschreibungen beim Neubau und die energetische Gebäudesanierung zwei Milliarden Euro in der Legislaturperiode vorgesehen.

Darin ist allerdings auch die geplante Förderung von mehr Wohneigentum für Familien enthalten. Bau- und Heimatminister Horst Seehofer (CSU) will bald ein großes Gesetzespaket rund um das Thema Wohnungsbau präsentieren.

Das kündigte sein Staatssekretär Marco Wanderwitz vergangenen Donnerstag auf dem Deutschen Immobilien Kongress des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen an. Im Herbst soll es einen „Wohngipfel“ unter anderem mit den Ländern und Kommunen geben, um die Eckpunkte miteinander zu besprechen.

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