Engelbert Lütke Daldrup Dieser Mann hat das Monster BER gezähmt

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„Der BER kann mehr“

Dass der ganze Ärger nun nach der Eröffnung aufhört, ist kaum zu erwarten. Das Fluggastaufkommen an den deutschen Airports ist auf 20 bis 25 Prozent des Vorjahresniveau gesunken; mit einer Erholung rechnet man erst 2024. Der Plan, wonach der BER ab 2025 endlich schwarze Zahlen schreiben soll, ist seit Corona hinfällig. Stattdessen braucht die Flughafengesellschaft in diesem Jahr eine Finanzspritze von rund 260 Millionen Euro. Eine Prognose für 2021 wagt Daldrup nicht.

An die Politik richtet er dennoch weitere Wünsche. So soll der BER irgendwann auch mit dem ICE erreichbar sein; schon heute halten Regional- und S-Bahnen sowie der Flughafenexpress direkt unter dem Terminal. Daldrup rechnet damit, dass mindestens zwei Drittel der Fluggäste mit der Bahn anreisen werden. Vor allem aber möchte er mehr internationale Fluggesellschaften nach Berlin locken. Dass die Lufthansa nur noch Frankfurt und München anfliegt und die Hauptstadt links liegen lässt, wurmt viele an der Spree.

„Der BER kann mehr, aber dafür brauchen wir einen fairen Wettbewerb“, sagt Daldrup. Sein Wunsch: Berlin soll das dritte Drehkreuz in Deutschland werden. „30 Jahre nach der Wiedervereinigung muss ein Stück Chancengleichheit geschaffen werden“. Dass Berlin nur sieben internationale Langstreckenverbindungen anbieten darf, während die Konkurrenz in Westdeutschland weit über hundert solcher Angebote vorhält, findet er schlicht ungerecht.

Allerdings hat die Pandemie auch ein Gutes. Zum einen ist angesichts des sinkenden Passagieraufkommens die Behauptung widerlegt, der Flughafen sei schon bei der Eröffnung zu klein. Die Prognosen der vergangenen Jahre haben sich durch Corona schlicht in Luft aufgelöst. Deshalb wäre es sogar egal, wenn sich die Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus im Terminal 2 noch verzögern würde. Zum anderen dürfte es auch für die Feuertaufe beim Anlaufen des Flugbetriebs am Samstag von Vorteil sein, wenn nur geschätzte 5000 statt der ursprünglich geplanten 25.000 Passagiere zum BER kommen.

Der alte Flughafen Schönefeld in Sichtweite des neuen Airports wird nach einem Umbau als Terminal 5 des BER weiterbetrieben, der im alten West-Berlin gelegene Flughafen Tegel am 7. November aus dem Flugbetrieb herausgenommen. Was mit den Gebäuden und dem riesigen Gelände dort geschieht, ist – typisch Berlin – immer noch nicht geklärt, aber das ist eine andere Geschichte.


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Als am Samstagabend der letzte Flieger des Tages in den Berliner Nachthimmel entschwand, mag Daldrup wohl doch ein wenig gefeiert haben. Der 31. Oktober ist sein 64. Geburtstag – ein schöneres Geschenk als die erfolgreiche Eröffnung des BER kann er sich selbst nicht machen.

Mehr zum Thema: Der Flughafen Tegel wird bald seinen Betrieb einstellen. Architekt Volkwin Marg spricht zum Abschied über falsche Bewunderer des TXL und verkehrspolitische Lehren.

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