
Brüssel/Hannover Knapp zehn Jahre nach seinem Wechsel nach Brüssel will sich der frühere Grünen-Chef Reinhard Bütikofer (64) wieder mehr in seiner Partei einbringen. „Ich werde mit Blick auf die Europawahl auch für den Grünen-Parteirat kandidieren“, sagte der Europaabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur vor dem Grünen-Parteitag am Wochenende. Beim Parteirat handelt es sich um ein 16-köpfiges Spitzengremium, das unter anderem den Grünen-Vorstand berät.
Den anstehenden Führungswechsel in seiner Partei begrüßte Bütikofer, der von 2002 bis 2008 selbst Bundesvorsitzender war und 2012 Chef der Europäischen Grünen wurde. „Tatsächlich haben wir eine Situation, in der es klug ist, neue Akzente zu setzen“, sagte er. „Man muss ganz realistisch und selbstkritisch zugeben, das Potenzial, das wir ausschöpfen wollen, ist größer als 8,9 Prozent.“
Diesen Stimmenanteil hatten die Grünen bei der Bundestagswahl im September erreicht. Bütikofer verwies aber auf schwache Ergebnisse bei den Landtagswahlen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. „Dass man da neuen Schwung nimmt, finde ich völlig angemessen“, sagte er. Die Grünen wählen nach dem Rückzug der Vorsitzenden Cem Özdemir und Simone Peter beim Parteitag am Freitag und Samstag in Hannover eine neue Spitze. Bütikofer hatte zuletzt auch schon bei den gescheiterten Sondierungen für ein Jamaika-Bündnis mit am Tisch gesessen.
Für grüne Themen wie ökologische Finanzinvestitionen, den Kohleausstieg oder den Schutz der Artenvielfalt sieht Bütikofer eine Renaissance. „Die Leute sind beunruhigt darüber, dass man Singvögel noch so wenig hört. Plastikmüll, gerade in den Meeren, ist überall ein Thema. In der Gesellschaft ändert sich was. Wenn wir als Grüne deutlich machen, dass ökologische Herangehensweisen auch für soziale Probleme Antworten liefern, dann können wir enorm reüssieren.“